Menschenrechtler kritisieren «brutale» Hinrichtungen

Foto: Pixabay
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RIAD: Nach der Hinrichtung von 81 Menschen in Saudi-Arabien an einem einzigen Tag üben Menschenrechtler erneut scharfe Kritik am dortigen Strafvollzug. Human Rights Watch warf der Regierung in einer Mitteilung vom Dienstag eine «brutale Demonstration seiner autokratischen Macht» vor. Es sei die größte Massen-Hinrichtung der vergangenen Jahre trotz Zusagen aus Riad, die Anwendung der Todesstrafe einzuschränken. Die «schockierende Gleichgültigkeit» gegenüber den Verurteilten zeige sich auch daran, dass Angehörige vielfach erst in den Medien von den Hinrichtungen erfahren hätten.

Im Justizsystem Saudi-Arabiens würden Todesurteile nach «extrem und offenkundig unfairen Verfahren» verhängt, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mit. «Urteile beruhen auf «Geständnissen», die unter Folter und anderer Misshandlung erpresst werden», sagte die Nahost-Expertin der Organisation, Lynn Maalouf.

Die Beschuldigten wurden dem saudischen Innenministerium zufolge wegen unterschiedlicher Verbrechen verurteilt. Dazu zählten Mord an «unschuldigen Männern, Frauen und Kindern» und Mitgliedschaft bei Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat (IS) oder Al-Kaida. Bei den meisten Hingerichteten habe es sich um Saudis gehandelt.

Nach Informationen von Human Rights Watch waren 41 Männer Angehörige der schiitischen Minderheit, die etwa zwölf Prozent der Bevölkerung im sunnitischen Saudi-Arabien ausmacht. Sie wird laut Kritikern systematisch benachteiligt, diskriminiert und von Behörden vernachlässigt. Insgesamt seien dieses Jahr bereits 92 Menschen hingerichtet worden, teilte Amnesty mit. Mindestens 30 weiteren drohe nach bereits verhängten Todesurteilen dasselbe Schicksal.

Im vergangenen Jahr hatte Amnesty International mitgeteilt, dass nach einem Rückgang während der G20-Präsidentschaft des Landes wieder mehr Menschen hingerichtet worden seien. Zwischen Januar und Juli 2021 seien 40 Exekutionen vollstreckt worden - nach 27 im Jahr zuvor. 2019 gehörte der Großteil der seinerzeit 37 Hingerichteten laut Amnesty ebenfalls der schiitischen Minderheit an.

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