Mehr Tote auf der Fluchtroute von Westafrika

Othman Belbeis, leitender regionaler Berater des IOM-Generaldirektors für den Nahen Osten und Nordafrika, spricht über die Veröffentlichung des Berichts. Foto: epa/Martialisch Trezzini
Othman Belbeis, leitender regionaler Berater des IOM-Generaldirektors für den Nahen Osten und Nordafrika, spricht über die Veröffentlichung des Berichts. Foto: epa/Martialisch Trezzini

GENF/BERLIN: Auf dem Weg von Westafrika zu den zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln sind nach Angaben der UN-Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr bis Ende August schon mindestens 785 Menschen ums Leben gekommen. Das seien mehr als doppelt so viele Todesopfer wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Zudem gebe es sicher eine große Dunkelzimmer, teilte der Direktor des in Berlin ansässigen IOM-Analysezentrums für Migration, Frank Laczko, am Freitag mit.

Immer wieder entdeckten Fischer menschliche Überreste in ihren Netzen. Nach Recherchen der spanischen Hilfsorganisation Caminando Fronteras sind von Januar bis Ende Juni mindestens 36 Boote mit Migranten auf der Strecke spurlos verschwunden.

Manchmal erfährt die Welt von Tragödien: Ein Boot mit ursprünglich 54 Menschen an Bord driftete ohne Motor zwei Wochen im Meer, ehe es Mitte August vor der mauretanischen Küste entdeckt wurde. Sieben Menschen überlebten. Sie erzählten, wie das Essen und das Wasser ausgingen. Verzweifelte Menschen seien durchgedreht, hätten geschrien und andere gebissen oder sich ins Meer gestürzt.

Insgesamt erreichten in diesem Jahr bis Ende August gut 9000 Migranten die Kanarischen Inseln, ein Anstieg um 140 Prozent im Jahresvergleich. Extreme Armut, verschärft durch die Corona-Pandemie, treibe die Menschen überwiegend aus Afrika in die Flucht. Sie sähen keinen anderen Ausweg, als extrem gefährliche Routen zu wählen, weil es kaum Chancen auf legale Migration gebe, meinte Laczko. Das müsse geändert werden.

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