Mehr Bootsmigranten aus Tunesien: In Süditalien wächst Unmut

Archivfoto: epa/Ettore Ferrari
Archivfoto: epa/Ettore Ferrari

ROM: Ein Anstieg der Zahl der Bootsmigranten im Juli sorgt in Süditalien für wachsenden Unmut in betroffenen Städten. Auf den Inseln Lampedusa und Sizilien trafen nach offiziellen Angaben täglich große Gruppen von Menschen ein - viele davon aus Tunesien. In dem nordafrikanischen Land herrscht wirtschaftliche Not.

Städte in Süditalien warnten, ihre Auffanglager seien überfüllt. Die Bürgermeisterin von Porto Empedocle auf Sizilien, Ida Carmina, richtete einen Hilfsappell an Ministerpräsident Giuseppe Conte, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag schrieb. Die Angst vor einem Anstieg der Corona-Zahlen verschärft die Lage.

Ida Carmina, die zur in Rom mitregierenden Fünf-Sterne-Bewegung gehört, forderte mehr Solidarität von anderen Kommunen im Land. Sie sprach sich für Luftbrücken aus, die Menschen von der kleinen Insel Lampedusa in andere Gebiete bringen könnten. Sie sagte dagegen «nein zu einem vor Porto Empedocle vor Anker gehenden Quarantäne-Schiff mit 1000 Plätzen». Das berge Risiken für den Tourismus. Das Innenministerium will mit einem Schiff die Aufnahmezentren entlasten.

«Wir müssen die Mechanismen für die Rückführung nach Tunesien sofort wieder aktivieren», sagte Außenminister Luigi Di Magio am Rande einer Veranstaltung in Rom. Tunesien gelte für Rom als «sicheres Land». Der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi von der rechten Oppositionspartei Forza Italia sprach von «der Gefahr einer neuen Welle von importierten Coronaviren». 2020 kamen bisher 12.533 Migranten nach Italien - im Vergleichszeitraum 2019 waren es knapp 3600 gewesen.

Die EU-Kommission koordiniert auf Anfrage Italiens inzwischen die Verteilung geretteter Menschen auf weitere EU-Staaten, wie ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Dienstag sagte. Man sei in Kontakt mit anderen Ländern, die Gespräche hätten jedoch gerade erst begonnen. Man sei sich der «gegenwärtigen Herausforderungen» in Italien, insbesondere auf der Insel Lampedusa, bewusst.

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Thomas Knauer 29.07.20 19:37
Herr Ingo Kerp
das ist für einen Rechtsstaat keine machbare Lösung.
Sowohl internationales Seerecht wie EU Recht sieht vor das jedem in Seenot, egal wie er dazu gekommen ist, geholfen werden muss und jeder Anspruch hat nur in einem Land von Bord zu gehen in dem ihm jede Möglichkeit und Zugang zu allen Menschenrechten sicher ist, was in Nordafrika derzeit nirgends der Fall ist.
Außerdem hat jeder der die Grenzen Italiens, stellvertretend für alle EU Staaten, ein Recht auf das Stellen eines Asylantrags und auf einen Bescheid, gegen den er bei Ablehnung Widerspruch einlegen kann.
Besser wäre es dafür zu sorgen das die Menschen sich erst gar nicht auf den Weg machen. Damit ist aber kein Geld zu verdienen und würde das Leben in der 1. Welt verändern. Deshalb wird hier nichts unternommen.
Dieter Schell-Zahn 29.07.20 14:11
Selbst Schuld.
Das kommt davon, wenn man einen bewährten Innenminister wie Salvini abwählt.
Ingo Kerp 29.07.20 12:37
«Wir müssen die Mechanismen für die Rückführung nach Tunesien sofort wieder aktivieren», sagte Außenminister Luigi Di Magio..............Das geht relativ einfach. Die Boote den den Haken nehmen und zurück nach Tunesien ziehen. Thema erledigt.