Macron leitet Krisentreffen zur Pegasus-Affäre

Sitzung der nationalen Sicherheit zur Besprechung der Pegasus-Spionagesoftware im Präsidentenpalast Elysee. Foto: epa/Ludovic Marin
Sitzung der nationalen Sicherheit zur Besprechung der Pegasus-Spionagesoftware im Präsidentenpalast Elysee. Foto: epa/Ludovic Marin

PARIS: Nach Medien-Enthüllungen zur Überwachungssoftware Pegasus untersucht Frankreich nun die Vorwürfe. Staatschef Emmanuel Macron leitete am Donnerstag ein Sondertreffen des Rates für nationale Sicherheit und Verteidigung, wie Kreise des Präsidentenpalastes bestätigten. «Der Staatspräsident nimmt das Thema sehr ernst und verfolgt die Fortschritte der Untersuchung genau», hieß es.

Macron und mehrere Regierungsmitglieder waren nach Informationen der Tageszeitung «Le Monde» 2019 mögliche Ziele der Überwachungssoftware Pegasus des israelischen Anbieters NSO. Eine von Macrons Mobilfunknummern stehe auf einer Liste eines marokkanischen Sicherheitsdienstes für eine mögliche Ausspähung.

Falls sich die Sachverhalte als richtig erweisen sollten, seien «sie natürlich sehr schwerwiegend», hieß es weiter aus den Kreisen. Es gebe aber bisher keine Gewissheit, deshalb sei Vorsicht angebracht. Élyséekreise hatten bereits nach der Veröffentlichung mitgeteilt, die Medieninformationen bedeuteten nicht, dass Macrons Handy tatsächlich ausgespäht wurde. Marokko dementierte jegliche Beteiligung an der Überwachung von Personen des öffentlichen Lebens.

Pegasus nutzt Sicherheitslücken in Smartphone-Software, um weitreichenden Zugriff auf Daten zu erlangen. Regierungssprecher Gabriel Attal sagte im Radiosender France Inter, die Mobiltelefone des Staatschefs würden regelmäßig ausgewechselt.

Die Nummern der französischen Staatsspitze gehören zu einem Datensatz mit mehr als 50.000 Telefonnummern, die ein internationales Journalistenkonsortium gemeinsam mit den Organisationen Forbidden Stories und Amnesty International auswertete, so «Le Monde». Die Nummern sollen den Berichten zufolge offenbar von Kunden von NSO als potenzielle Ausspähziele ausgewählt worden sein. NSO hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und einzelne Details aus den Berichten bestritten. An dem Journalistenkonsortium sind auch die «Süddeutsche Zeitung», NDR, WDR und die «Zeit» beteiligt.

Nach einem weiteren Bericht von «Le Monde» fanden sich auf der Liste auch rund 30 Journalisten und Chefs von Medienunternehmen in Frankreich. Nach einer Anzeige von zwei Journalisten und der Verlagsgesellschaft der Online-Plattform «Mediapart» hatte die Pariser Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen.

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