Kritik an Verurteilung von Wiener Student in Ägypten

Foto: Freepik
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KAIRO/WIEN: Die Verurteilung eines Wiener Studenten in Ägypten zu vier Jahren Haft wegen der angeblichen Verbreitung von «Falschnachrichten» hat Kritik ausgelöst. Ein ägyptisches Gericht hatte das Urteil gegen Ahmed Samir Santawi, der Soziologie und Anthropologie an der Central European University (CEU) in Wien studiert, am Dienstag verhängt. Ein Dutzend Menschenrechtsorganisationen forderten am Mittwoch die Freilassung des Ägypters. Amnesty International sprach von einem «Verstoß gegen das Recht auf freie Meinungsäußerung und damit auch gegen Ägyptens Verfassung». Das Urteil ist rechtskräftig.

Santawi forscht im Rahmen seines Masterstudiums unter anderem zu Frauenrechten in Ägypten. Während eines Heimatbesuchs im Februar wurde er nach Ankunft am Flughafen von Scharm el-Scheich befragt und später festgenommen, nachdem er einer Vorladung zur Polizei gefolgt war. Er galt tagelang als verschwunden und wurde in dieser Zeit nach eigenen Angaben auch von Sicherheitskräften geschlagen.

Menschenrechtlern zufolge beruht seine Verurteilung auf Facebook-Posts, in denen die Lage der Gefängnisse und der Umgang mit der Corona-Pandemie in Ägypten kritisiert wird. Santawi hat bestritten, für die Posts verantwortlich zu sein. Die Menschenrechtsorganisationen forderten ein Ende der «Kampagne» gegen ägyptische Wissenschaftler.

Santawis Fall erinnert an die Festnahme von Patrick George Zaki, der ein Studium in Italien absolvierte und während eines Heimatbesuchs im Februar 2020 festgenommen wurde. Zaki forschte zu Frauenrechten und Gender-Themen. Seinen Anwälten zufolge wurde er geschlagen und mit Elektroschocks gefoltert. Ihm wird ebenfalls vorgeworfen, «Falschnachrichten verbreitet» und darüber hinaus «zum Protest angestiftet» zu haben. Zaki ist bis heute in den Händen der Sicherheitsbehörden, ohne dass ihm ein Prozess gemacht worden wäre - eine in Ägypten übliche Vorgehensweise, die sich über Monate oder sogar Jahre ziehen kann.

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Johannes Heinrich Paul Schulte 27.06.21 21:37
Mein Wunsch an die Redaktion
Auch wenn ich ein absluter Verfechter der Meinugsfreiheit bin, veroeffentlich nicht mehr persoenliche Angriffe. Die nehmen im Netz immer mehrRaumein.
Hans Peter Schärer 24.06.21 06:50
Santawi
Santawi tönt wie ein österreichischer Name. Wieso muss ein Österreicher in Ägypten über Frauenrechte studieren? Wenn wundert es? Wenn man Verhaftet wird?