Alle Waffenkäufe aus Israel aussetzen

​Kolumbiens Präsident Petro 

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro. Foto: epa/Miguel Gutierrez
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro. Foto: epa/Miguel Gutierrez

BOGOTÁ: An einem Hilfsgüterkonvoi im Gazastreifen kommt es zur Katastrophe mit vielen Toten. Als Reaktion ordnet Kolumbiens Präsident eine Maßnahme an, die die Sicherheit seines Landes beeinträchtigen könnte.

Kolumbien setzt nach dem Tod Dutzender Menschen bei der Ankunft von Hilfsgütern im Gazastreifen alle Waffenkäufe aus Israel aus. «Beim Betteln nach Lebensmitteln wurden mehr als 100 Palästinenser von Netanjahu getötet. Dies wird als Völkermord bezeichnet und erinnert an den Holocaust, auch wenn die Weltmächte dies nicht wahrhaben wollen», schrieb Staatspräsident Gustavo Petro am Donnerstag auf der Plattform X, ehemals Twitter. Die Welt müsse den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu blockieren, sagte Petro und ordnete die Aussetzung aller Waffenkäufe aus dem Land an.

Der Hamas-kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen zufolge sollen bei dem Vorfall am Donnerstag mehr als hundert Menschen getötet und mehrere Hunderte verletzt worden sein. Die israelische Armee hatte mitgeteilt, zahlreiche Anwohner hätten sich um einfahrende Lastwagen mit Hilfsgütern gedrängt, um diese zu plündern. Dutzende wurden demnach etwa durch Rempeleien und Gedränge getötet und verletzt. Den Angaben zufolge wurden zudem auch Menschen von Lastwagen überfahren. Die Angaben ließen sich jeweils zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Mehrere israelische Medien hatten unter Berufung auf Armeekreise berichtet, ein Teil der Menge habe sich aus nicht genannter Ursache den israelischen Soldaten genähert, die die Einfuhr der Lkw koordinierten, und diese damit gefährdet. Als Folge hätten Soldaten das Feuer auf die Gruppe eröffnet. Die Tragödie ereignete sich an dem Tag, an dem die Marke von 30.000 Toten seit Beginn der israelischen Militäroffensive überschritten wurde.

Sollte Petros Ankündigung wahr werden, würde dies der kolumbianischen Zeitung «El Tiempo» zufolge die nationale Sicherheit Kolumbiens in eine komplexe Situation bringen, da Israel einer der Hauptlieferanten des Landes für militärische Ausrüstung sei. So handele es sich beispielsweise bei den Kampfflugzeugen der kolumbianischen Luftwaffe um das israelische Flugzeugmodell Kfir. Auch die Basiswaffe der Militär- und Polizeikräfte sei das israelische Galil-Sturmgewehr, das in Kolumbien unter israelischem Patent hergestellt werde.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Kolumbien und Israel sind seit der Eskalation des Krieges im Gazastreifen nach der Hamas-Terrorattacke im Oktober letzten Jahres angespannt. Petro hatte die israelischen Angriffe im Gazastreifen bereits mehrfach verurteilt und die Botschafterin in Israel für Konsultationen zurückbeordert.

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Ingo Kerp 01.03.24 13:20
Vielleicht folgen jetzt andere Staaten dem Beispiel Kolumbiens und kappen ihre Lieferungen, Hilfsmittel, Geldzuwendungen etc. nach Israel. Moeglicherweise führt das zu einem Einlenken, bzw. zu einer moderateren und somit neuen Regierung, wie vom Volk gewünscht.