Jüngste Bürgermeisterin Ecuadors erschossen

Die Menschen warten in der Avenida Francisco Orellana am zweiten Tag des in Ecuador verhängten Ausnahmezustands auf einen Bus. Foto: epa/Carlos Duran Araujo
Die Menschen warten in der Avenida Francisco Orellana am zweiten Tag des in Ecuador verhängten Ausnahmezustands auf einen Bus. Foto: epa/Carlos Duran Araujo

SAN VICENTE: Wegen einer dramatischen Zunahme der Gewalt in Ecuador erklärte die Regierung den Banden den Krieg. Das Blutvergießen lässt nicht nach, immer wieder trifft es Politiker.

In dem von Bandengewalt erschütterten Ecuador ist die 27 Jahre alte Bürgermeisterin des Ortes San Vicente, Brigitte García, erschossen worden. García war im vergangenen Jahr mit damals 26 Jahren zur jüngsten Bürgermeisterin des südamerikanischen Landes gewählt worden. Sie setzte sich unter anderem für einen besseren Zugang zu Trinkwasser für die rund 17.000 Einwohner von San Vicente ein. Ihre Leiche und die ihres Regierungssprechers Jairo Loor wurden in der Nacht zum Sonntag (Ortszeit) in einem Auto an einem Pazifikstrand in der Nähe von San Vicente entdeckt, wie die Polizei mitteilte.

«Ich bin am Boden zerstört», schrieb der ehemalige ecuadorianische Präsident Rafael Correa, der wie García der linken Partei Revolución Ciudadana angehört, auf der Plattform X, vormals Twitter. Luisa González, die bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr für die Partei angetreten war und in der Stichwahl verloren hatte, schrieb: «Niemand ist in Ecuador sicher.»

Im vergangenen Jahr wurden mehrere Politiker in Ecuador getötet. Elf Tage vor der ersten Runde der Präsidentenwahl im August wurde der Kandidat der Partei Construye, Fernando Villavicencio, in der Hauptstadt Quito erschossen.

Ecuador ist ein wichtiges Transitland für Kokain aus Kolumbien, Peru und Bolivien, das über die Hafenstadt Guayaquil in die USA und nach Europa geschmuggelt wird. Die Gewalt nahm in dem Andenland in den vergangenen Jahren dramatisch zu.

Am 8. Januar rief die Regierung von Präsident Daniel Noboa einen noch immer geltenden Ausnahmezustand aus, nachdem es immer wieder zu blutigen Kämpfen in den teils von Banden kontrollierten Gefängnissen gekommen und ein Gangsterboss ausgebrochen war. Am nächsten Tag eskalierte die Bandengewalt weiter. Bewaffnete stürmten ein Studio des staatlichen Fernsehsenders TC Televisión und nahmen Geiseln. Noboa erklärte daraufhin per Dekret 22 kriminelle Gruppen zu terroristischen Organisationen und militärischen Zielen.

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