Alle als Geiseln genommene Wärter frei

Bandenkämpfe 

Soldaten aus Ecuador betreten das Gefängnis am Cotopaxi. Foto: epa/Jose
Soldaten aus Ecuador betreten das Gefängnis am Cotopaxi. Foto: epa/Jose

QUITO: Die Gefängnisse des südamerikanischen Landes werden von mächtigen Gangs beherrscht. Während der jüngsten Machtprobe mit dem Staat brachten die Häftlinge Dutzende Justizvollzugsbeamte in ihre Gewalt. Nach Tagen des Bangens kehrten sie nun in die Freiheit zurück.

Nach einem tagelangen Nervenkrieg zwischen kriminellen Banden und staatlichen Sicherheitskräften in Ecuador sind alle als Geiseln genommene Justizvollzugsbeamte freigekommen. Sie würden nun medizinisch untersucht, teilte die Behörde für Strafvollzug in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) mit.

Zunächst waren 41 der Geiseln, 24 Gefängniswärter und 17 Verwaltungsangestellte, freigelassen worden. Später kamen auch die übrigen 136 Justizvollzugsbeamten frei, die in mehreren Haftanstalten des südamerikanischen Landes von meuternden Gefangenen festgehalten worden waren. Bei Kämpfen in einem Gefängnis sei ein Wärter getötet und ein weiterer verletzt worden, hieß es weiter.

«Wir sind noch einmal neu geboren worden. Es ist ein Segen, aber wir bedauern, dass einer unserer Kameraden in dieser Welle der Gewalt ums Leben gekommen ist», sagte ein befreiter Wärter des Gefängnisses Machala der Zeitung «El Universo».

Zuletzt hatten kriminelle Banden in mehreren Haftanstalten gemeutert und zahlreiche Aufseher in ihre Gewalt gebracht. Viele Gefängnisse in Ecuador werden von Verbrechersyndikaten kontrolliert. Oftmals sorgen die Sicherheitskräfte lediglich dafür, dass die Gefangenen in den Haftanstalten bleiben. Innerhalb der Mauern bleiben sie sich weitgehend selbst überlassen.

Nachdem Bewaffnete am Dienstag während einer live übertragenen Nachrichtensendung ein Studio des staatlichen Fernsehsenders TC Televisión gestürmt und zahlreiche Geiseln genommen hatten, schickte die Regierung die Streitkräfte in den Kampf gegen die Gangs. Präsident Daniel Noboa erklärte per Dekret, dass sich Ecuador in einem internen bewaffneten Konflikt befinde. Er deklarierte 22 kriminelle Gruppen als terroristische Organisationen und nicht-staatliche Kriegsparteien, die auszuschalten seien.

Bei Einsätzen gegen die Banden im ganzen Land nahmen die ecuadorianischen Sicherheitskräfte 1105 Verdächtige fest, wie die Regierung mitteilte. Zudem seien Schusswaffen, Munition, Sprengstoff, Brandsätze, Boote und Fahrzeuge sichergestellt worden. Fünf mutmaßliche Bandenmitglieder und zwei Polizisten kamen demnach bei Gefechten ums Leben. Außerdem setzten die Sicherheitskräfte 27 entflohene Häftlinge fest.

Die Sicherheitslage in Ecuador hatte sich zuletzt dramatisch verschlechtert. Die Mordrate von 46,5 Tötungsdelikten pro 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr war die bislang höchste in der Geschichte des einst friedlichen Andenstaates und eine der höchsten Lateinamerikas. Mehrere Banden mit Verbindungen zu mächtigen mexikanischen Kartellen kämpfen um die Kontrolle über die Routen des Drogenhandels. Ecuador ist ein wichtiges Transitland für Kokain aus Kolumbien, Peru und Bolivien, das in die USA und nach Europa geschmuggelt wird.

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