Immer mehr Mittelmeer-Flüchtlinge

Seenotretter-Hilferuf an Politik

Die SOS Mediterranee Such- und Rettungsaktion an Bord der Aquarius. Foto: epa/Christophe Petit Tesson
Die SOS Mediterranee Such- und Rettungsaktion an Bord der Aquarius. Foto: epa/Christophe Petit Tesson

ROM: Wegen immer mehr Migranten, die im Mittelmeer in Seenot geraten, fordern drei Hilfsorganisationen ein staatliches Such- und Rettungsprogramm. Der deutsche Verein Sea-Watch sowie die internationalen Organisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée verlangten von den EU-Staaten am Mittwoch den «Einsatz einer angemessenen, staatlich geführten und proaktiven Flotte für die Seenotrettung».

In den vergangenen Wochen hatten die Helfer mit ihren Schiffen Hunderte Migranten an Bord geholt, die von Afrika aus nach Europa übersetzen wollten. Italien registrierte in diesem Jahr bislang mehr als 42.000 Menschen - das sind schon jetzt deutlich mehr als im gesamten 2021, als 30.000 gezählt worden waren. Das Mittelmeerland hat immer größere Probleme, die Leute vernünftig zu registrieren und aufzunehmen. Das für rund 350 Menschen konzipierte Flüchtlingslager auf der Insel Lampedusa etwa ist extrem überfüllt.

Die Helfer beklagen, dass die EU-Staaten keine koordinierten Einsätze im Mittelmeer durchführen, um Menschen zu retten. Stattdessen müssten zivile Organisationen einspringen. Auf der zentralen Mittelmeerroute wurden nach UN-Angaben allein in diesem Jahr bislang 907 Migranten als tot oder vermisst gemeldet.

Eine staatliche Seenotrettung gibt es in der EU schon seit Jahren nicht mehr, zum Teil auch aufgrund der Sorge, damit weitere Menschen zur Überfahrt in Richtung EU zu ermutigen. Stattdessen haben sich im Juni 21 Staaten auf einen Solidaritätsmechanismus geeinigt, der südliche Länder wie Italien entlasten soll. Die teilnehmenden Staaten könnten den Mittelmeerländern entweder Schutzsuchende abnehmen oder ihnen auf andere Weise helfen - etwa mit Geld oder Sachleistungen. Nach Angaben der EU-Kommission vom Mittwoch wurden bislang allerdings noch keine Migranten umgesiedelt. Mögliche Kandidaten würden derzeit ermittelt, sagte eine Sprecherin. Bislang hätten sich 13 Länder bereiterklärt, mehr als 8000 Menschen aufzunehmen.

An diesem Donnerstag will Matteo Salvini von der rechten Lega das Camp in Lampedusa besuchen und dort Wahlkampf betreiben. Er hofft auf einen Sieg des Mitte-Rechts-Blocks bei den Wahlen am 25. September und kündigte bereits an, dann wesentlich härter gegen Migranten vorzugehen.

Die Hilfsorganisationen sind derweil ständig im Einsatz. Das Schiff «Geo Barents» von Ärzte ohne Grenzen wartete am Mittwoch mit 659 Geretteten - darunter mehr als 150 Kinder und Babys - weiter auf die Zuteilung eines Hafens. «Dieses unnötige, tagelange Warten zermürbt die Geretteten», berichtete Mattea Weihe, Sprecherin von Sea-Watch. «Sie haben das Mittelmeer überlebt, doch anstatt sich in Sicherheit zu wissen, müssen sie tagelang vor den verschlossenen Toren Europas darauf warten, dass ihre Menschenrechte respektiert werden.»

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Rüdiger Huber 04.08.22 13:40
ohje ohje
Corona , Inflation , Gas , Energieprobleme , Krieg , Rente , Klima, Arbeitslosigkeit, Altersarmut, Kriminalität , gesellschaftliche Spaltung . Ich vermute für manche ist das nicht ausreichend und wollen noch mehr Probleme schaffen ? Aber warum ? Sind diese sich nicht über die Konsequenzen klar ?
Ingo Kerp 04.08.22 13:20
Solange genügend von den Schlepperschiffen vor der afrik. Küste auf die tatsächl. und / oder Wirtschafts-Migranten warten, kommen diese in der Gewißheit, aufgefischt zu werden. Landet man von der Türkei aus in GR, von wo aus man vertragl. zurückgeschickt werden sollte, hat man das große Los gezogen. Man erhält eine Aufenthaltserlaubnis in GR und, oh Wunder, man kann nach DE weiterreisen und nochmal selbiges beantragen. Mehr Aufforderung kann man doch einem reisewilligen Migranten nicht geben.
Norbert K. Leupi 04.08.22 00:30
Masseneinwanderung / Herr E.Schneider
So wie in Ungarn wird es auch in Italy gehen : die Migrantenflut hilft den " Rechten " zum Machterhalt , denn Europa stirbt nicht an Corona , sondern am Geschwür der unkontrollierten Einwanderung ! " Immer mehr von diesen unwissenden Asylanten , die den Goethe-Instituten alles glaubten " ?