IAEA-Resolution drängt Iran zu Kooperation

Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde nach seinem Besuch in Teheran. Foto: epa/Christian Bruna
Der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde nach seinem Besuch in Teheran. Foto: epa/Christian Bruna

WIEN: Teheran mauert bei der Offenlegung seines Atomprogramms. Nun verlieren andere Staaten die Geduld. Deutschland, Frankreich und Großbritannien drohen indirekt mit der Einschaltung des Sicherheitsrates.

Der Gouverneursrat der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat die Klärung offener Fragen zum iranischen Atomprogramm eingefordert. Es sei «unerlässlich und dringend», dass Teheran gefundene Spuren von Nuklearmaterial in ehemals geheimen Anlagen erkläre, heißt es in einer Resolution, die am Mittwoch in Wien verabschiedet wurde. In dem von Deutschland, Frankreich und Großbritannien formulierten Text wurde auch verlangt, dass IAEA-Inspektoren den nötigen Zugang zu Dokumenten, Informationen und Orten erhalten.

Nach Angaben mehrerer Diplomaten unterstützten 20 Länder im Gouverneursrat die Resolution. Russland und China stimmten dagegen. 12 enthielten sich der Stimme.

IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi sei derzeit «nicht in der Lage, diesem Gouverneursrat und der internationalen Gemeinschaft Gewissheit zu geben, dass Irans Atomprogramm ausschließlich friedlichen Zwecken dient», hieß es in einer gemeinsamen Erklärung Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens. Falls der Iran nicht kooperiert, drohten die drei Staaten Teheran indirekt damit, den UN-Sicherheitsrat einzuschalten.

Irans Regierung bezeichnete die Resolution in einer ersten Reaktion als kontraproduktiv. Hinweise auf radioaktive Spuren an zwei nicht ausgewiesenen Orten beruhten auf Propaganda durch den Erzfeind Israel, warf Teheran der IAEA vor, wie die Staatsagentur Irna berichtete. Die Islamische Republik habe gewarnt, dass «politische Aktionen» durch den Gouverneursrat mit einer «verhältnismäßigen, wirksamen und sofortigen Reaktion» beantwortet würde.

Die IAEA versucht seit mehreren Jahren vergeblich zu klären, ob der Iran sein gesamtes Nuklearprogramm offengelegt hat. Vor einem Jahr einigte sich die Islamische Republik mit der IAEA, diese Themen künftig im «Geist der Zusammenarbeit» abzuarbeiten. Doch seitdem gab es keine Fortschritte. Zuletzt hat der Tod von Präsident Ebrahim Raisi und Außenminister Hussein Amirabdollahian für die Absage von geplanten technischen Gesprächen gesorgt.

In der offiziellen Nuklear-Strategie des Iran sind keine Atomwaffen vorgesehen. Zuletzt hatten jedoch mehrere iranische Vertreter mit Aussagen zur möglichen Änderung dieser Doktrin und zu Irans Fähigkeiten zum Bau solcher Waffen aufhorchen lassen. Grossi hat wiederholt darauf hingewiesen, dass das Land Uran mit einem beinahe waffentauglichen Reinheitsgrad herstellt.

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Ingo Kerp 06.06.24 13:10
Teheran hat momentan mit Sicherheit andere Sorgen, als sich um eine evtl. Klage vor dem Sicherheitsrat zu kümmern, Dies zumal eine Klage durch RUS und CHN abgewehrt werden wird. Nach dem Tod von E. Raisi dürfte sich auch das politische Klima im Iran nicht ändern. Die miesen Beziehungen zu Israel bestehen weiterhin und wohl auch die Iran Unterstützungen der Huthis und Hisbollahs.