Hilfsorg. warnt vor «dänischem Modell

Ein Wegweiser mit der Abkürzung «EAE» und «Asyl» zur Erstaufnahme-Einrichtungen (EAE) des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt. Foto: Patrick Pleul/dpa
Ein Wegweiser mit der Abkürzung «EAE» und «Asyl» zur Erstaufnahme-Einrichtungen (EAE) des Landes Brandenburg in Eisenhüttenstadt. Foto: Patrick Pleul/dpa

KOPENHAGEN: Dänemarks strikte Migrationspolitik ist nach Ansicht der größten Nichtregierungsorganisation des Landes alles andere als ein Vorbild für Deutschland. Solidarität mit anderen Ländern sehe anders aus, moniert der Dänische Flüchtlingsrat.

Der Dänische Flüchtlingsrat (DRC) rät Deutschland davon ab, sich an Dänemarks strikter Migrationspolitik zu orientieren. Das «dänische Modell» halte Asylbewerber von den eigenen Grenzen fern und lege das Problem somit nur in die Hände anderer Staaten, sagte die Generalsekretärin der Hilfsorganisation, Charlotte Slente, der Deutschen Presse-Agentur in Kopenhagen. Dieses Vorgehen ändere nichts daran, dass Menschen nach Europa kommen - nur eben in andere europäische Länder.

Zuletzt war Dänemark in der deutschen Migrationsdebatte vermehrt als Modell genannt worden. Der nördliche deutsche Nachbar verfolgt unter der sozialdemokratischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen eine strikte Einwanderungspolitik, bei der es unter anderem an der Bevölkerung gemessen weniger Asylbewerber aufnimmt als die meisten anderen EU-Staaten. Es handelt sich weniger um ein einheitliches Modell als vielmehr um eine Reihe verschiedener Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren nach und nach eingeführt wurden.

Dass Deutschland in dieser Weise über Dänemark debattiere, mache sie eher traurig, sagte Slente. «Dänemark war einst für ein dänisches Modell bekannt, das mit unserem sehr erfolgreichen Wohlfahrtsstaat zusammenhing, und als ein Menschenrechtsverteidiger mit einem großen humanitären Herzen», sagte sie.

Nun mache Dänemark Flüchtlingen mit seiner Migrationspolitik deutlich, dass ihr Aufenthalt im Land zeitlich begrenzt sei und ihre Aufenthaltserlaubnis auf den Prüfstand gestellt werden könne, wenn sich die Lage in ihrem Heimatland auch nur leicht verändere. Dies erzeuge Unsicherheit unter Asylbewerbern, kritisierte Slente, deren Organisation die größte Nichtregierungsorganisation in Dänemark ist.

Für eine gelungene Migrationspolitik brauche es vielmehr Solidarität sowohl unter den EU-Ländern als auch mit den Staaten fernab von Europa, die unzählige Menschen aus ihren Nachbarländern aufnähmen, sagte Slente. Der Großteil der derzeit weltweit über 100 Millionen Flüchtlinge sei in Ländern in der Nähe der Konflikte untergebracht, etwa im Libanon, in Jordanien, Uganda, Kenia oder Kolumbien.

«Wenn wir wollen, dass diese Länder im globalen Süden großzügige Gastgeber für so viele Flüchtlinge bleiben, dann müssen wir auch im globalen Norden unseren Teil dazu beitragen», sagte die DRC-Chefin. Diese Länder bräuchten zum einen finanzielle Unterstützung, zum anderen müsse Europa ihnen zeigen, dass es bereit sei, ebenfalls Menschen aufzunehmen.

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