Flüchtlingskrise im Kongo vernachlässigt

Der Generalsekretär des Flüchtlingsrats, Jan Egeland. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi
Der Generalsekretär des Flüchtlingsrats, Jan Egeland. Foto: epa/Salvatore Di Nolfi

OSLO (dpa) - Die humanitäre Katastrophe im Kongo ist aus Sicht einer Hilfsorganisation die am meisten vernachlässigte Flüchtlingskrise der Welt.

«Die meisten Menschen wären überrascht zu hören, dass hier genauso viele Menschen humanitäre Hilfe brauchen wie in Syrien», erklärte der norwegische Flüchtlingsrat (Norwegian Refugee Council) am Donnerstag. Die beiden Krisen erregten in der Welt ganz unterschiedliche Aufmerksamkeit. Es werde nicht nur weniger über den Kongo berichtet, es fehle auch an nötigen Hilfen.

Der Kongo in Zentralafrika ist seit Jahrzehnten von Konflikten gebeutelt. Vor allem im Osten des Landes treiben Milizen ihr Unwesen, denen es meist um die Kontrolle reicher Bodenschätze geht. Zuletzt brachen allerdings auch in bisher stabilen Regionen Konflikte aus. Nach Schätzungen der UN brauchen mehr als 13 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Fünf Millionen sind vor der Gewalt auf der Flucht, knapp 800.000 davon haben sich in Nachbarländer gerettet. Mehr als zwei Millionen Kinder sind lebensbedrohlich unterernährt.

Nach Einschätzung der Hilfsorganisation sind sechs der zehn am wenigsten beachteten Flüchtlingskrisen in Afrika, darunter auch die im Südsudan, in der Zentralafrikanischen Republik, in Burundi, Äthiopien und Nigeria. «Die Krisen auf dem Afrikanischen Kontinent kommen selten in die Schlagzeilen oder auf politische Agenden, bevor es zu spät ist», sagte der Generalsekretär des Flüchtlingsrats, Jan Egeland. «Den Preis bezahlen Mütter, die ihre Kinder nicht ernähren können, Jugendliche, die keine Ausbildung bekommen und ganze Nationen, die von Soforthilfe abhängig werden.»

Ebenfalls vernachlässigt werden aus Sicht der Helfer die Lage der palästinensischen Flüchtlinge und die der Vertriebenen in Myanmar, im Jemen und in Venezuela. Der NRC zog alle Krisen in Betracht, in deren Folge mehr als 100.000 Menschen in die Flucht getrieben wurden.

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