Guatemala wählt Staatschef zwischen Außenseiter und Ex-First-Lady

Vor dem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen unterzeichnet Sandra Torres einen Pakt mit pensionierten guatemaltekischen Soldaten. Foto: epa/Esteban Biba
Vor dem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen unterzeichnet Sandra Torres einen Pakt mit pensionierten guatemaltekischen Soldaten. Foto: epa/Esteban Biba

GUATEMALA-STADT: Zum dritten Mal versucht Sandra Torres in einer Stichwahl, Guatemalas Präsidentin zu werden. Ein unerwarteter Herausforderer verkörpert nun die Hoffnung auf einen Wandel - trotz aller Hindernisse.

Guatemala entscheidet am Sonntag in einer Stichwahl über einen neuen Präsidenten. Zur Wahl stehen der sozialdemokratische Korruptionsbekämpfer Bernardo Arévalo und die ehemalige linke First Lady Sandra Torres, die nun konservative Positionen vertritt.

Der Wahlprozess in dem mittelamerikanischen Land war von Versuchen beeinträchtigt, Arévalos überraschenden Aufstieg mit juristischen Mitteln zu stoppen. Die Europäische Union hatte sich besorgt darüber geäußert.

Rund 9,4 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, den Nachfolger des konservativen Präsidenten Alejandro Giammattei zu bestimmen. Im ersten Wahlgang am 25. Juni sicherte sich keiner der mehr als 20 Kandidaten die nötige absolute Mehrheit der Stimmen. Die 67-jährige Torres von der Partei Nationale Einheit der Hoffnung (UNE) belegte dabei den ersten Platz mit knapp 16 Prozent der Stimmen. Arévalo (64) vom Movimiento Semilla (Bewegung Saatkorn) wurde mit 12 Prozent der Stimmen zweitstärkster Kandidat.

Arévalo dürfte nach Ansicht von Beobachtern nun die Stimmen weiterer Wählerinnen und Wähler gewinnen, die mit den derzeitigen Verhältnissen im Land unzufrieden sind. Der frühere Diplomat, internationale Experte für Konfliktlösung und Abgeordnete ist der Sohn des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Guatemalas, Juan José Arévalo (1945-1951). Seine Partei entstand nach den Bürgerprotesten gegen Korruption von 2015. Im künftigen Parlament wird Arévalos Partei nur 23 der 160 Abgeordneten stellen, was seine Arbeit im Falle eines Sieges erschweren könnte.

Torres ist die Ex-Frau des gestorbenen ehemaligen Präsidenten Álvaro Colom, der von 2008 bis 2012 regierte. Bei den vergangenen beiden Wahlen scheiterte sie jeweils in der Stichwahl. Die von ihr und Colom vor 20 Jahren gegründete Mitte-Links-Partei UNE ist die größte Guatemalas. Auf der Suche nach einer breiteren Wählerschaft rückte Torres zuletzt zunehmend nach Mitte-rechts.

Guatemala ist mit 17 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land und die größte Volkswirtschaft Mittelamerikas. Inflation, Kriminalität, Armut und Korruption gehören laut Umfragen zu den Hauptanliegen der Bevölkerung. Der neue Staatschef tritt seine vierjährige Amtszeit am 14. Januar an.

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