Globaler Saatguttresor mit mehr als 1,2 Mio. Samenproben

Deutsches Leibniz-Institut schickt Saatgut an Noahs Saatgutarche in Norwegen. Foto: epa/Peter Foerster
Deutsches Leibniz-Institut schickt Saatgut an Noahs Saatgutarche in Norwegen. Foto: epa/Peter Foerster

LONGYEARBYEN: Der globale Saatguttresor auf Spitzbergen ist zu einer Art arktischer Arche Noah für die Pflanzenvielfalt geworden. Nun kam Nachschub an.

Der globale Saatguttresor auf Spitzbergen ist um knapp 20.000 neue Samenproben reicher. Anlässlich seines 15-jährigen Jubiläums wurden am Dienstag Dutzende Boxen mit Samenduplikaten aus aller Welt in die Anlage in der Nähe des Polarortes Longyearbyen gebracht, darunter erstmals welche aus den Balkanstaaten Albanien, Kroatien und Nord-Mazedonien sowie aus dem afrikanischen Benin.

Aus Deutschland waren diesmal 2761 Proben des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben und eine Probe wilder Erdbeeren des Julius Kühn-Instituts aus Quedlinburg dabei. Damit wird der Saatguttresor künftig mehr als 1,2 Millionen Samenproben beheimaten - Platz ist für rund 4,5 Millionen.

Der Saatguttresor war am Sonntag 15 Jahre alt geworden. Mit Blick auf das Jubiläum halfen diesmal 15-Jährige aus Longyearbyen dabei, die neuen Saatgüter in die Anlage zu bringen, die von der norwegischen Regierung, dem nordischen Agrarforschungsinstitut NordGen und dem in Bonn ansässigen Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt (Crop Trust) auf der nordnorwegischen Inselgruppe betrieben wird. Weitere Einlagerungen sind im Juni und im Oktober geplant.

Für den Crop-Trust-Exekutivdirektor Stefan Schmitz stellt die Anlage «Hoffnung, Einheit und Sicherheit» in unsicheren Zeiten dar. «In einer Welt, in der die Klimakrise, der Verlust der Biodiversität, Naturkatastrophen und Konflikte unsere Ernährungssysteme zunehmend destabilisieren, ist es noch nie wichtiger gewesen, dem Schutz dieser winzigen Samen Priorität beizumessen», sagte er.

Im Saatguttresor sind Sicherungskopien von rund 6000 verschiedenen Pflanzensorten bei knapp minus 18 Grad Celsius eingelagert, darunter Getreide wie Weizen, Reis und Gerste in all seiner Vielfalt, aber auch Obst und Gemüse. Die zentrale Aufgabe des Depots ist es, die Pflanzenvielfalt auf der Erde und damit auch die Ernährung der Menschheit zu sichern. Genbanken ermöglicht er außerdem, im Fall von Naturkatastrophen oder auch der Zerstörung etwa durch Kriege und Konflikte auf Duplikate ihrer Sammlungen zurückgreifen zu können.

Der Tresor ist für die Außenwelt verschlossen - selbst Filmteams und Heiratswillige, die sich im Inneren das Ja-Wort geben wollten, hätten auf ihre Anfragen eine Absage erhalten, sagte der Betriebskoordinator der weltweit einzigartigen Einrichtung, Åsmund Asdal, der Deutschen Presse-Agentur in Longyearbyen. Zum 15. Jubiläum haben die Betreiber nun aber eine virtuelle Tour ins Leben gerufen, in der man online einen detaillierten Blick ins Innere des Tresors werfen kann.

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