Genetisch veränderte Babys

Peking ordnet Untersuchung an

Foto: epa/Aleksandar Plavevski
Foto: epa/Aleksandar Plavevski

PEKING (dpa) - Der Forscher He Jiankui hat nach eigenen Angaben das Genom zweier Kindern manipuliert. Nach internationaler Kritik schaltet sich die chinesische Regierung ein. Peking will von nichts gewusst haben.

Chinas Regierung hat eine «unverzüglichen Untersuchung» angeordnet, nachdem ein chinesischer Wissenschaftler die weltweit erste Geburt genmanipulierter Babys verkündet hat. Der Fall müsse in Übereinstimmung mit den Gesetzen behandelt werden, die auf dem Grundsatz basieren, für die Gesundheit der Menschen Verantwortung zu tragen, teilte die Nationale Gesundheitskommission in Peking am Dienstag mit.

Der Forscher He Jiankui hatte am Vortag einen weltweiten Aufschrei der Empörung unter Wissenschaftlern und Ethikern ausgelöst, als er die Geburt der ersten genmanipulierten Babys verkündete. «Zwei wunderschöne kleine chinesische Mädchen namens Lulu und Nana kamen vor einigen Wochen weinend und so gesund wie jedes andere Baby zur Welt», sagt der Forscher He Jiankui in einem auf Youtube verbreiteten Video.

Die staatliche Zeitung «China Daily» berichte am Dienstag, dass der Wissenschaftler für seine Versuche in der südchinesischen Stadt Shenzhen keine Genehmigung bei den Behörden eingeholt habe. Die städtische Kommission für Familienplanung und Gesundheit sei nicht informiert worden, obwohl sie zunächst das Projekt hätte ethisch bewerten müssen.

Zuvor hatte bereits Hes Universität in Shenzhen mitgeteilt, nichts von den Versuchen gewusst zu haben.

Die an Embryonen vorgenommene Manipulation mit dem noch sehr jungen Verfahren Crispr/Cas9 sollte nach Hes Angaben die Kinder resistent gegen HIV machen. Mit dem Mini-Werkzeug können Gene verändert, an- oder ausgeschaltet und durch fremde Bestandteile ergänzt oder ersetzt werden. Eine geprüfte wissenschaftliche Veröffentlichung zu dem Eingriff gibt es nicht.

Nach dem Eintrag in einem chinesischen Register brachte das chinesische Team ungewollt kinderlose Paare aus gesunder Mutter und HIV-infiziertem Vater dazu, bei den Versuchen mitzumachen. Mittels künstlicher Befruchtung wurden zahlreiche Embryos geschaffen, deren Erbgut verändert wurde.

«Bei den Experimenten handelt es sich um unverantwortliche Menschenversuche», betonte Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrats. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt seien solche Ansätze aufs Schärfste zu kritisieren. Die Grundlagenforschung zur Genschere Crispr/Cas sei weit entfernt vom Einsatz beim Menschen.

Auch von chinesischen Forschern kam massive Kritik: «Direkte Versuche am Menschen können nur als verrückt beschrieben werden», hieß es in einem am Montag veröffentlichten Schreiben, das 122 Forscher unterzeichneten. Die Versuche seien ein «schwerer Schlag für die weltweite Reputation der chinesischen Wissenschaft».

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