Auto explodiert an US-Grenze zu Kanada

kein Terrorverdacht Von Julia Naue, Christina Horsten und Magdalena Tröndle

Polizisten sperren den Eingang zur Rainbow Bridge. Der Grenzübergang zwischen den USA und Kanada wurde geschlossen, nachdem ein Fahrzeug an einem Kontrollpunkt auf einer Brücke in der Nähe der Niagar... Foto: Derek Gee/The Buffalo News Via Ap/dpa
Polizisten sperren den Eingang zur Rainbow Bridge. Der Grenzübergang zwischen den USA und Kanada wurde geschlossen, nachdem ein Fahrzeug an einem Kontrollpunkt auf einer Brücke in der Nähe der Niagar... Foto: Derek Gee/The Buffalo News Via Ap/dpa

NIAGARA FALLS/WASHINGTON: Mitten in der reiseintensivsten Zeit des Jahres schockt die Explosion eines Autos an einem Grenzübergang die USA. Die Angst vor Terror ist zunächst groß. Zwar geben die Behörden bald Entwarnung. Doch Bilder des Vorfalls sind so spektakulär, dass sich viele Fragen aufdrängen.

Ein Auto rast in den USA auf einen Grenzübergang zu, fliegt einige Meter durch die Luft und geht in Flammen auf: Der rätselhafte Vorfall an der Grenze zwischen den USA und Kanada löste vorübergehend Furcht vor einem Terroranschlag aus. Wenige Stunden danach gaben die Behörden Entwarnung: Man gehe nicht von einem terroristischen Hintergrund aus, sagte die Gouverneurin des US-Bundesstaats New York, Kathy Hochul. Allerdings seien zwei Insassen des Autos bei dem Vorfall in der Nähe der weltberühmten Niagarafälle ums Leben gekommen und ein Grenzbeamter habe leichte Verletzungen erlitten. Aufnahmen legen den Schluss nahe, dass noch Schlimmeres hätte passieren können.

Die Explosion ereignete sich am Mittwoch, einen Tag vor dem in Nordamerika als Thanksgiving bekannten Erntedankfest. Es ist das wichtigste Familienfest in den USA - und die Tage rund um den Feiertag am Donnerstag sind die reiseintensivste Zeit des Jahres.

«Der Stresspegel ist bereits hoch. Wir sind seit dem 7. Oktober in erhöhter Alarmbereitschaft», sagte Gouverneurin Hochul mit Blick auf das beispiellose Massaker der Hamas-Terroristen in Israel und die weltweiten Reaktionen auf die Entwicklungen im Nahen Osten. Auch in den USA hatte die Bundespolizei FBI in diesem Zusammenhang vor einer erhöhten Terrorgefahr gewarnt. Deshalb sei es ihr wichtig gewesen, die Menschen erst einmal zu beruhigen, erklärte Hochul.

Der Vorfall ereignete sich in der Stadt Niagara Falls an der Rainbow Bridge - einer Brücke, die Kanada und die USA verbindet. Aufnahmen von Überwachungskameras zeigten die unglaubliche Szene: Das Auto rast auf der US-Seite mit Hochgeschwindigkeit auf den Grenzübergang zu, gerät auf den Mittelstreifen und wird auf spektakuläre Weise in die Luft katapultiert. Dabei überfliegt es einen Zaun und explodiert - nach etlichen Metern in der Luft - bei der Landung. «Wenn Sie dieses Video sehen, wird Ihnen die Kinnlade herunterfallen», sagte Hochul.

Die Gouverneurin betonte, es sei offen, ob der Fahrer absichtlich in diesem Tempo auf den Grenzübergang zugefahren sei. Deshalb wolle sie auch nicht von einem Unfall sprechen. Zur Identität der beiden Insassen, die nur noch tot geborgen werden konnten, machten die Behörden zunächst keine Angaben. Der Sender CNN berichtete am Donnerstag unter Berufung auf Ermittlerkreise, dass es sich vermutlich um ein Ehepaar handele und der Mann zu einem Konzert der Rockband Kiss nach Kanada fahren wollte, das aber abgesagt wurde. Stattdessen sei er dann in ein Kasino gefahren, hieß es weiter.

Die «New York Times» berichtete ebenfalls unter Berufung auf Polizeiquellen, dass der Fahrer vermutlich ein regelmäßiger Spieler dort gewesen sei und häufig die Grenze zwischen den USA und Kanada überquert, aber keine kriminelle Vergangenheit gehabt habe. Er sei zudem laut ersten Ermittlungserkenntnissen nicht mit Hass-Kommentaren online auffällig gewesen. In der Region gibt es etliche Kasinos.

FBI schließt Ermittlungen vor Ort ab

Das zuständige Büro der Bundespolizei FBI gab am späten Mittwochabend (Ortszeit) schließlich den Abschluss seiner Untersuchungen am Tatort bekannt. Demnach wurden weder Sprengstoff noch Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gefunden. Die Geschehnisse wurden vielmehr als Fall für die Verkehrspolizei eingestuft.

Die Rainbow Bridge ist nicht weit von den Niagarafällen entfernt, Touristen können sie zu Fuß überqueren. Von dort aus bietet sich ein eindrucksvoller Blick auf die Wasserfälle. Die Brücke ist auch für Autos geöffnet - sowohl auf der kanadischen als auch auf der US-Seite befinden sich größere Grenzübergänge.

Nach dem Vorfall ergriffen die Behörden etliche Sicherheitsvorkehrungen. Mehrere Grenzübergänge zwischen Kanada und den USA wurden zwischenzeitlich geschlossen, auch der Zugverkehr zwischen dem US-Bundesstaat New York und Kanada wurde eingestellt. US-Präsident Joe Biden wurde über den Vorfall unterrichtet. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sagte im Parlament: «Wir nehmen das außerordentlich ernst.»

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