Etwas Kulturelles zwischendurch…

Teil 1: Der Garuda

Neben dem Nennwert und Abbild des Königs befindet sich auf thailändischen Bankonoten auch der Garuda (oben links).
Neben dem Nennwert und Abbild des Königs befindet sich auf thailändischen Bankonoten auch der Garuda (oben links).

THAILAND: Haben Sie sich die Banknoten, die Sie in Thailand täglich in den Händen halten, schon einmal etwas genauer angeschaut? Klar, da ist der Nennwert und die Farbe das Hauptunterscheidungsmerkmal. Und, dass das Abbild des Königs die Vorder- und manchmal auch die Rückseite ziert, wissen vermutlich auch noch die meisten Besucher des Landes. Was aber gibt es sonst noch zu entdecken auf den Banknoten?

Haben Sie das Fabelwesen, halb Mensch, halb Adler, schon bemerkt? Auf allen Geldscheinen Thailands ist dieses Wesen auf der Vorder- und Rückseite abgedruckt. Meistens auf der linken Seite der Note. Was hat es mit dieser Figur auf sich? Einfach nur zur Zierde ist es sicherlich nicht zu diesem Ehrenplatz gekommen. Daher lohnt es sich, etwas darüber in Erfahrung zu bringen.

Es handelt sich bei dem Emblem um einen Garuda, (in Thailand „Krut“ genannt) dem Hoheitszeichen Thailands. Garudas entstammen aus der indischen hinduistischen Mythologie und sind, wie gesagt, ein Mischwesen aus Mensch und Adler. Wie kommt es jetzt aber, dass auf thailändischen Banknoten aus Indien stammende hinduistische Zeichen zu finden sind? Immerhin ist der Buddhismus in Thailand zu weit über 90 Prozent verbreitet und Indien weit weg. Dieser scheinende Anachronismus klärt sich schnell auf, wenn man sich bewusstwird, dass es eine lange Geschichte des Hinduismus in Thailand gibt. Zudem gibt es intensive Verbindungen zwischen Buddhismus, Animismus und Hinduismus. In den kulturellen Wurzeln Thailands lassen sich Gemeinsamkeiten aus allen dieser drei Glaubensrichtungen finden. Im täglichen Leben zeigt sich das auch dadurch, dass fast vor jedem Haus ein Geisterhäuschen (Animismus) anzutreffen ist. Dies aber nur nebenbei.

Seit Jahrhunderten spielt der Hinduismus in der thailändischen Monarchie eine wichtige Rolle. Der König von Thailand gilt gemeinhin als Inkarnation Vishnus. Und Garuda ist das persönliche Emblem des Königs. Einzig Garuda ist es gestattet, über dem Haupt des Königs zu stehen. Der Garuda im königlichen Siegel wird seit der Zeit von Ayutthaya verwendet. König Buddha Yodfa Chulaloke, Rama I., begründete die heutige Chakri-Dynastie 1782. Seither ist Bangkok die Hauptstadt. Seit König Vajiravudh, Rama VI., das Nationale Emblem 1911 offiziell eingeführt hat, wird es auf königlichen und Regierungsdokumenten verwendet. Das Siegel wurde vom damals berühmten Künstler Phra Dhevabhinimit kreiert, der Entwürfe von Prinz Naris mitverarbeitete. Das aktuell gebräuchliche Siegel wurde 1946 für S.M. König Bhumibol Adulyadej, Rama IX., gefertigt.

Haben Sie ein Visum in der königlichen thailändischen Botschaft ihres Landes ausstellen lassen? Dann finden Sie den Garuda auch in Ihrem Pass. Schauen Sie nach. Oder besitzen Sie ein Chanot? Schauen Sie sich den Umschlag des blauen Buches an.

Sie sehen, mit den Geldscheinen hält man nicht nur Geld in den Händen. Es ist auch ein Stück jahrhundertealte thailändische Kultur. Nur muss man manchmal etwas genauer hinschauen. Halten sie die Augen auf, es gibt viel zu entdecken. Wenn Sie das nächste Mal fliegen: Schauen Sie sich die Heckflosse eines Singapore Airlines Flugzeuges an…

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