Die große Angst vor dem Verlust der Chinesen

Phukets Schiffsdesaster: Eifriges Bemühen um Schadensbegrenzung

Öffentliche Trauer nach dem furchtbaren Schiffsunglück vor Phuket: Nach falschen Schuldzuweisungen drehten Thailands Behörden schnell bei und erhöhen nun die Sicherheitskontrollen.
Öffentliche Trauer nach dem furchtbaren Schiffsunglück vor Phuket: Nach falschen Schuldzuweisungen drehten Thailands Behörden schnell bei und erhöhen nun die Sicherheitskontrollen.

PHUKET: Das Schiffsdesaster mit 47 Toten vor Phukets Küste vom 5. Juli 2018 hat neben der Fülle von menschlichen Tragödien ein weiteres Unglück nach sich gezogen. Die erste Reaktion von Thailands Behörden mit Schuldzuweisungen in Richtung chinesischer Touranbieter und Reiseveranstalter hat katastrophal auf den Tourismus des Landes zurückgeschlagen. Nun sind Thailands Regierung und Tourismusorganisationen deutlich um Wiedergutmachung bemüht.

- Plötzlich werden alle in Phukets Häfen liegenden Passagierschiffe einer strengen Inspektion auf Wassertauglichkeit und Sicherheit unterzogen
- Thailands Vizepremier Prawit Wongsuwan hat sich nach seiner einseitigen Kritik an chinesischen Verursachern des Unglücks deutlich entschuldigen müssen.
- Die miserablen Sicherheitsstandards bei thailändischen Transportdiensten und Schiffsbetreibern sind ein nationales Thema geworden – selbst thailändische Zeitungen berichten erstaunlich offen über vorhandene Mängel.
- Der Image-Schaden ist erkannt worden, wie auch der Präsident der Thailändischen Reiseagenturen, Vichit Prakobkosol, einräumte. Er und die Mitglieder seines Verbandes hatten wie andere Tourismusvereinigungen Alarm geschlagen.

Es sind die Zahlen und Fakten, die nach Tagen des Zauderns und falscher Schuldzuweisungen zur Einsicht geführt haben. 9,8 Millionen chinesische Touristen im Vorjahr, (vor dem Unglück) kalkulierte 10 Millionen für 2018 und eine optimistische Steigerung auf 11 Millionen im kommenden Jahr – längst lässt das Land der Sonne in den Tourismuskassen auch die Sonne scheinen.

Mit statistisch 40.000 Baht Ausgaben pro chinesischem Urlauber während eines Urlaubes sollen sie sogar mehr in die Hand nehmen als manche Touristen aus anderen Ländern, errechneten Thailands Tourismus-Autoritäten. Das könnte auch daran liegen, dass Chinesen im Gegensatz zu westlichen Touristen alles verkauft bekommen, was Thailands rasant gewachsener Urlaubsmarkt anbietet: Ausflugstouren mit Schiffen und Schnorcheltrips, Besichtigungsfahrten, Jeep-Safaris und durchorganisierte Rundreisen in Bussen.

Beim thailändischen Mittelstand bleibt davon kaum etwas hängen. Chinesen sind bekannt für strenges Kassenmanagement. Sehr gut situierte chinesische Touristen gibt es auch – sie bezahlen mittlerweile anstandslos die Preise von Luxushotels und in teuren Restaurants. Dennoch bleibt die Mehrheit auf dem Kurs, der ihnen von chinesischen Reiseagenturen schon in der eigenen Heimat verordnet worden war. Möglichst viel in kurzer Zeit mit wenig Geld.

Dem in dieser Woche geäußerten Versprechen, alle Schiffe, Busse und Minibusse wegen der lange bekannten Sicherheitsmängel auf den Prüfstand zu stellen, kommt hohe Bedeutung bei. Thailands Regierung und den untergeordneten Tourismusverbänden ist klar geworden: Noch ein solches Desaster wie am 5. Juli kann den gesamten Tourismus abwürgen. Falsche Erkenntnisse und Schuldzuweisungen wirken als Brandsatzbeschleuniger.

Auf Phuket hatte kurz nach dem Sinken der Phonix mit 47 toten Chinesen ein Exodus eingesetzt und viele Urlauber stornierten auch ihre bereits gebuchten Ferien auf der Halbinsel. Die Bangkok Post veröffentlichte unlängst die Stornierung von 7.300 Zimmern in 19 Hotels binnen weniger Tage. Diese Zahl sorgte für einen Schock bei Thailands Tourismus-Verantwortlichen.

Der Markt und die Menschen sind lebendig und wehren sich. Auch wenn es dieses Mal viele Tote benötigt hat, um die Erkenntnis zu schärfen, Thailands sichtbare Anstrengungen für ein generelles Erhöhen des Sicherheitsstandards für Touristen haben begonnen. Sie müssen dieses Mal ernst gemeint und noch ernster genommen werden.

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Jürgen Franke 18.07.18 13:19
Möglicherweise bemüht sich die Regierung
auch zukünftig, um die Verkehrsverhältnisse auf den Straßen zu verbessern, da auch auf diesem Gebiet die Zahl der Toten erschreckend ist.
Marcel Edouard Petter 18.07.18 13:19
Halbinsel?
Phuket ist zwar seit Jahrzehnten durch eine Brücke mit dem Festland verbunden, gilt aber nach wie for als Insel.
Norbert Kurt Leupi 18.07.18 12:37
Angst vor dem Verlust
Der Krug geht so lange bis zum Brunnen , bis er bricht ! Oder auf den Fall Phuket umgemünzt : Man treibt solange " Unfug " mit den Touris , bis er Schaden nimmt ! Som nam na !