Salcedo-Ausstellung bei Beyeler

​Die Anschaulichkeit des Schreckens 

Installation
Installation "Palimpsest" der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo. Archivfoto: epa/PETER KLAUNZER

RIEHEN: Verlust, Schmerz und Trauer - mit diesen Themen setzt sich die kolumbianische Künstlerin Doris Salcedo (58) auseinander. Das Museum Fondation Beyeler in Riehen bei Basel widmet ihr ab 22. Mai eine Werkschau. Dort zeigt Salcedo bereits seit Oktober 2022 auf mehr als 400 Quadratmetern ihre raumfüllende Installation «Palimpsest» über Migration und Tod. Besucher gehen über poröse Bodenplatten, auf denen sich Namen von umgekommenen Flüchtlingen durch aufsteigende Wassertropfen bilden und wieder verschwinden.

Die Werkschau umfasst rund 100 Arbeiten aus verschiedenen Schaffensperioden - darunter prominente Werke aus internationalen Sammlungen, aber auch selten ausgestellte Arbeiten aus Privatbesitz.

Doris Salcedo wuchs in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá auf. Sie bezeichnet die Stadt, die Jahrzehnte durch Machtkämpfe, Gewalt und Armut gekennzeichnet war, als Katastrophen-Epizentrum. Aus der Auseinandersetzung damit entstand etwa das Werk «A Flor de Piel». Salcedo schuf es 2011/12 nach der Ermordung einer Krankenschwester, deren Leiche nie gefunden wurde. Es besteht aus Hunderten zu einem Leichentuch zusammengenähten Rosenblättern, die die Zerbrechlichkeit des Lebens zeigen sollen. Der Titel bezieht sich nach Angaben von Beyeler auf ein spanisches Sprichwort, wonach die Haut sich nach einem überwältigenden Gefühl wie eine Blüte verfärben kann.

Beim Werk «Plegaria Muda» («Stilles Gebet» - 2008-2010) geht es um Bandenkriminalität und die Tatsache, dass Täter und Opfer oft aus ähnlichen ärmlichen Verhältnissen stammen. Es besteht aus Tischen in der Größe eines Sarges, die Platte auf Platte aufeinanderliegen und durch eine dicke Schicht Erde getrennt sind. Das erinnert an einen Friedhof. Durch die Platten keimt Gras und symbolisiert die Überzeugung, dass das Leben sich trotz aller Missstände durchsetzt.

Salcedo versuche, Schrecken nicht unmittelbar zu zeigen, sondern dem Grauen indirekt Anschaulichkeit zu verleihen, so das Museum. Sie wolle Brücken schlagen zwischen dem Elend des menschlichen Daseins auf der einen und den Wünschen und Hoffnungen auf der anderen Seite.

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