Dax springt auf Rekord über 18.700 Punkte

Händler schauen auf ihre Bildschirme im Handelssaal der Börse in Frankfurt am Main. Foto: EPA/Frank Rumpenhorst
Händler schauen auf ihre Bildschirme im Handelssaal der Börse in Frankfurt am Main. Foto: EPA/Frank Rumpenhorst

FRANKFURT/MAIN: Die Rekordrally des Dax muss sich in der neuen Woche einer Realitätsprüfung unterziehen. Der Höhenflug am deutschen Aktienmarkt basiert derzeit vor allem auf der Hoffnung, dass die Leitzinsen in den USA doch wieder eher früher als später sinken. Dies würde die Wirtschaft stimulieren und Aktien gegenüber Anleihen attraktiver machen. Doch falls sich am Mittwoch wider Erwarten zeigen sollte, dass sich die Inflation in den Vereinigten Staaten im April deutlich ausgeweitet hat, könnte es an den Börsen ungemütlich werden. Denn dann könnte sich die US-Notenbank Federal Reserve gezwungen sehen, einen härteren geldpolitischen Kurs zu fahren.

Der Dax schloss am Freitag 0,46 Prozent höher bei 18.772,85 Punkten, nachdem er am Vormittag ein Rekordhoch von 18.845,86 Punkten erreicht hatte.

Es herrsche Kauflaune am hiesigen Aktienmarkt, schrieb der Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets: «Der Dax kennt kein Halten mehr.» Aktuell erlebten die Anleger eine der besten Börsenwelten. So gebe es konjunkturelle Hoffnungsschimmer aus Deutschland, der Eurozone und China. Zudem seien Arbeitsmarktzahlen aus den USA zuletzt schwach ausgefallen, was die Absicht der US-Zentralbank erleichtere, die Zinsen zu senken.

Auch laut Analyst Sven Streibel von der DZ Bank stehen die Börsenampeln weiterhin auf Grün. So sei der Dax immer noch nicht teuer, wenngleich er derzeit auf Rekordniveau notiert.

Wie tragfähig das positive Szenario ist, dürfte sich zur Wochenmitte zeigen. «Alle Augen richten sich auf die US-Inflationszahlen», schrieb Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Die Teuerung sollte zwar seiner Auffassung nach minimal gesunken sein, sie dürfte aber anders als in der Eurozone inklusive Deutschland weiter spürbar über drei Prozent verharren.

Greil hält dieses Niveau nach wie vor für deutlich zu hoch, um der US-Notenbank eine baldige erste Leitzinssenkung zu erlauben. Der im Vergleich zu Europa hartnäckigere Inflationstrend in den USA dürfte nun ungewöhnlicherweise dazu führen, dass die Europäischen Zentralbank (EZB) am 6. Juni einige Monate vor der Fed mit den Leitzinssenkungen beginnt. Der Experte rechnet mit insgesamt drei Leitzinssenkungen der EZB in diesem Jahr, während er bei der Fed frühestens ab Herbst zwei für realistisch hält.

Auf dem Programm der nächsten Wochen stehen erneut viele Geschäftszahlen. So informieren etwa der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer am Dienstag sowie die Commerzbank, der Energiekonzern RWE und der Versicherer Allianz am Mittwoch über ihre Aktivitäten im ersten Quartal. Am Donnerstag folgen dann unter anderem der Industriekonzern Siemens und die Deutsche Telekom.

Unter dem Strich zeigte sich Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, zuversichtlich: «Das Finanzsystem funktioniert gut, innovative Technologien ermöglichen neue Geschäftsmodelle und hohe Gewinne. Das alles sei eine sehr angenehme Temperaturzone für die Finanzmärkte, daher auch die Rekordstände an den Aktienmärkten. Der wichtigste Teil dieses Bildes sei die Konjunkturkomponente: «Solange Europa, die USA und die asiatischen Volkswirtschaften weiter wachsen, können Unternehmen mit dem aktuellen, relativ hohen Zinsniveau leben.»

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