Hitze plagt Touristen-Hotspots

«Das hält man nicht mehr aus»  

Touristen sitzen im Schatten an der Fontana della Barcaccia, ein Brunnen auf der Piazza di Spagna, vor der Spanischen Treppe. Foto: Robert Messer/dpa
Touristen sitzen im Schatten an der Fontana della Barcaccia, ein Brunnen auf der Piazza di Spagna, vor der Spanischen Treppe. Foto: Robert Messer/dpa

ROM/MADRID/ATHEN: Über 40 Grad zeigen die Thermometer mancherorts in Italien, Spanien, Griechenland und der Türkei an. Das bringt auch manche deutschen Touristen an ihre Grenzen. In Griechenland machen heftige Waldbrände den Einsatzkräften zu schaffen.

Mit Temperaturen über 40 Grad hat eine weitere große Hitzewelle mehrere Länder am Mittelmeer fest im Griff - und bringt vielerorts vor allem Touristen, die solche Temperaturen nicht gewohnt sind, an ihre Grenzen. Griechenland kämpft derweil nicht nur gegen die Hitze, sondern auch gegen heftige Waldbrände. Und dort stehen die nächsten Tage mit Temperaturen von über 40 Grad erst an. Ein Überblick.

«Nie wieder Rom im Sommer» - Alarmstufe in Italien

Italien stöhnt unter der sengenden Hitze. Das Gesundheitsministerium hat am Mittwoch für 23 größere Städte die höchste Alarmstufe für Hitze ausgerufen. Besonders betroffen von den hohen Temperaturen sind die südlichen Regionen Apulien, Basilikata und Kalabrien sowie die zwei großen Mittelmeerinseln Sardinien und Sizilien. Im Landesinnern der Inseln könnten demnach Höchsttemperaturen von 45 bis 46 Grad gemessen werden. Doch auch die italienische Hauptstadt heizte sich erneut auf.

In Rom wurden 28 Gesundheitszentren geöffnet, um die Menschen mit Trinkwasser zu versorgen und ihnen Räume zur Abkühlung verfügbar zu machen. Vor dem berühmten Kolosseum sagte eine Touristin aus München der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag: «Das hält man nicht mehr aus.» Ein Reisender aus Braunschweig, der mit seiner Freundin Rom besuchte, sagte: «Dass es heiß wird war klar, aber nicht, dass wir 40 Grad und mehr haben.» Ein anderer Deutscher sagte, er habe seinen Urlaub in der Ewigen Stadt bereits vor einem halben Jahr gebucht. Da sei aber nicht geplant gewesen, dass es so heiß wird. «Nie wieder Rom im Sommer», konstatierte ein weiterer deutschsprachiger Passant.

«Die Sachen sind ständig durchgeschwitzt»: Die Lage in Spanien

Die Gluthitze macht dieser Tage in Spanien selbst den an Wärme gewöhnten Einheimischen und den eingefleischten Sonnenfans unter den Touristen zu schaffen. Während die Einheimischen aber kein Hehl aus ihrem Leiden machen und stöhnen und schimpfen, will sich kaum ein Besucher aus Deutschland den Spaß am Urlaub verderben lassen.

«Spanien schmilzt», titelte die Digitalzeitung «OK Diario». Rentner Francisco schimpft im Café in Madrid. «Man hält's nicht aus, man hält's nicht aus», sagte er der dpa. «Es wird jedes Jahr heißer!»

Ganz anders Sabine Wünsch. Die 51-Jährige aus Leipzig, die mit der Familie Finca-Urlaub in Cala Murada an der Ostküste Mallorcas macht, räumt zwar ein: «Die Sachen sind ständig durchgeschwitzt». Sie versichert aber: «Ich liebe die Hitze, mir geht es gut.» Ihr «Rezept»: Eine kalte Wassermelone, Pool und Klimaanlage. Natürlich müsse man gewisse Vorkehrungen treffen. «Meine Schwester hat überall ein Handtuch dabei, selbst im Restaurant, um sich den Schweiß abzuwischen.»

Am Dienstag erlitt Spanien den Höhepunkt der derzeitigen Hitzewelle, was dem Land gleich mehrere Temperaturrekorde bescherte. In acht Gemeinden und Ortschaften auf Mallorca war es am Dienstag so heiß wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, wie der nationale Wetterdienst Aemet mitteilte. Der höchste Wert wurde von Aemet aus Sa Pobla rund 40 Kilometer nordöstlich der Insel-Hauptstadt Palma gemeldet: 43,9 Grad. Der landesweit höchste Wert wurde am Dienstag mit 45,4 Grad in Figueres im Nordosten des Landes registriert. Das sei die höchste Temperatur, die seit Beginn der Erfassungen in Katalonien gemessen worden sei, betonte Aemet.

«Das Schlimmste liegt noch vor uns»: Brände in Griechenland

In Griechenland kämpfen Feuerwehrleute den dritten Tag in Folge gegen drei große Feuerfronten. Für die Waldbrände westlich von Athen konnte die Feuerwehr keine Entwarnung geben, wie ein Sprecher am Mittwochmorgen sagte. In der Region seien seit Tagesanbruch fünf Löschflugzeuge und acht Löschhubschrauber im Einsatz. Und auf der griechischen Ferieninsel Rhodos wurden am Mittwoch wegen eines großen Waldbrands drei Dörfer und ein Hotel evakuiert.

Der griechische Meteorologe Theodoros Giannaros vom Nationalen Observatorium Athen warnte davor, dass die Situation mit Hitze, Trockenheit und Bränden in Griechenland noch schlimmer werde. «Morgen (Donnerstag) wird das Brandrisiko vielleicht etwas sinken, aber am Wochenende wird es wieder sehr hoch sein», sagte Giannaros mit Blick auf die angekündigte neue Hitzewelle im Staatssender ERT.

Er fühle sich an die klimatischen Bedingungen des Jahres 2021 erinnert, als in Griechenland viele Zehntausende Hektar Wald und Vegetation verbrannten, sagte Giannaros dem Sender und prognostizierte: «Das Schlimmste liegt noch vor uns.»

Dankesgebet für die Klimaanlage - Das Wetter in der Türkei

Auch in der bei Touristen beliebten Region Antalya in der Türkei liegen die Temperaturen dieser Tage rund um die 40 Grad. Eigentlich gut besuchte Strände blieben in der Mittagshitze stellenweise leer. In der am Mittelmeer gelegenen Provinz Adana riefen Menschen zu Dankesgebeten für den Erfinder der Klimaanlage auf, wie die Nachrichtenagentur DHA berichtete. Auch hier wurde es am Mittwoch 40 Grad heiß.

Laut türkischer Wetterbehörde liegen die Temperaturen derzeit in der türkischen Mittelmeerregion drei bis acht Grad über den sonst zu dieser Jahreszeit üblichen Temperaturen.

Hitzewellen werden häufiger

Extreme Hitzewellen häufen sich wegen des Klimawandels. Schon jetzt hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad. Die fatalen Folgen sind nach den Forschungen des Weltklimarats: Je nach Region mehr und längere Hitzewellen und Dürren oder auch häufigere Überschwemmungen und Wirbelstürme. Aemet-Sprecher Ruben del Campo sagte: «Eines ist klar: Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse.»

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