ROM: Papst Franziskus sieht in seinem Vorgänger Benedikt XVI. einen Übergangspapst. Nach den Umwälzungen des polnischen Papstes Johannes Paul II. sei der Deutsche Joseph Ratzinger zum Zeitpunkt des Konklaves, also der Wahl eines neuen Papstes, im Jahr 2005 der einzige Kandidat gewesen, der damals Pontifex sein konnte, sagte das derzeitige Oberhaupt der katholischen Kirche in einem vorab veröffentlichten Auszug aus einem Interview-Buch, das am Mittwoch in spanischer Sprache erscheint.
«Nach der Revolution von Johannes Paul II., der ein dynamischer, sehr aktiver Pontifex war, der die Initiative ergriff, der reiste... Da brauchte man einen Papst, der ein gesundes Gleichgewicht bewahren konnte, einen Übergangspapst», sagte der 87-jährige Franziskus mit Blick auf das Konklave, aus dem Ratzinger als Benedikt XVI. hervorging.
In der damaligen Papstwahl hätten einige Kardinäle das Ansinnen gehabt, die Wahl Ratzingers zu blockieren, sagte Franziskus im Buch des Vatikan-Korrespondenten der spanischen Zeitung «ABC», das unter dem Titel «El Sucesor» (Der Nachfolger) erscheinen wird. Dafür hätten die Kardinäle auch seinen Namen ins Spiel gebracht. Aber: «Wenn sie einen wie mich gewählt hätten, jemanden, der viel Chaos stiftet, hätte ich nichts erreichen können. Zu dieser Zeit wäre das unmöglich gewesen», so Franziskus.
Der deutsche emeritierte Papst Benedikt XVI., geboren 1927 als Joseph Ratzinger in Marktl in Bayern, war von 2005 bis zu seinem überraschenden Rücktritt 2013 Papst. Der Argentinier Jorge Bergoglio, so Franziskus' bürgerlicher Name, ging aus dem Konklave von 2013 als dessen Nachfolger hervor. Am 31. Dezember 2022 war Benedikt mit 95 Jahren gestorben.