Corona-Überblick: Meldungen am Sonntag

Leute stehen Schlange vor einem Covid-19-Impfzentrum im Guy's Hopsital in London. Foto: epa/Facundo Arrizabalaga
Leute stehen Schlange vor einem Covid-19-Impfzentrum im Guy's Hopsital in London. Foto: epa/Facundo Arrizabalaga

England setzt auf massenhafte Corona-Schnelltests

LONDON: In England sollen schon bald flächendeckend Menschen ohne Symptome im Schnellverfahren auf das Coronavirus getestet werden. Zwei Millionen Antigen-Tests seien dafür bei einem britischen Hersteller bestellt worden, teilte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag mit. Millionen weitere Tests könnten in den kommenden Monaten hinzukommen. Anfangs hatte die Regierung das Projekt als «Operation Moonshot» (Mondflug) bezeichnet.

Die Tests seien ab kommenden Freitag verfügbar, hieß es in einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums. Innerhalb von 30 Minuten zeigen sie ein Ergebnis an. Damit will die Regierung asymptomatische Fälle aufspüren und so Übertragungsketten durchbrechen. Getestet werden sollen zunächst vor allem Menschen, die nicht von zuhause aus arbeiten können.

Kritiker sind jedoch nicht überzeugt, dass die Maßnahme wirklich hilft. Bei den sogenannten Lateral Flow Tests würden bis zu 60 Prozent der positiven Fälle nicht erkannt, sagte ein Experte von der Liverpool School of Tropical Medicine der «Financial Times». Das habe die vorläufige Auswertung eines Pilotversuchs in Liverpool gezeigt.

Hancock widersprach dieser Bewertung. «Mit dieser massenhaften asymptomatischen Testung ist die Rate der Fälle in Liverpool stärker gefallen als in anderen ähnlichen Gebieten, wo nur die Kontaktbeschränkungen eingeführt wurden», so Hancock am Sonntag im BBC-Fernsehen.


Sorge in Marseille wegen mutierter Corona-Variante aus Großbritannien

PARIS: In der südfranzösischen Hafenmetropole Marseille wächst die Sorge vor der in Großbritannien verstärkt aufgetretenen mutierten Form des Coronavirus. Zuletzt seien sieben Fälle der britischen Variante entdeckt worden, teilte die Stadt am Sonntag mit. Zuvor war ein Cluster um einen Patienten entdeckt worden, der mit der mutierten Form des Virus infiziert war. Der Patient gehört zu einer französischen Familie, die in Großbritannien lebt und sich während der Ferien zum Jahresende in Frankreich aufgehalten hatte.

Dutzende Kontaktfälle wurden schließlich identifiziert, mehr als 20 Menschen wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Bei sieben von ihnen konnte nun die mutierte Form nachgewiesen werden. Marseilles Bürgermeister Benoît Payan nannte die Situation in der Hafenmetropole «beunruhigend» und forderte stärkere Kontrollen an den Flughäfen.

In Marseille gilt seit Sonntag wie in anderen schwer von der Pandemie getroffen Regionen Frankreichs eine abendliche Ausgangssperre ab 18 Uhr. Im Rest des Landes, so auch in Paris, beginnt diese um 20 Uhr.

Frankreich mit seinen 67 Millionen Einwohnern ist von der Pandemie schwer getroffen. Mehr als 67.000 Menschen sind bisher gestorben. Der Impfstart im Land verlief zunächst extrem schleppend, die Regierung in Paris geriet massiv in die Kritik. Gesundheitsminister Olivier Véran hatte zuletzt angekündigt, dass mit Ende des Wochenendes rund 100.000 Menschen in Frankreich geimpft sein sollten.


Algeriens Präsident zu ärztlicher Behandlung erneut in Deutschland

ALGIER: Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten ist Algeriens Präsident Abdelmadjid Tebboune zur ärztlichen Behandlung nach Deutschland gereist. Der 75-Jährige sei am Sonntag nach Deutschland gekommen, um «Komplikationen am Fuß» behandeln zu lassen, zitierte die algerische Staatsagentur APS aus einer Mitteilung des Präsidialamts. Die Fußbeschwerden seien die Folge seiner vorherigen Infektion mit dem Coronavirus. Eine nähere Erklärung gab es dafür nicht. Tebboune habe die schon länger geplante Behandlung wegen Verpflichtungen in Algerien nicht eher wahrnehmen können.

Tebboune war Ende Oktober für eine medizinische Behandlung bereits nach Deutschland gereist. Nach seiner Ankunft wurde offiziell bestätigt, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Wo genau der Präsident behandelt wurde, teilte sein Büro nicht mit. Auch bei seiner nun zweiten Reise blieb der genaue Aufenthaltsort unklar.

In Algerien wurden bisher nach Angaben der Behörden mehr als 102.000 Corona-Infektionen gemeldet. Mindestens 2800 Menschen starben nach offiziellen Angaben in Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung.


Proteste in Prag gegen Corona-Maßnahmen - Präsident Zeman dankt EU

PRAG: Tausende Tschechen haben am Sonntag in Prag gegen die Verschärfung der Corona-Maßnahmen demonstriert. Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten auf zunächst 2000. Viele trugen keine Masken und hielten keine Sicherheitsabstände ein. Sie trugen Plakate mit Aufschriften wie «Stopp den Corona-Terror» und «Wir sind keine Schafe». Zu den Rednern gehörten neben Gastwirten und Fitness-Trainern der Sänger Daniel Landa, der Schauspieler Michal Suchanek und der frühere Präsident Vaclav Klaus.

Am Donnerstag hatte die tschechische Regierung die Lockdown-Maßnahmen bis vorläufig 22. Januar verschärft. In der Öffentlichkeit dürfen sich seitdem maximal zwei Personen treffen; Gaststätten und Kulturbetriebe sind geschlossen. Zwischen 21.00 Uhr abends und 5.00 Uhr morgens besteht ein Ausgehverbot.

Präsident Milos Zeman rief die Bürger am Sonntag zur Geduld auf. Die jüngste Zunahme der Infektionen sei auf undiszipliniertes Verhalten zurückzuführen. Die Hoffnung liege in den Impfstoffen, sagte er der Nachrichtenseite Blesk.cz. Zeman dankte laut der Nachrichtenagentur CTK der Europäischen Union für ihre Bemühungen um den Kauf von Impfstoffen und bat Israel um Hilfe bei der Organisation der Impfkampagne.

Bis Samstag wurden 40.000 Tschechen gegen Covid-19 geimpft. Zeman will sich in einer Woche impfen lassen. Der 76-Jährige ist unter anderem als Diabetiker ein Risikopatient.


Seychellen beginnen Impfung von 70 Prozent der Bevölkerung

VICTORIA: Der Inselstaat der Seychellen hat begonnen, seine Bevölkerung gegen das Coronavirus zu impfen. «Die Seychellen zielen darauf ab, als erstes Land der Welt mindestens 70 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahren zu impfen», sagte Präsident Wavel Ramkalawan nach Angaben seines Büros. Der Staatschef erhielt demnach am Sonntag zu Beginn der Impfkampagne in dem Inselstaat im Indischen Ozean den chinesischen Impfstoff Sinopharm. Die Seychellen haben knapp 98.000 Einwohner.

Gesundheitsministerin Peggy Vidot rief die Bürger dazu auf, «das Nötige zu tun» und sich impfen zu lassen. Neben 50.000 Sinopharm-Impfdosen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten würden die Seychellen Ende des Monats auch 100.000 Dosen des Impfstoffs Astrazeneca von der indischen Regierung erhalten, sagte Ramkalawan.

Die Seychellen haben nach Angaben der panafrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC 508 Coronafälle verzeichnet und nur einen Todesfall.


Regierungskrise : Weiter keine Einigkeit über EU-Hilfen

ROM: Im brodelnden Streit um die Verwendung milliardenschwerer EU-Hilfen spitzt sich die Regierungskrise in Italien zu. Der Chef der mitregierenden Kleinpartei Italia Viva, Matteo Renzi, kritisierte das Verhalten von Ministerpräsident Giuseppe Conte im Streit um die Verteilung von rund 209 Milliarden Euro für den Wiederaufbau nach der Corona-Krise. Conte solle keine rhetorischen Posts auf Facebook verbreiten, sondern Tatsachen schaffen, sagte Renzi im Interview der Zeitung «La Repubblica» (Sonntag).

Conte hatte auf Facebook am Samstag von «der schwierigsten Zeit» gesprochen, die Italien erlebe. Er bestätigte in seinem Beitrag, seinen Entwurf zur Verteilung der Gelder im Ministerrat vorlegen zu wollen, um ihn anschließend im Parlament zur Diskussion zu stellen. Conte scheine wohl überzeugt zu sein, die Stimmen dafür zu haben, wenn er den Plan einbringe, kritisierte Renzi. Das scheine ihm ein «politischer Fehler» zu sein.

Italien verliert damit Zeit, um sich endgültig auf einen Verteilungsplan zu einigen. Im schlimmsten Fall könnte das Land die EU-Milliarden verlieren. Conte hatte gesagt, im Januar und Februar müssten die Pläne abgestimmt sein. Die seit Wochen wabernde Krise stellt die Mitte-Links-Regierung vor eine Zerreißprobe.

Ex-Ministerpräsident Renzi forderte etwa mehr Investitionen in das Gesundheitssystem und die Infrastruktur. Trotz ihrer geringen Beteiligung an der Regierung sind die Stimmen der Italia Viva essentiell für die Mehrheit. Renzi drohte bereits mit dem Rücktritt zweier Ministerinnen seiner Partei. Am Dienstag solle der Entwurf für den Plan ins Parlament geschickt werden, twitterte Kulturminister Dario Franceschini am Samstag.


136 Neuinfektionen nach Corona-Ausbruch

PEKING: In China sind am Sonntag von den Behörden 136 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. 99 der neuen Fälle wurden in der Provinz Hebei, direkt vor den Toren der chinesischen Hauptstadt Peking, nachgewiesen. Insgesamt stieg die Zahl der Infektionen in Hebei auf knapp 400. Es handelt sich um den größten Ausbruch seit Monaten.

In den vergangenen Tagen hatten die chinesischen Behörden deshalb die Maßnahmen in Hebei verschärft und mehrere Millionen Menschen getestet. Am Samstag wurden in der elf Millionen Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Shijiazhuang der Metro-Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt, wie staatliche Medien berichteten. Auch Busse, Taxis und Privatfahrzeuge dürfen die Stadt nicht verlassen. Seit Freitag dürfen Bewohner von Shijiazhuang wie auch in der 125 Kilometer entfernten Sieben-Millionen-Metropole Xingtai die Städte ohne besondere Erlaubnis nicht mehr verlassen.

Die Behörden in Shijiazhuang planen nach eigenen Angaben weitere Massentests, um die Infektionsketten freizulegen und die Lage in der Stadt unter Kontrolle zu bekommen. Der Ursprung des neuen Ausbruchs ist noch ungeklärt.

Vor mehr als einem Jahr waren in der zentralchinesischen Metropole Wuhan die ersten Fälle mit dem Sars-CoV-2-Virus entdeckt worden. Nach einem anfänglich unzureichenden Umgang mit dem Virus haben Chinas Behörden seit Ende Januar 2020 scharfe Maßnahmen ergriffen. Seit dem Sommer hatte China nur noch vereinzelt Infektionen verzeichnet und das Leben verläuft weitgehend normal.


Corona in den USA: Mehr als 22 Millionen Infektionen

BALTIMORE: In den USA haben sich seit Beginn der Pandemie über 22 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Am Samstag wurden binnen eines Tages 269.623 Neuinfektionen und 3656 Tote mit einer bestätigten Coronavirus-Infektion erfasst, wie aus Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore vom Sonntag hervorging.

Seit Beginn der Pandemie starben mehr als 372.500 Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2. In absoluten Zahlen gemessen sind das mehr als in jedem anderen Land der Welt.

Die meisten Infektionsfälle sind bislang in Kalifornien im Bezirk Los Angeles aufgetreten, zu der auch die gleichnamige Metropole gehört. Dort haben sich nach JHU über 889.0000 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 11.800 sind nach einer Infektion gestorben.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen werden die Zahlen - unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden, aber auch die der Toten - nachträglich aktualisiert.


Corona : Zahl der Todesfälle knackt Marke von 20.000

BRÜSSEL: Die Zahl der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus hat in Belgien die Marke von 20.000 überschritten. Das berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Sonntag unter Berufung auf Zahlen der nationalen Gesundheitsbehörde Sciensano. Demnach beklagte das Nachbarland Deutschlands zwischen dem 31. Dezember und dem 6. Januar im Schnitt 58,4 Tote pro Tag mit Bezug zu Covid-19. Das entspreche einem Rückgang um 15 Prozent. In der Bundesrepublik liegt die Anzahl der Toten in der offiziellen Corona-Statistik bei gut 40.000.

Das kleine Belgien mit seinen rund 11,5 Millionen Einwohnern hatte im Herbst zeitweise pro Kopf die höchsten Corona-Infektionszahlen in Europa. Täglich wurden 15.000 neue Fälle oder mehr verzeichnet. Strikte Beschränkungen haben die Ausbreitung gebremst. Bis heute gelten zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr strenge Ausgangsbeschränkungen. Zuletzt registrierte das Land durchschnittlich rund 1777 neue Ansteckungen pro Tag, wie Sciensano mitteilte. Das entspreche einem Anstieg um rund 11 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. In den vergangenen 14 Tagen wurden 206 Fälle auf 100.000 Einwohner verzeichnet.

Anfang der Woche hatte Belgien großflächig mit Impfungen gegen das Coronavirus begonnen, nach einer vorherigen Testphase. Jede Woche sollen laut Belga rund 87.000 Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer an Menschen im Land verabreicht werden.


Kuba will Corona-Impfstoff im Iran testen

HAVANNA: Kuba will seinen Corona-Impfstoff Soberana 02 zum Teil im Iran testen. Vertreter beider Länder unterzeichneten in Havanna ein entsprechendes Abkommen, wie das kubanische Außenministerium am Samstag mitteilte. Der Impfstoff soll nun in Phase III der klinischen Tests an einer größeren Zahl von Menschen erprobt werden. In Kuba haben sich bislang nur recht wenige Menschen mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, was eine Überprüfung der Wirksamkeit eines Impfstoffes schwierig macht. Der Iran liegt hingegen mit fast 1,3 Millionen nachgewiesenen Infektionen weltweit an 15. Stelle.

Zudem hatte Irans oberster Führer zuletzt den Import von Impfstoffen aus den USA oder Großbritannien verboten. Der Iran dürfe kein Testlabor für unsichere Impfstoffe werden, sagte Irans oberster Führer, Ajatollah Chamenei. Hintergrund des Verbots könnte die über 40-jährige politische Feindseligkeit zwischen dem Iran und den USA sein. Der Iran zieht es vor, soweit es möglich ist, auf amerikanische Produktionen zu verzichten.

Auch Kuba pflegt eine jahrzehntelange Feindschaft zu den USA. «Kuba und Iran widerstehen den grausamen und unmenschlichen Sanktionen der US-Regierung, die in Zeiten der Covid-19-Pandemie noch einmal verschärft wurden - in totalem Widerspruch zum Geist der Kooperation und dem Respekt vor dem Recht auf Leben unserer Völker», teilte das kubanische Außenministerium mit.

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