Corona-Überblick: Meldungen am Samstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Über 150.000 Corona-Tote

BRASÍLIA: Die Zahl der Corona-Toten in Brasilien ist auf über 150.000 gestiegen. 150.198 Patienten seien im Zusammenhang mit der Krankheit Covid-19 gestorben, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag mit. Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus kletterte unterdessen auf über fünf Millionen. Weltweit liegt das größte Land Lateinamerikas bei den Todesopfern damit an zweiter Stelle nach den USA und bei den Infektionen an dritter Stelle hinter den USA und Indien.

Die tatsächlichen Zahlen in Brasilien dürften noch weit höher liegen, auch weil das Land sehr wenig testet. Wissenschaftliche Studien legen nahe, dass sich mindestens siebenmal so viele Menschen infiziert haben wie bislang bekannt, und doppelt so viele wie erfasst gestorben sind. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist flächenmäßig 24 Mal so groß wie Deutschland. Allerdings gingen die Zahlen der Neuinfektionen und der Todesfälle zuletzt zurück.

Der rechte Staatspräsident Jair Bolsonaro, der wie weitere Mitglieder seiner Familie selbst infiziert wurde, hatte die Krankheit Covid-19 immer wieder als «leichte Grippe» bezeichnet und sich gegen Einschränkungen im öffentlichen Leben ausgesprochen.


Fast 27.000 neue Corona-Fälle - Rekord

PARIS: In Frankreich haben sich binnen 24 Stunden 26.896 Menschen mit dem Coronavirus infiziert - das sind so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Infektionen machte damit am Samstag im Vergleich zum Vortag noch mal einen deutlichen Sprung nach oben. Am Freitag wurden 20.339 Neuinfektionen gemeldet. Auch das war ein Rekordwert. Die Zahl der Todesfälle stieg am Samstag um 54 auf 32.684. In Frankreich leben rund 67 Millionen Menschen.

Die Corona-Lage ist damit weiter sehr angespannt. In mehreren Städten, darunter Paris, Lyon, Lille und Marseille, gilt bereits die höchste Corona-Warnstufe. In den betroffenen Städten mussten Bars und gastronomische Einrichtungen, die keine Speisen verkaufen, für vorerst zwei Wochen schließen.


Irans Vizepräsident mit Coronavirus infiziert

TEHERAN: Der iranische Vizepräsident Mohammed Bagher Nobacht hat sich mit dem Coronavirus infiziert. «Mein Corona-Test war positiv und ich stehe daher vorerst unter ärztlicher Beobachtung», gab Nobacht am Samstagabend per Twitter bekannt. Ihm gehe es den Umständen entsprechend gut.

Im Iran haben sich seit dem Ausbruch der Pandemie fast eine halbe Million Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der Corona-Toten im Land liegt laut Gesundheitsministerium bei mehr als 28.000. Im Iran leben mehr als 83 Millionen Menschen.


Demonstration gegen italienische Corona-Politik in Rom

ROM: Trotz steigender Corona-Infektionszahlen haben in Rom am Samstag mehrere Tausend Menschen gegen die Gesundheitspolitik der Regierung protestiert. Aufgerufen zu dem «Marsch der Befreiung» hatten Gruppen, die sich unter anderem gegen eine angebliche «Gesundheitsdiktatur» in der Pandemie wenden. Beteiligt waren auch EU- und Impfgegner. Die Zeitung «La Repubblica» schrieb, es hätten sich weniger als 2000 Teilnehmer auf der Piazza San Giovanni versammelt. Die Veranstalter sprachen nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa von rund 7000 Menschen. Es kam zu Rangeleien zwischen Polizei und Demonstranten, wie auf Videos zu sehen war. Ein Teil der Protestierenden trug trotz allgemeiner Maskenpflicht im Freien keinen Mund-Nasen-Schutz.

Die Behörden zählten am Samstag 5724 neue Corona-Ansteckungen binnen 24 Stunden in Italien. Außerdem wurden 29 neue Covid-19-Tote registriert. Seit einigen Tagen klettern die Zahlen in dem 60-Millionen-Einwohner-Land stärker als in den Wochen davor.


Rekordwert bei Corona-Neuinfektionen

VILNIUS: Einen Tag vor der Parlamentswahl in Litauen hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen in dem baltischen EU-Land einen Rekordwert erreicht.

Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde in Vilnius wurden am Samstag 205 positive Tests innerhalb von 24 Stunden verzeichnet. Dies ist der höchste Anstieg binnen eines Tages seit Beginn der Pandemie. Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete insgesamt bislang 5963 bestätigte Infektionen und 103 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Dabei hatten die täglichen Infektionszahlen zuletzt deutlich zugenommen. Der Ostseestaat wählt am Sonntag ein neues Parlament.


Iran führt Bußgelder bei Verstößen gegen Corona-Regeln ein

TEHERAN: Der Iran hat nach langem Hin und Her nun doch Bußgelder bei Verstößen gegen die Corona-Regeln eingeführt. Die Geldstrafen gelten vorerst nur für die Hauptstadt Teheran, könnten aber auch auf das ganze Land ausgeweitet werden, sagte Präsident Hassan Ruhani am Samstag. Außerdem dürfen die Iraner außerhalb ihrer Wohnungen die Schutzmasken nicht mehr abnehmen. Ab Samstag ist auch die Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln sowie Taxis ohne Maske strikt verboten.

Bei Nichteinhaltung von Maskenpflicht und Mindestabstand müssen die Bewohner der Hauptstadt jedes Mal zwischen 500.000 und 2 Millionen Rial zahlen, Geschäfte sogar zwischen 3 und 10 Millionen Rial, sagte der Präsident im Staatsfernsehen. Umgerechnet wären das zwar nur zwischen 1,70 und 6 beziehungsweise 9 und 30 Euro, aber für iranische Verhältnisse sind die Beträge in der derzeit akuten Wirtschaftskrise relativ hoch.

Die Einführung der Bußgelder erfolgte nach dem erneuten sprunghaften Anstieg der Corona-Fallzahlen im Iran. Alle 20 bis 25 Sekunden wird eine Neuinfektion registriert, alle fünf bis sieben Minuten ein Todesfall. Die führte auch zu Engpässen bei der medizinischen Versorgung der Patienten, besonders in der Hauptstadt Teheran mit ihren 13 Millionen Einwohnern. Seit dem Ausbruch der Pandemie Ende Februar liegt die Zahl der Infizierten bei fast einer halben Million, die der Corona-Toten bei mehr als 28.000, so das Gesundheitsministerium.


«El País»: Corona-Notstand in Madrid Ausdruck politischen Versagens

MADRID: Die spanische Zeitung «El País» (Samstag) sieht die Hauptschuld am Corona-Wirrwarr in Madrid bei der konservativen Regionalregierung:

«Die Ausrufung des Notstands in einer einzigen autonomen Gemeinschaft (des Landes) ist beispiellos in der spanischen Demokratie. Die Ungewöhnlichkeit der Maßnahme zeigt den Ernst der Lage und ist zugleich Ausdruck des Versagens der spanischen Politik, die einen Konsens hätten finden können. In der zweiten Welle des Coronavirus, die Madrid in diesen Wochen trifft, tragen viele Verantwortung. Die Zentralregierung ist davon nicht ausgenommen, angefangen bei der mangelnden Vorbereitung auf gewisse Szenarien, die zu späte Festlegung gemeinsamer nationaler Kriterien und schließlich die verspätete Anordnung entschiedener Gegenmaßnahmen.

Die Hauptverantwortung für das Scheitern aber liegt zweifellos bei der Regionalregierung. Ihre Nachlässigkeit und ihre ungerechtfertigten und nicht hinnehmbaren parteipolitisch motivierten Angriffe gegen die (linke) Zentralregierung gefährden die Gesundheit der Bürger Madrids und anderer Regionen. Die Regionalregierung hat nicht nur bei der Bewältigung der Deeskalation kläglich versagt, indem sie die erforderlichen Mittel für Nachverfolgung und medizinische Grundversorgung nicht bereitgestellt hat. Sie ließ auch zu, dass die Corona-Fälle derart stark angestiegen sind, dass Madrid nun auf dem wenig schmeichelhaften Corona-Spitzenplatz Europas liegt.»


Schon wieder Rekord: Mehr als 8500 neue Corona-Fälle

PRAG: In Tschechien steigen die Corona-Infektionszahlen heftig weiter an. Am Freitag wurden den Behörden 8618 neue Fälle gemeldet, wie am Samstag bekannt wurde. Das waren knapp 3300 mehr als am Vortag. Es ist der vierte Tagesrekord in Folge. Seit Beginn der Pandemie gab es 905 Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. In Tschechien, das knapp 10,7 Millionen Einwohner hat, müssen von Montag an Theater, Kinos, Museen, Galerien und Sportstätten für zunächst zwei Wochen schließen.

Ministerpräsident Andrej Babis hatte am Freitag einen Lockdown, also ein Herunterfahren der wirtschaftlichen Aktivität und des gesellschaftlichen Lebens, nicht mehr ausgeschlossen. Dem widersprach Präsident Milos Zeman. «Einen zweiten Absturz der Wirtschaft kann sich dieses Land nicht leisten», sagte der 76-Jährige der Zeitung «MF Dnes» (Samstag). Zugleich forderte er «drakonische, geradezu militärische Maßnahmen» im Bereich der Freizeitaktivitäten.

Scharfe Kritik an der Krisenkommunikation der Regierung kam von Ex-Präsident Vaclav Klaus. Den Bürgern Angst einzujagen und ihnen mit weiteren Verschärfungen zu drohen, sei unseriös, teilte die neoliberale Denkfabrik des 79-Jährigen in Prag mit. Ein rationales Vorgehen sei oftmals nicht zu erkennen. Mit seinen Äußerungen über einen möglichen Lockdown richte der Ministerpräsident enorme wirtschaftliche Schäden an, selbst wenn es nicht dazu kommen sollte.

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