Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Verhandlungen um nächstes Konjunkturpaket vorerst gescheitert

WASHINGTON: Die zähen Verhandlungen um ein weiteres riesiges Corona-Konjunkturpaket in den USA sind vorerst gescheitert. Das erklärten die Verhandlungsführer der Demokraten, der Republikaner und der Regierung am Freitagnachmittag (Ortszeit) im Kongress. Zunächst wurde keine weitere Gesprächsrunde anberaumt - nur Stunden bevor sich der Senat planmäßig für einen Monat in die Sommerpause verabschieden wollte.

Die Demokraten legten am Freitag einen Kompromissvorschlag in Höhe von rund zwei Billionen Dollar (1,7 Billionen Euro) vor, die Republikaner wollten aber offenbar nicht über das von ihnen vorgeschlagene Paket von rund einer Billion Dollar hinausgehen.

«Wir sind weit auseinander», sagte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi. Ihr Parteikollege Chuck Schumer, der Minderheitenführer im Senat, sprach von «enttäuschenden» Gesprächen. Finanzminister Steven Mnuchin sagte, Präsident Donald Trump wolle eine Einigung. «Aber leider haben wir heute keine Fortschritte gemacht», sagte er. Neue Gespräche seien nur sinnvoll, wenn die Demokraten neue Vorschläge vorlegten.


EU-Länder weiten Einreisebeschränkungen auf Marokko aus

BRÜSSEL: Die EU-Länder weiten die wegen der Corona-Pandemie verhängten Einreisebeschränkungen auch wieder auf Marokko aus. Nach einem am Freitagabend veröffentlichten Beschluss werden von diesem Samstag an Reisende aus dem nordwestafrikanischen Staat nur noch dann in die EU kommen dürfen, wenn dies zwingend notwendig ist. Lediglich Menschen aus zehn Ländern dürfen demnach noch normal in die EU einreisen. Zu den Staaten gehören Australien, Kanada, Georgien, Japan, Neuseeland, Ruanda, Südkorea, Thailand, Tunesien und Uruguay.

Zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hatten sich Mitte März alle EU-Staaten außer Irland sowie die Nicht-EU-Staaten Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island darauf geeinigt, nicht zwingend notwendige Reisen in die EU zunächst zu verbieten. Anfang Juli wurde dieser Einreisestopp dann erstmals wieder gelockert. Grundsätzlich ist er aber nicht bindend. Mehrere EU-Staaten legen die Empfehlungen strenger aus.

Grundlage der EU-Liste ist vor allem die Zahl der neuen Covid-19-Fälle in den vergangenen 14 Tagen pro 100.000 Einwohner. Sie soll nahe am oder unter dem EU-Durchschnitt liegen. Aber auch Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus, der Trend der Infektionszahlen und die allgemeine Reaktion des jeweiligen Landes auf die Pandemie spielen eine Rolle. Für Staaten, aus denen Bürger noch nicht wieder einreisen dürfen, sind Ausnahmen vorgesehen - etwa für EU-Bürger und ihre Familien.


Norwegen verschiebt Entscheidung über Veranstaltungen in Corona-Krise

OSLO: Norwegen drückt bei der Lockerung von Corona-Maßnahmen auf die Bremse. Eine Entscheidung darüber, ob sich ab dem 1. September bei öffentlichen Veranstaltungen nun 500 statt bisher 200 Menschen versammeln dürften, werde zunächst verschoben, teilte die Regierung am Freitag mit. Zudem werde der Alkoholausschank in Bars und Restaurants landesweit vorübergehend eingeschränkt. Nach der Regelung, die ab Samstag gelte, müssten sie den Alkoholverkauf ab Mitternacht einstellen.

«Niedrige Infektionszahlen haben uns möglicherweise vergessen lassen, wie ernst es ist», sagte der norwegische Gesundheitsminister Bent Høie und verwies auf lokale Corona-Ausbrüche in mehreren norwegischen Städten, darunter Oslo, sowie auf einem Passagierschiff der Hurtigruten-Reederei. Bisher registrierte Norwegen rund 9400 Corona-Fälle. 256 Menschen starben in Verbindung mit dem Virus.


Litauens Präsident geht vorsorglich in Selbstisolation

VILNIUS: Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda hat sich vorsorglich in Selbstisolation begeben, nachdem ein Mitarbeiter der Präsidialkanzlei möglicherweise Kontakt mit einem Corona-Infizierten gehabt hatte. Das Staatsoberhaupt des baltischen EU-Landes und der Mitarbeiterstab würden vorerst in Quarantäne bleiben, bis die notwendigen Untersuchungen abgeschlossen seien, sagte Nausedas Sprecher am Freitag in Vilnius der Nachrichtenagentur BNS.

Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete bislang 2194 bestätigte Infektionen und 81 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus.


London führt Quarantänepflicht für Reisende aus Belgien wieder ein

LONDON: Die britische Regierung hat für Reisende aus Belgien wieder eine Pflicht zur zweiwöchigen Selbstisolation verhängt.

Das teilte das britische Außenministerium am Freitag mit. Die Regelung gilt von Samstag an in allen Teilen Großbritanniens. Grund dafür ist eine gestiegene Zahl von Infektionen in dem Benelux-Staat. Für Luxemburg und Spanien war die Quarantänepflicht bereits Ende Juli wieder eingeführt worden. Spekuliert wurde, dass sie auch demnächst für Reisende aus Frankreich wieder gelten könnte. Das dürfte britische Urlauber besonders hart treffen, die Schätzungen zufolge zu Hunderttausenden in das Nachbarland gereist sind.


Wettbewerbshüter billigen Corona-Hilfen für Nah- und Regionalverkehr

BRÜSSEL: Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben die von der Bundesregierung geplanten Corona-Hilfen für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr gebilligt.

Das Paket im Umfang von sechs Milliarden Euro ermögliche es, durch die Corona-Krise entstandene Schäden zu kompensieren, teilte die zuständige Vizepräsidentin Margrethe Vestager am Freitag mit. Lokale und regionale öffentliche Verkehrsunternehmen hätten während des Corona-Ausbruchs weiterhin wesentliche Dienstleistungen für die Bürger erbracht.


Briten verlegen ihr «Dschungelcamp» nach Europa - RTL prüft noch

BERLIN: Seit 2004 ist die RTL-Show «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» 14 Mal aus Australien gesendet worden - jetzt erwägt der Sender angesichts der Corona-Krise eine Verlegung des Camps. Der britische Sender ITV gab am Freitag bereits bekannt, dass die englischsprachige Version «I'm a Celebrity...Get me out of here!» das nächste Mal aus einer Schlossruine in Großbritannien gesendet wird. RTL und ITV benutzen in Australien bislang dieselbe Kulisse für die Sendung voller Ekel-Prüfungen.

Ein RTL-Sprecher sagte dazu: «Wir werden alles dafür geben, im Januar mit «Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!» wieder On-Air zu sein, in welcher Form auch immer. Wir stellen uns der coronabedingten Challenge und prüfen derzeit sehr gewissenhaft, ob wir wieder in das bewährte australische Dschungelcamp gehen können. Gleichzeitig denken wir auch über passende Alternativen für die 15. Staffel nach.»


Zahl der Malaria-Toten in Afrika könnte sich wegen Corona verdoppeln

NAIROBI/LONDON: Wegen der Corona-Pandemie könnten in diesem Jahr mehr als doppelt so viele Menschen in Afrika südlich der Sahara an Malaria sterben als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommen britische Forscher und Kollegen im Fachblatt «Nature Medicine». In Afrika wurden inzwischen mehr als eine Million Corona-Fälle verzeichnet. Um die Pandemie einzudämmen, haben die Länder etliche Maßnahmen ergriffen, die aber auch Konsequenzen für die Bekämpfung von Malaria - etwa die Verteilung von Moskitonetzen - haben.

Sollten die Aktivitäten zur Prävention von Malaria stark beeinträchtigt werden, könne es 2020 rund 779.000 Malaria-Tote geben, warnten die Autoren der Studie. Maßnahmen wie die Verteilung von Netzen oder der Zugang zu Malaria-Medikamenten müssten priorisiert werden, forderten sie. Bereits im April hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einem drastischen Anstieg der Malaria-Toten in diesem Jahr gewarnt.

Im Jahr 2018 gab es nach WHO-Angaben 228 Millionen Malaria-Fälle und geschätzte 405.000 Menschen starben. Die meisten Todesfälle - 380.000 - waren demnach in Afrika südlich der Sahara. Malaria wird durch Parasiten hervorgerufen, die durch den Stich einer Stechmücke übertragen werden.


Dramatischer Einbruch der Touristenzahlen in Prag

PRAG: Der Tourismus in der Unesco-Weltkulturerbe-Stadt Prag ist aufgrund der Corona-Pandemie dramatisch eingebrochen. Die Zahl der Übernachtungsgäste in der tschechischen Hauptstadt ging im zweiten Quartal 2020 um 93,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, wie die Statistikbehörde CSU am Freitag mitteilte. Die «Goldene Stadt» ist bekannt für ihre Bierkneipen und Sehenswürdigkeiten wie die Karlsbrücke über die Moldau und die Prager Burg.

Landesweit lag der Rückgang bei 82,9 Prozent. Während zwischen April und Juni 2019 noch mehr als 571.000 Hotelgäste aus Deutschland im Nachbarland übernachteten, waren es im zweiten Quartal 2020 weniger als 50.000. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass die Regierung in Prag unter Ministerpräsident Andrej Babis von Mitte März bis Anfang Juni zum Schutz vor dem Coronavirus die Grenzen für ausländische Touristen geschlossen hatte.


Corona auf norwegischem Schiff: Hurtigruten-Manager legt Ämter nieder

OSLO/TROMSØ: Die norwegische Reederei Hurtigruten zieht nach dem Coronavirus-Ausbruch auf dem Passagierschiff «Roald Amundsen» personelle Konsequenzen. Topmanager Bent Martini habe auf Initiative des Unternehmens seine Ämter vorübergehend niedergelegt, teilte Hurtigruten am Freitag mit. Martini leitete bislang das operative Geschäft.

Bei Besatzungsmitgliedern der «Roald Amundsen» wurden vergangene Woche erste Infektionen mit dem Coronavirus bekannt. Bis Donnerstag stieg die Zahl der bestätigten Ansteckungen unter der Besatzung und den Fahrgästen auf zwei Kreuzfahrten des Schiffes auf 62. Darunter waren laut nationalem Gesundheitsinstitut FHI 41 Crew-Mitglieder und 21 Passagiere.

Die norwegische Polizei nahm Ermittlungen auf und prüft, ob Hurtigruten oder Einzelpersonen an Bord gegen die norwegischen Quarantänevorschriften verstoßen haben. Das Schiff liegt seit Bekanntwerden des Corona-Ausbruchs im nordnorwegischen Tromsø vor Anker.


Afrika überschreitet Millionenmarke bei Corona-Fällen

JOHANNESBURG: Afrika hat laut der Afrikanischen Union (AU) mehr als eine Million nachgewiesene Corona-Fälle verzeichnet. Mehr als 22.000 Infizierte seien gestorben, teilte die AU am Freitag mit. Demnach stellt Südafrika mit 538.184 Fällen gut die Hälfte der registrierten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2. Weitere Schwerpunktländer sind Ägypten, Nigeria, Algerien und der Sudan. Nach Expertenansicht liegt die Dunkelziffer auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen allerdings weitaus höher. Es mangelt oft an Tests, an Personal sowie in einigen Ländern mittlerweile auch an genügend Krankenhausbetten. In Ländern wie Tansania gibt es zudem seit längerem keine aktuellen Zahlen.

Die Entwicklungsorganisation ONE warnte am Freitag angesichts der Entwicklung vor schlimmen Folgen für den Kontinent. «Durch die Corona-Krise drohen in Afrika 30 Millionen Jobs verloren zu gehen; die Wirtschaft auf dem Kontinent bricht ein», betonte Deutschland-Direktor Stephan Exo-Kreischer. Zudem bedrohe die sich verschärfende Nahrungsmittelknappheit die Lebensgrundlage vieler Menschen vor Ort. Unbürokratische Hilfe sei schleunigst erforderlich. Den ärmsten Ländern fehlen zudem die finanziellen Mittel, um die Krise zu bewältigen. Bilaterale, multilaterale und private Gläubiger sollten den Entwicklungsländern daher ihre Schulden bis mindestens Ende 2021 stunden, fordert die Organisation.

Das Coronavirus hat sich bislang relativ langsam auf dem Kontinent verbreitet, die Gesamtzahl der Fälle ist noch gering im Vergleich zu anderen Regionen. Die erste Infektion wurde in Afrika später registriert als anderorts, und die meisten Regierungen haben rasch strenge Maßnahmen verhängt, da die Gesundheitssysteme in vielen afrikanischen Staaten sehr schwach sind. Auf der anderen Seite haben die strengen Lockdown-Maßnahmen verheerende Auswirkungen auf Menschen und Volkswirtschaften. Zur Erhöhung der Testkapazitäten haben sich die Staaten des Kontinents früh für die gemeinsame Beschaffung von medizinischem Gerät zusammengeschlossen. Afrika ist auch beteiligt an Versuchen für einen Impfstoff gegen das Coronavirus.


Indien hat als drittes Land mehr als 2 Millionen Corona-Fälle

NEU DELHI: Indien hat als drittes Land der Erde mehr als zwei Millionen registrierte Corona-Infektionen. Wie Daten der Johns Hopkins Universität in Baltimore zeigen, stieg die Zahl der bekannten Infektionen mit dem Virus Sars-CoV-2 in nur knapp drei Wochen von einer auf zwei Millionen Fälle. In Indien nehmen die bekannten Neuinfektionen damit schneller zu als in anderen Ländern der Erde - auch als in Brasilien oder den USA, die beide bislang deutlich mehr Infektionen verzeichnen.

Trotzdem lockert das Land seine Schutzmaßnahmen zusehends. Wegen des anfangs sehr strikten Lockdowns verloren Millionen Tagelöhner ihre Arbeit und drohten zu verhungern. Mit mehr als 41.000 Toten durch die Krankheit Covid-19 ist die offizielle Sterberate in Indien aber deutlich niedriger als in vielen anderen Ländern. Zwar gehen Experten davon aus, dass die Zahlen zu niedrig sind. Allerdings ist in Indien der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung sehr hoch. Bei jungen Menschen geht die Infektion oft ohne Symptome oder nur mit leichten Beschwerden einher.


Mehr als 50.000 Corona-Todesopfer

MEXIKO-STADT: Mexiko hat als drittes Land der Welt die Marke von 50.000 registrierten Todesfällen im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 überschritten. Die Zahl stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Donnerstag (Ortszeit) im Vergleich zum Vortag um 819 auf 50.517. Knapp eine Woche zuvor hatte Mexiko Großbritannien überholt und war weltweit auf die dritte Stelle vorgerückt. Auf Platz eins bei den Todesopfern stehen nach Statistiken der Johns-Hopkins-Universität die USA mit mehr als 160.000, gefolgt von Brasilien mit mehr als 98.000.

Die offizielle Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Coronavirus liegt in Mexiko inzwischen bei 462.690 - laut Johns-Hopkins-Universität die sechstmeisten eines Landes.

Die Sterblichkeitsrate relativ zur Zahl der Infektionen ist demnach mit 10,9 Prozent die siebthöchste der Welt. Pro 100.000 Einwohner belegt der 130-Millionen-Einwohner-Staat demnach mit 39,38 Todesopfern den 13. Platz. Mexiko testet im internationalen Vergleich äußerst wenig auf den Erreger Sars-CoV-2, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann.


Israels Regierung lockert Corona-Beschränkungen an Wochenenden

TEL AVIV: Nach einem leichten Abflachen der Corona-Infektionen hat Israels Regierung eine Lockerung von Einschränkungen an Wochenenden beschlossen.

Nach einer Mitteilung vom späten Donnerstagabend beschloss das Kabinett, dass Geschäfte an Wochenenden wieder normal öffnen dürfen. Auch das Benutzen öffentlicher Spielplätze ist dann wieder erlaubt. Zuvor hatten bestimmte Geschäfte vom Freitagnachmittag bis zum Sonntagmorgen schließen müssen. Ein Kabinettsausschuss hatte die Lockerungen auf den Weg gebracht. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist in Israel nach einem starken Anstieg seit Ende Mai zuletzt leicht zurückgegangen.

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