Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
Foto: Pixabay/Gerd Altmann

Algeriens Präsident nach Corona-Isolation im Militärkrankenhaus

ALGIER: Der algerische Präsident Abdelmadjid Tebboune ist nach einer mehrtägigen «freiwilligen Quarantäne» wegen potenzieller Corona-Infektionen in seinem engeren Umfeld in ein Militärkrankenhaus gebracht worden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Aps am Dienstagabend unter Berufung auf das Präsidialamt mitteilte, wird Tebboune die nächsten Tage aus den Räumen des Krankenhauses in der Hauptstadt arbeiten. Es handele sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte. Sein Gesundheitszustand sei weiterhin stabil und bedenkenlos. Ob der 74-Jährige mittlerweile positiv auf das Coronavirus getestet wurde, blieb zunächst offen.

Wegen des Verdachts auf Corona-Infektionen bei mehreren seiner Berater hatte sich Tebboune am vergangenen Samstag freiwillig in Quarantäne begeben. Auf Empfehlung seiner ärztlichen Berater soll er sich seitdem isoliert haben. Er sei «gesund und wohlauf» und werde seine Arbeit aus der Quarantäne heraus fortsetzen, schrieb Tebboune selbst am Samstag bei Twitter. Algerien hat bisher mehr als 56.700 Corona-Fälle registriert. Mindestens 1931 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus gestorben.

Tebboune war im Dezember 2019 zum Staatsoberhaupt des flächenmäßig größten afrikanischen Landes gewählt worden. Er ist Nachfolger von Langzeitpräsident Abdelaziz Bouteflika, der nach 20 Jahren im Amt auf Druck der Armee hin und nach anhaltenden Massenprotesten im Land zurückgetreten war.


Klinik-Brand in Rio: Covid-19-Patientinnen sterben bei Evakuierung

RIO DE JANEIRO: Mitten in der Corona-Pandemie ist im Norden der brasilianischen Millionenmetropole Rio de Janeiro in einem Krankenhaus ein großes Feuer ausgebrochen. Rund 200 Patienten seien aus der Bundes-Klinik von Bonsucesso in Sicherheit gebracht und in andere Krankenhäuser verlegt worden, berichtete das Nachrichtenportal G1 am Dienstag. Bei der Evakuierung seien zwei an Covid-19 erkrankte Frauen gestorben.

Die Feuerwehr brachte das Feuer schließlich unter Kontrolle. Die Brandursache war zunächst unklar. Offenbar war das Feuer im Bereich einer Pflegestation oder im Bereich der Röntgenmedizin ausgebrochen. Nach Angaben der Feuerwehr war die Klinik bereits mehrfach wegen Verstößen gegen die Brandschutzverordnung benachrichtigt worden.

Brasilien ist einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Über 5,4 Millionen Menschen haben sich in dem größten Land Lateinamerikas bislang mit dem Virus infiziert, rund 157.000 Patienten sind im Zusammenhang mit der Krankheit Covid-19 gestorben.


Ex-Präsident Obama: Trump hat Kampf gegen Corona «vermasselt»

ORLANDO: Eine Woche vor der US-Wahl hat Ex-Präsident Barack Obama seinem Nachfolger Donald Trump im Kampf gegen die Corona-Pandemie erneut Versagen vorgeworfen. «Er hat es vermasselt», sagte der Demokrat am Dienstag bei einem Wahlkampfauftritt in der Stadt Orlando im umkämpften US-Bundesstaat Florida. «Wir sind das größte, wohlhabendste, mächtigste Land der Welt und wir können das irgendwie nicht in den Griff bekommen, weil unsere Regierung ihren Job nicht gemacht hat», sagte Obama. Effektiveres Handeln der Regierung hätte Tausende Menschenleben retten können, sagte er.

Präsident Trump habe die Pandemie «ignoriert» und weigere sich, dafür Verantwortung zu übernehmen, sagte Obama. «Aber wissen Sie was, so funktioniert der Job nicht. Sie müssen rund um die Uhr verantwortlich sein», sagte er. «Den ganzen Tag Fernsehschauen und Sachen erfinden, löst keine Probleme», sagte Obama mit Blick auf den Republikaner Trump. Obama warb für die Wahl des Demokraten Joe Biden, seines früheren Vizepräsidenten. Dieser habe einen «konkreten Plan», Amerika wieder gesünder, fairer und stärker zu machen. Obama war vergangene Woche erstmals für Biden bei einer größeren Kundgebung aufgetreten.

Daten der Universität Johns Hopkins zufolge gibt es in den USA, einem Land mit 330 Millionen Einwohnern, bislang gut 8,7 Millionen bestätigte Coronavirus-Infektionen. Die Zahl der Neuinfektionen stieg zuletzt wieder auf rund 70.000 pro Tag an. Mehr als 226.000 Infizierte starben bislang - mehr als in jedem anderen Land der Welt.


Zitat Obama: Trumps Regierung hat bei Eindämmung der Pandemie versagt

«Wir sind das größte, wohlhabendste, mächtigste Land der Welt und wir können das irgendwie nicht in den Griff bekommen, weil unsere Regierung ihren Job nicht gemacht hat.»

(Ex-Präsident Barack Obama am Dienstag in Orlando im US-Bundesstaat Florida bei einem Wahlkampfauftritt zum Management der Coronavirus-Pandemie unter seinem Nachfolger Donald Trump.)


Nächtliche Ausgangssperre in Tschechien tritt in Kraft

PRAG/VILNIUS/OSLO: Angesichts steigender Corona-Zahlen führt Tschechien erstmals eine nächtliche Ausgangssperre ein. Zum Start gilt sie in der Nacht zum Mittwoch zunächst nur von Mitternacht bis 04.59 Uhr morgens - danach jeweils zwischen 21.00 Uhr und 4.59 Uhr - in dieser Zeit dürfen die Menschen ihre Häuser nicht verlassen.

Die Regierung begründete den Schritt damit, dass private Feiern und Treffen verhindert werden sollen. Ausnahmen gelten unter anderem für das Gassigehen mit dem Hund in einem Umkreis von 500 Metern um den Wohnort. In Tschechien steckten sich der EU-Gesundheitsagentur ECDC zufolge binnen 14 Tagen 1379,8 Menschen je 100.000 Einwohner an. Das war nach Belgien der zweithöchste Wert in der EU.

Litauen stellt am Mittwoch unter anderem die drei größten Städte - Vilnius, Kaunas und Klaipeda - unter Quarantäne. Hier gelten eine Maskenpflicht in nahezu allen öffentlichen Räumen sowie strengere Einschränkungen für das Kultur-, Freizeit-, und Sportleben. In Norwegen sind die Menschen nun angehalten, nicht mehr als fünf Gäste in den eigenen vier Wänden zu begrüßen. Auch in Frankreich wird über schärfere Maßnahmen nachgedacht. Am Vormittag tagt der Nationale Sicherheitsrat zu Corona.


Tschechische Regierung will Notstand um einen Monat verlängern

PRAG: Die tschechische Minderheitsregierung will den seit Anfang Oktober wegen der Corona-Krise geltenden Notstand um einen Monat bis zum 3. Dezember verlängern. Ministerpräsident Andrej Babis von der populistischen Partei ANO kündigte am Dienstag an, er werde dies beim Parlament beantragen. Das sei sehr wichtig, um Gesundheit und Leben der Bürger zu schützen. Der Ausnahmezustand ermöglicht es der Regierung, die Bürgerrechte einzuschränken und Krisenmaßnahmen ohne Zustimmung des Parlaments zu treffen. Damit einhergehend sollen die Schulen länger als ursprünglich geplant geschlossen bleiben.

In der Nacht zum Mittwoch sollte in Tschechien um Mitternacht erstmals eine nächtliche Ausgangssperre in Kraft treten. Danach gilt sie jeweils zwischen 21.00 Uhr und 4.59 Uhr - in dieser Zeit dürfen die Menschen ihre Häuser nicht verlassen. Damit will die Regierung nach eigenen Angaben private Feiern und Treffen verhindern. Bereits seit Donnerstag sind die Bürger dazu angehalten, möglichst Hause zu bleiben. Das Kabinett will knapp zwei Millionen Euro in eine Informationskampagne investieren, die die Maßnahmen begleitet.

Tschechien ist derzeit besonders stark von Corona-Neuinfektionen betroffen. In dem Land steckten sich nach Angaben der EU-Gesundheitsagentur ECDC binnen 14 Tagen 1379,8 Menschen je 100.000 Einwohner an. Das war nach Belgien der zweithöchste Wert in der EU. Seit Beginn der Pandemie registrierten die Behörden insgesamt 268.370 Corona-Infektionen und 2365 Todesfälle.


Polen verzeichnet mehr als 16.000 Corona-Neuinfektionen

WARSCHAU: In Polen hat die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus erstmals die Marke von 16.000 überschritten. Innerhalb von 24 Stunden kamen 16.300 neue Fälle hinzu, die meisten davon in der Region um die Hauptstadt Warschau (3529). Das teilte das polnische Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Im gleichen Zeitraum starben 132 Menschen in Zusammenhang mit dem Virus.

Der bisherige Rekordwert war mit 13.632 Fällen am vergangenen Freitag erreicht worden. Seit Beginn der Pandemie gab es in Polen 4615 Todesfälle in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. Das Land hat rund 38 Millionen Einwohner. Polen wird vom Robert Koch-Institut als Risikogebiet eingestuft. Seit Samstag sind in dem Land alle Restaurants und Bars für einen Zeitraum von zwei Wochen geschlossen, Versammlungen mit mehr als fünf Personen sind verboten.


Easyjet verkauft weitere Flugzeuge und mietet sie zurück

LUTON: Der britische Billigflieger Easyjet kämpft in der Corona-Krise weiterhin ums finanzielle Überleben. Zur Stärkung seiner Finanzkraft hat das Unternehmen neun weitere Jets vom Typ Airbus A320 an zwei Leasing-Gesellschaften verkauft, um sie dann über einen Zeitraum von nahezu zehn Jahren wieder zurück zu mieten.

Laut einer Mitteilung vom Dienstag hat Easyjet damit 398,6 Millionen US-Dollar (337 Mio Euro) erlöst. Das Unternehmen besitzt nach Abschluss der beiden jüngsten Leasing-Deals nach eigenen Angaben noch 152 unbelastete Flugzeuge selbst. Das seien 44 Prozent der Flotte. Man werde die Märkte weiterhin beobachten, so das Unternehmen.

Easyjet hat in dem Ende September abgeschlossenen Geschäftsjahr wegen der Corona-Krise den ersten Jahresverlust seiner Geschichte eingeflogen und will auf eine Dividende verzichten. Ende September verfügte die Airline nach zahlreichen Kapitalmaßnahmen über Barreserven von rund 2,3 Milliarden Pfund (2,53 Mrd Euro) und saß auf einem Schuldenberg von 1,1 Milliarden Pfund.


Corona-Fälle bei den UN: Treffen im New Yorker Hauptquartier abgesagt

NEW YORK: Mindestens fünf Corona-Infektionen legen das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York vorläufig lahm. Wegen der positiv auf das Virus getesteten Mitarbeiter eines Mitgliedsstaates seien für Dienstag alle persönlichen Treffen diverser Gremien auf dem Gelände am East River abgesagt worden. Das geht aus einem internen Brief des Präsidenten der UN-Vollversammlung, Volkan Bozkir, vom Montag hervor. Das Schreiben liegt der Deutschen Presse-Agentur vor. Sitzungen würden solange ausgesetzt, bis die Kontaktverfolgung abgeschlossen sei.

Diplomatenkreisen zufolge handelt es sich um einen Ausbruch in der UN-Vertretung Nigers. Das afrikanische Land ist Mitglied des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, in dem auch Deutschland sitzt. Die letzte Sitzung am Montag hatte das mächtigste UN-Gremium allerdings ohnehin planmäßig digital abgehalten. Erst am Dienstag sollte es wieder zu einer Präsenzveranstaltung zusammenkommen.


Corona-Krise und Gewalt: Tansania wählt Präsidenten

DARESSALAM: In einem angespannten Klima im ostafrikanischen Tansania wählen die Bürger den Präsidenten und das Parlament neu. Bei der Abstimmung am Mittwoch bewirbt sich der zunehmend autokratische Staatschef John Magufuli um eine zweite Amtszeit. Seit Monaten herrschen in dem Land am Indischen Ozean Spannungen, am Vortag der Abstimmung kam es zu Gewalt.

Amnesty International warf der Regierung vor, ein «Arsenal an Gesetzen» aufgebaut zu haben, um im Vorfeld der Wahlen «alle Formen von Dissens zu unterdrücken» und gegen Meinungs- und Versammlungsfreiheit vorzugehen. UN-Generalsekretär António Guterres rief vor alle politischen Führer und deren Unterstützer auf, keine Gewalt anzuwenden.

Magufuli, der wegen seines kompromisslosen Führungsstils auch «Bulldozer» genannt wird, polarisiert: Er kam 2015 mit Versprechen der Korruptionsbekämpfung an die Macht, und seine Unterstützer befürworten das starke Image, das er von sich und Tansania projiziert. Kritiker und Menschenrechtler aber verurteilen die zunehmenden Beschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit. Magufulis stärkster Herausforderer ist Oppositionsführer Tundu Lissu, der vor drei Jahren einen Mordanschlag überlebte und sehr beliebt ist. Allerdings ist die Opposition zersplittert, insgesamt bewerben sich 15 Kandidaten für das höchste Amt im Land.

Die ehemalige deutsche Kolonie mit seinen rund 58 Millionen Einwohnern gilt eigentlich als stabiles Land, das im Ausland vor allem für Safari-Reisen in der Serengeti und das Besteigen von Afrikas höchstem Berg, dem Kilimandscharo, bekannt ist. Doch Magufuli gerät zunehmend in die Kritik. Ihm wird auch vorgeworfen, mit der Corona-Pandemie schlecht umzugehen - seit Mai hat Tansania keine offiziellen Corona-Zahlen mehr bekanntgegeben; auch machte Magufuli immer wieder Schlagzeilen etwa mit Vorschlägen, man solle gegen das Virus beten. Das Land leidet wirtschaftlich sehr unter der Corona-Krise, wegen weltweiter Corona-Beschränkungen liegt der Tourismus am Boden.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.