Wie du mir, so ich dir: China schließt US-Konsulat

Leute gehen vor dem US-Konsulat in Chengdu. Foto: epa/Str
Leute gehen vor dem US-Konsulat in Chengdu. Foto: epa/Str

PEKING/WASHINGTON: Als Antwort auf die Schließung eines chinesischen Konsulats in den USA macht China nun eine amerikanische Vertretung dicht. Die jüngste Eskalation zwischen den Großmächten lässt sich auf zwei Redensarten herunterbrechen: «genug ist genug» und «wie du mir, so ich dir».

Der diplomatische Streit zwischen den Großmächten USA und China ist am Freitag in eine neue Runde gegangen: Als Vergeltung für die Schließung eines Konsulats macht die Volksrepublik eine amerikanische Vertretung dicht. Die kommunistische Führung verfügte, dass das US-Konsulat in Chengdu im Südwesten des Landes geschlossen werden muss. Das Außenministerium in Peking teilte mit, dass die Lizenz zum Betrieb entzogen worden sei. Die Gegenreaktion war erwartet worden. Trotzdem trübt sie die Beziehungen weiter ein.

Das Außenministerium nannte die Schließung eine «legitime und notwendige Reaktion auf die unvernünftigen Handlungen der USA». Schuld habe allein die Regierung von US-Präsident Donald Trump. «Die Verantwortung liegt vollständig bei den Vereinigten Staaten.» China fordere die USA erneut auf, die Schließung des chinesischen Konsulats in Houston (Texas) rückgängig zu machen - Bedingung für eine der Rückkehr der bilateralen Beziehungen zur Normalität.

Die USA ließen jedoch keinerlei Bereitschaft dazu erkennen. Die Schließung des Konsulats sei Teil von «bewussten Bemühungen», die Beziehung zu China auf eine «solide Grundlage» zu stellen, sagte ein Beamter des US-Außenministeriums am Freitag. Durch die Schließung der Konsulate müssen Dutzende Diplomaten beider Seiten zurück in ihre Heimat.

Die Vertretung in Houston sollte US-Medienberichten zufolge am Freitagnachmittag (Ortszeit/später Abend MESZ) die Arbeit einstellen. US-Beamte wollten auf Nachfrage keine Details nennen, wie die Schließung vonstatten gehen sollte. Auch gingen sie nicht darauf ein, was passieren würde, sollte China der Verfügung nicht Folge leisten.

Die angeordneten Schließungen verschärfen die Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften. Die Großmächte liegen schon wegen Chinas Umgang mit dem Ausbruch des Coronavirus, der Handelspolitik und dem harten chinesischen Vorgehen in Hongkong und in Xinjiang im Streit liegen. Das Verhältnis ist aus chinesischer Sicht so schlecht wie seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979 nicht mehr.

US-Außenminister Mike Pompeo nannte das Konsulat in Houston ein «Drehkreuz der Spionage und des Diebstahls geistigen Eigentums». Es müsse geschlossen werden, um das amerikanische Volk zu schützen. Nach der Wiener Konvention hätten Diplomaten die Gesetze und Vorschriften des jeweiligen Gastlandes zu respektieren. Auch hätten sie die Pflicht, «sich nicht in innere Angelegenheiten des Staates einzumischen». China wies die Anschuldigungen erneut zurück.

Peking unterstellte nun dem Konsulat in Chengdu, spioniert zu haben. «Einige Mitarbeiter des US-Generalkonsulats haben Aktivitäten durchgeführt, die nicht mit ihrer Identität übereinstimmen, sich in Chinas innere Angelegenheiten eingemischt und Chinas Sicherheitsinteressen geschadet», erklärte Außenamtssprecher Wang Wenbin. Hu Xijin, Chefredakteur der einflussreichen Parteizeitung «Global Times» schrieb auf Twitter, dass die USA seines Wissens 72 Stunden Zeit haben, um das Konsulat zu schließen. Das wäre Montagmorgen.

Ein Beamter des US-Justizministeriums sagte am Freitag, die Wahl sei nicht zufällig auf Houston gefallen. «Bösartige Aktivitäten» und geheimdienstliche Aktivitäten hätten dort zugenommen. «An einem gewissen Punkt sagt man: genug ist genug». Ein Geheimdienstbeamter fügte hinzu: «Es ist einfach zu groß geworden, als dass man es ignorieren könnte.»

Pompeo hatte am Donnerstag in einer Grundsatzrede zu den amerikanisch-chinesischen Beziehungen die Tonlage gegenüber Peking verschärft. Er warf China vor, Angehörige muslimischer Minderheiten in «Konzentrationslagern» in der Region Xinjiang zu internieren. Der Minister hatte bislang meist den Begriff «Internierungslager» verwendet, um die Lager zu beschreiben, in denen nach amerikanischen Schätzungen eine Million Menschen inhaftiert sind.

Pompeo rief die US-Verbündeten auf, gemeinsam gegen China vorzugehen. «Vielleicht ist es an der Zeit für eine neue Gruppierung gleichgesinnter Nationen», sagte Pompeo. «Wir können diese Herausforderung nicht alleine bewältigen.» Er nannte die Vereinten Nationen, die Nato, die G7- und G20-Staaten und ihre «gemeinsame wirtschaftliche, diplomatische und militärische Macht». Trumps Regierung hat allerdings in der Vergangenheit nicht dazu beigetragen, die internationalen Zusammenschlüsse zu stärken.

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Francis Light 26.07.20 02:52
@Thimas Sylten
Also: ich habe nicht gesagt, dass ich Chinesen nicht mag, sondern China, und das aufgrund ihres repressiven politischen Systems.

Auf den Rest gehe ich jetzt nicht ein, mag ja Ihre Meinung sein.
Thomas Sylten 26.07.20 01:48
@Jürgen Franke: Also bei Herrn Kerp habe ich das als sarkastische Kritik interpretiert. (?)

@Francis Light: Bislang schätzte ich sie als verständigeren Kopf ein: Sie werden doch nicht wirklich auf diese billige Kriegspropaganda der Amerikaner reinfallen ?!? Auch wenn Sie "Chinesen nicht mögen" (bitte selber auf rassistische Merkmale prüfen) sind nicht die es, die permanent überall auf der Welt Kriege führen, sondern Ihre übergeschnappten Freunde, die unverblümt aller Welt ihr System zum ausschließlich eigenen Vorteil aufzwingen wollen (das wir davon zurzeit profitieren ist reiner Zufall und wird sich sofort ändern, wenn wir mal anfangen sollten unsere eigenen Interessen in den Vordergrund zu rücken).
Jürgen Franke 25.07.20 19:07
Herr Light, gehen Sie davon aus, dass alle Welt
in Frieden leben will. Mit Ihrer Unterstellung bezüglich Chinas haben Sie sich leider, wie auch Herr Kerp, mit seinem Bravo zum kalten Krieg, disqualifiziert.
Francis Light 25.07.20 17:52
Tit for tat
Da könnte sich was zusammenbrauen. Bin da auf der Seite der Amerikaner. Das sind die einzigen, die China die Stirn bieten. China mag eh kaum jemand., aber die halbe Welt ist abhängig von ihren Produkten. Das sehe ich als Problem. Man kann China schon von daher nicht an.
Thomas Sylten 25.07.20 16:22
"Pompeo rief die US-Verbündeten auf, gemeinsam gegen China vorzugehen": Das könnte dir so passen, alter Kriegstreiber. Eher solte es Bündnisse im Eurasischen Raum geben -
nicht gegen die USA gerichtet, aber zum Schutz europäischer Interessen, die von den USA permanent hochmütig ignoriert werden.

Dem könnten die USA dann gern auch beitreten -
aber nicht mit Führungsanspruch, sondern "nur" gleichberechtigt auf Augenhöhe mit den anderen.
Ingo Kerp 25.07.20 13:45
Einstens drohte Trump CHN mit evtl. Strafzoellen mit den Worten, mit Strafzoellen kann man ganz leicht gewinnen. Der offensichtliche Gewinn heute ist ein neuer kalter Krieg. Bravo.