Beratungen über Premier im Libanon - Botschafter in Berlin Favorit

Der designierte libanesische Premierminister Mustafa Adib. Foto: epa/Nabil Mounzer
Der designierte libanesische Premierminister Mustafa Adib. Foto: epa/Nabil Mounzer

BEIRUT: Rund vier Wochen nach der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut haben im Libanon die parlamentarischen Beratungen über einen neuen Regierungschef begonnen. Präsident Michel Aoun trifft sich seit Montagmorgen mit den unterschiedliche politischen Blöcken, um den künftigen Premier auszuwählen.

Als Favorit gilt der 48 Jahre alte libanesische Botschafter in Deutschland, Mustafa Adib, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr. Er sei von dem früheren Ministerpräsidenten Saad Hariri nominiert worden. Hariri führt im libanesischen Parlament den größten sunnitischen Block an.

Der bisherige Ministerpräsident Hassan Diab hatte nach der Explosion in Beirut mit mehr als 180 Toten und mehr als 6000 Verletzten Anfang des Monats den Rücktritt der Regierung erklärt. Die höchsten Staatsämter werden im Libanon nach einem jahrzehntealten Proporzsystem unter den größten Konfessionen verteilt. Der Präsident muss immer ein Christ sein, der Premier ein Sunnit und der Parlamentschef ein Schiit.

Für den Libanon ist es der zweite Regierungswechsel in weniger als einem Jahr. Diab hatte das Amt des Ministerpräsidenten erst im Frühjahr übernommen, nachdem sein Vorgänger Hariri im vergangenen Oktober nach Massenprotesten seinen Rücktritt erklärt hatte.

Das Land am Mittelmeer leidet seit Monaten unter einer schweren Wirtschaftskrise, die viele Libanesen in die Armut getrieben hat. Die Corona-Pandemie und die schwere Explosion haben die Lage weiter verschärft. Demonstranten bei Massenprotesten fordern grundlegende politische Reformen. Sie werfen der politische Elite des Landes unter anderem Korruption und Selbstbereicherung vor.

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