Bei der Zahnärztin tief entspannt

Die acht Jahre alte Elisa liegt auf einem Zahnarztstuhl in der Praxis von Ute Stein. Foto: Doreen Garud/dpa
Die acht Jahre alte Elisa liegt auf einem Zahnarztstuhl in der Praxis von Ute Stein. Foto: Doreen Garud/dpa

BERLIN: Elisa liegt auf dem Stuhl ihrer Zahnärztin. Sie ist tief entspannt. Auf dem Bauch liegt ihr Stoffelefant. Die Achtjährige hat die Augen geschlossen, aber sie schläft nicht. Sie befindet sich in Trance (gesprochen: trongs). Dieser Zustand ähnelt dem Schlaf. Man ist aber wach, nur auf eine spezielle Art.

Zahnärztin Ute Stein hat Elisa hypnotisiert. Dafür berührt sie Elisa an der Stirn und sagt ihr, sie solle sich auf die Atmung konzentrieren. «Die Hand stellen wir auf, ganz bequem. Wenn sie steht, ist alles in Ordnung, wenn du eine Pause brauchst, bewegst du sie nach unten.»

Dann soll Elisa den Mund öffnen. Während die Zahnärztin arbeitet, redet sie in ruhigem Ton weiter. Sie saugt den Speichel ab und bohrt - ganz ohne Narkose geht das. Dabei erklärt sie Elisa, wie sie atmen soll, und dass sie sich sicher und geborgen fühlen kann.

Am Ende sagt sie: «Du kannst deinen Elefanten streicheln, dass er dir geholfen hat. Und bedankst dich bei dir selbst.» Sie wünscht Elisa auch Mut für die folgenden Behandlungen. Noch drei tiefe Atemzüge, dann endet die Hypnose. Elisa ist wieder normal wach.

Die Achtjährige erzählt: «Bei Frau Doktor Stein ist es besser als bei anderen Zahnärzten.» Die Ärztin wisse, dass sie oft nicht so lange durchhalte, und gebe ihr Pausen. Zudem läuft bei der Behandlung immer Musik. «Bei ihr kann ich mich gut entspannen.»

So eine Hypnose bieten einige Zahnärztinnen und Zahnärzte an. Hilfreich kann sie für Menschen mit großer Angst vor einer Behandlung sein. Oder für Leute, die Spritzen oder Bohrer schlimm finden.

Manche dieser Patientinnen und Patienten wollen aus Angst gar nicht mehr in eine Praxis gehen. Oder sie setzen sich zwar auf den Behandlungsstuhl, lassen den Mund aber zu. «Dann geht es erst einmal darum, Vertrauen aufzubauen», sagt Frau Stein.

Der Warteraum ihrer Praxis in Berlin ist deswegen hübsch gestrichen. Es riecht nach Holz, nicht nach Desinfektionsmittel. Kommt ein neues Kind zu ihr, spricht Frau Stein mit dem Kind vielleicht erst einmal draußen auf dem Sofa. Sie fragt dann: «Kannst du dir vorstellen, dass ich heute deine Zähne untersuchen darf?»

Manche Kinder sagen dann Nein. Das akzeptiert die Ärztin. Andere Kinder lassen sie fünf Sekunden lang in den Mund schauen. In mehreren Besuchen geht es immer ein bisschen weiter, bis die ersten Löcher behandelt sind.

Dann kann Frau Stein die Kinder häufig in die frühere Praxis zurück überweisen. Denn die Kinder lernen: Egal, wo sie in Behandlung sind, sie können ihre Hand auf den Bauch legen und drei tiefe Atemzüge nehmen. «Sie haben gelernt, sich zu entspannen. Sie haben gelernt, zu sagen, was sie brauchen.»

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