Aktuelle Meldungen der Luftfahrt am Mittwoch

Foto: Freepik
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United Airlines macht wieder Gewinn - Anleger trotzdem enttäuscht

CHICAGO: Die US-Fluggesellschaft United Airlines hat es im zweiten Quartal nach einer langen Verluststrecke in die schwarzen Zahlen zurückgeschafft. Der Gewinn lag bei 329 Millionen Dollar, wie United am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Vor einem Jahr hatte die Bilanz noch ein Minus von 434 Millionen Dollar ausgewiesen. Der Umsatz legte um über 120 Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar zu.

Wie die anderen großen Airlines hatte die Corona-Krise United in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Im jüngsten Quartal verbuchte die Fluggesellschaft aber sogar schon wieder höhere Erlöse als 2019, im letzten Jahr vor der Pandemie. Analysten hatten dennoch mit besseren Quartalszahlen gerechnet. Bei Anlegern kam der Geschäftsbericht nicht gut an, die Aktie geriet nachbörslich zunächst deutlich ins Minus.


Streikgefahr bei Lufthansa: Piloten leiten Urabstimmung ein

FRANKFURT/MAIN: Mitten in der Hauptreisezeit steigt bei der Lufthansa die Streikgefahr. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) will unter den rund 5000 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo eine Urabstimmung starten, wie aus einem internen Papier hervorgeht, das der dpa vorliegt. Bei einer Zustimmung wären unbefristete Streiks möglich.

Ein Lufthansa-Sprecher erklärte, dass man weiterhin eine Lösung am Verhandlungstisch anstrebe. An dem verabredeten Verhandlungsplan halte man fest. «Wir wollen gemeinsam zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, die sowohl die erhöhte Inflation als auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens berücksichtigen.» Auch die VC betonte ihre weitere Gesprächsbereitschaft.

Grund für die Streikvorbereitungen der VC sind die nach sechs Verhandlungsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Dem Schreiben zufolge hat Lufthansa bislang kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt. Die VC verlangt nach eigenen Angaben unter anderem Gehaltssteigerungen von 5 Prozent im laufenden Jahr und einen automatisierten Inflationsausgleich ab dem kommenden Jahr. Sie hatte den laufenden Vertrag zum 30. Juni gekündigt.

Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt über die künftige Konzernstrategie. Die VC hatte sich in der Vergangenheit die exakte Zahl von 325 Flugzeugen garantieren lassen, die ausschließlich von Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden dürfen, die dem Konzerntarifvertrag unterliegen. Die Lufthansa hatte unter dem Eindruck der Corona-Krise die entsprechende Vereinbarung aufgekündigt und begonnen, unter dem Kranich-Logo einen neuen Flugbetrieb mit niedrigeren Tarifbedingungen aufzubauen. Die neue Airline soll im Europa-Verkehr wesentliche Aufgaben der bisherigen Kerngesellschaft übernehmen.


Fehlende Triebwerke machen Airbus und Boeing zu schaffen

FARNBOROUGH: Airbus und Boeing möchten die Produktion ihrer Mittelstreckenjets nach der Corona-Krise wieder ausweiten, doch die Hersteller der Antriebe kommen nicht hinterher. «Nicht alle Triebwerksbauer haben früh genug mit dem Hochfahren der Produktion begonnen, obwohl wir es ihnen gesagt haben», sagte der Chef des weltgrößten Flugzeugherstellers Airbus, Guillaume Faury, der «Financial Times» (Mittwoch) auf der Luftfahrtmesse in Farnborough bei London. Der Manager schätzt, dass die Engpässe in den Lieferketten noch etwa ein Jahr andauern.

«Es ist überall schlecht», sagte Faury. Die weltweiten Lieferketten hätten echte Schwierigkeiten, normal zu funktionieren. «Und das ist nicht nur ein Problem der Luft- und Raumfahrt.» Hinzu kämen der branchenweite Mangel an Arbeitskräften, die höhere Inflation und die gestiegenen Energiekosten.

Derzeit stünden bei Airbus 26 sogenannte Gleiter herum. So nennt man augenzwinkernd fast fertige neue Flugzeuge, denen nur noch die Antriebe unter den Tragflächen fehlen. Derzeit fertigt der Hersteller monatlich etwa 50 Exemplare seiner Mittelstreckenjets aus der Modellfamilie A320neo, nachdem er die Produktion zu Beginn der Corona-Pandemie von etwa 60 auf 40 Stück gedrosselt hatte.

Bis kommenden Sommer will Faury den Ausstoß auf 65 Maschinen pro Monat hochfahren - schon das wäre ein Rekord. Bis 2025 soll die Produktion sogar auf monatlich 75 Stück wachsen. Doch die Triebwerksbauer hinkten dem schnellen Produktionsausbau zuletzt hinterher.

Auch der Airbus-Rivale Boeing aus den USA leidet an Engpässen in den Lieferketten. Derzeit baut Boeing pro Monat 31 Maschinen seines Mittelstreckenjets 737, der in den Jahren 2019 und 2020 nach zwei tödlichen Abstürzen 20 Monate lang weltweit nicht abheben durfte. Damit liegt der Flugzeugbauer aber noch weit unter dem Niveau aus der Zeit vor dem Flugverbot. In Farnborough holte der Hersteller seit Montag neue Bestellungen herein. Dass Boeing die Produktion nicht stärker hochfährt, erklärte der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Stan Deal, am Sonntag ebenfalls mit dem Mangel an Triebwerken. Der Konzern richte seine Produktion an der Zahl der verfügbaren Antriebe aus.


Auch zweiter deutscher Pilot nach Absturz in Schweden tot

STOCKHOLM: Nach dem Absturz eines Kleinflugzeugs in einem See in Schweden ist auch ein zweiter deutscher Pilot tot gefunden worden. Die nach dem Unglück vermisste Person sei nun beim Flugzeugwrack entdeckt und von dort geborgen worden, teilte die schwedische Polizei am Mittwoch mit. Die Seepolizei hatte das Wrack am Dienstagabend mit Sonargeräten in einer Tiefe von 26 Metern lokalisiert und am Mittwoch mit Tauchgängen im See Siljan begonnen.

Das zweimotorige Amphibienflugzeug war am Montag in dem See etwa 300 Kilometer nordwestlich von Stockholm verunglückt. An Bord hatten sich schwedischen Behördenangaben zufolge zwei deutsche Staatsbürger befunden. Die beiden Männer sollen das Starten und Landen auf dem Wasser geübt haben. Der erste von ihnen war noch am Montag gefunden worden, später wurde sein Tod bestätigt. Er war zwischen 60 und 70 Jahre alt, der Vermisste zwischen 20 und 30.


Flugbehörde: Erzwungene Landung von Ryanair in Belarus unrechtmäßig

MONTRÉAL: Die internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) hat die erzwungene Landung eines Ryanair-Flugzeuges in Belarus im Mai 2021 als unrechtmäßigen Eingriff der Regierung in Minsk verurteilt. Das teilte die Sonderorganisation der UN am Dienstag (Ortszeit) nach Auswertung von neuem Material, darunter auch Tonaufnahmen des für die Maschine zuständigen Flutlotsen in Minsk, mit. Die als Grund für die Landung angegebene Bombendrohung sei absichtlich falsch gewesen und der Flugbesatzung auf Anweisung hoher belarussischer Regierungsbeamter übermittelt worden, so die ICAO.

Die Behörden in Belarus hatten im Mai vergangenen Jahres den Ryanair-Flug FR4978 mit mehr als 100 Menschen an Bord auf dem Weg von Athen nach Vilnius mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. An Bord befanden sich auch der regierungskritische belarussische Blogger Roman Protassewitsch, Mitgründer des oppositionellen Telegram-Kanals Nexta, und seine damalige Freundin Sofia Sapega. Beide wurden nach der Landung festgenommen. Die EU sperrte daraufhin ihren Luftraum für Flugzeuge aus der ehemaligen Sowjetrepublik.

Sapega wurde im Mai von der Justiz des autoritär regierten Landes zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie im Messengerdienst Telegram einen oppositionellen Kanal betrieb. Ende Juni bat sie Machthaber Alexander Lukaschenko um Begnadigung.

Gegen Protassewitsch soll Medien zufolge der Prozess noch laufen. In den USA wurden im Januar vier belarussische Regierungsvertreter in Abwesenheit wegen der erzwungenen Landung angeklagt. Die Staatsanwaltschaft in New York wirft ihnen «Verschwörung zur Luftpiraterie» vor, worauf als Höchststrafe lebenslange Haft stehe. Unter den Passagieren seien auch vier US-Staatsbürger gewesen, hieß es.

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