JOHANNESBURG/ANTANANARIVO: Im Süden der Insel Madagaskar spitzt sich die humanitäre Krise nach einer schlimmen Dürre bedrohlich zu. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) forderte am Dienstag daher eine sofortige, massive Aufstockung der Lebensmittelhilfe für die Region. Aufgrund fehlender Mittel habe das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) die Tagesrationen halbiert - manche betroffene Dörfer erreiche gar keine Hilfe.
Das WFP hatte zuvor gewarnt, dass mehr als eine Million Menschen von der schlimmsten Dürre seit 40 Jahren in dem Inselstaat vor Afrikas Ostküste betroffen seien. Auslöser seien unter anderem mehrere Dürrejahre in Folge und Sandstürme, die viele Felder unbestellbar gemacht hätten. Auch in diesem Jahr habe es bislang wenig geregnet.
«Wir sehen völlig mittellose Menschen, die buchstäblich nichts zu essen haben und ums nackte Überleben kämpfen», erklärte die regionale MSF-Einsatzleiterin Julie Reversé. Der Zugang zu Nahrung könne in den kommenden Monaten noch schwieriger werden, weil im Juni kaum eine Ernte erwartet wird. Die schlechten Straßenverhältnisse erschwerten Hilfslieferungen weiter. «Madagaskar zählt zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern der Welt», sagte die regionale Programmkoordinatorin der Welthungerhilfe, Marlene Müller, am Dienstag und berichtete: «In den kommenden WOchen wird mit extremen Ernteverlusten gerechnet.» Die Regierung hatte Mitte März zudem Reisebeschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie verhängt.
Die einstige französische Kolonie Madagaskar ist 1,6 Mal so groß wie Deutschland und hat etwa 28 Millionen Einwohner.