Drei Tote bei Geiselnahme in Frankreich

Foto: epa/Guillaume Horcajuelo
Foto: epa/Guillaume Horcajuelo

UPDATE CARCASSONNE (dpa) - Der Geiselnehmer in einem Supermarkt in Südfrankreich ist nach Medienberichten tot. Er sei von den Einsatzkräften getötet worden, meldeten die französische Nachrichtenagentur AFP und der Sender bfmtv am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Ein Supermarkt in Südfrankreich ist Schauplatz eines Dramas: Schüsse fallen, ein Unbekannter nimmt Geiseln in einem Supermarkt. Es gibt Tote. Premierminister Édouard vermutet Terrorismus.

Bei einer Geiselnahme in einem südfranzösischen Supermarkt hat ein mutmaßlicher Islamist zwei Menschen getötet. Der Täter berief sich auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), wie die französische Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft von Carcassonne meldete. Zwei Menschen seien getötet worden, bestätigte das Pariser Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur. Drei weitere Menschen seien verletzt worden, hieß es aus Sicherheitskreisen. Die Bilanz sei vorläufig und könne sich leider noch verschlimmern.

Nach ersten Informationen seien in dem Ort Trèbes mindestens zwei Menschen getötet worden, hieß es unter Berufung auf informierte Kreise. Alles deute auf einen Terrorakt hin, sagte Premierminister Édouard Philippe vor Journalisten. Zudem soll die Geiselnahme mit vorherigen Schüssen auf Polizisten zusammenhängen.

Die Geiselnahme war am frühen Nachmittag noch nicht beendet. Der Sprecher des Innenministeriums sprach im Sender BFMTV von einer «schwierigen Situation» für die Einsatzkräfte. Er könne keine Informationen zur Zahl der Geiseln geben. Die Geiselnahme hatte kurz nach 11 Uhr in Trèbes östlich von Carcassonne begonnen. Laut Zeugenaussagen waren Schüsse gefallen. Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben wegen Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit Terrorismus sowei wegen Freiheitsberaubung.

Die Polizei hat den Geiselnehmer Medienberichten zufolge identifiziert. Wie der Radiosender France Info meldete, ist der Mann den Geheimdiensten bekannt und in einer Datenbank zur Bekämpfung von Terrorismus und Radikalisierung verzeichnet. Die südfranzösische Zeitung «La Dépêche du Midi» berichtete darüber hinaus, der Täter sei ein Marokkaner im Alter zwischen 30 und 40 Jahren und anhand des Nummernschildes seines Autos identifiziert worden. Den Wagen fanden die Fahnder auf dem Parkplatz des Supermarktes, in dem der Mann am Freitag Geiseln nahm.

Alle vorliegenden Informationen ließen vermuten, dass es sich um einen Terrorakt handele, sagte Premierminister Philippe vor Journalisten in Mulhouse. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Sie leitete eine Untersuchung wegen Mordes und versuchten Mordes im Zusammenhang mit Terrorismus ein, wie die Behörde mitteilte. Außerdem wird wegen Freiheitsberaubung ermittelt.

Der Geiselnehmer soll laut einem Medienbericht die Freilassung des Terrorverdächtigen Salah Abdeslam gefordert haben. Das meldete der Sender BFMTV ohne Angabe einer klaren Quelle. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Der französische Staatsbürger Abdeslam soll zu einer Terrorzelle der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehören, die die schweren Anschläge in Paris im November 2015 und in Brüssel im März 2016 verübte. Er sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft.

Das Innenministerium rief auf Twitter dazu auf, den Bereich um den Supermarkt «Super U» in dem 5500-Einwohner-Ort zu meiden. Erste Spezialkräfte der Gendarmerie trafen nach Angaben eines Sprechers am Tatort ein, Verstärkung aus Paris war auf dem Weg. Laut französischen Medien wurde das Gebiet abgeriegelt. «Ein großer Teil der Mitarbeiter und der Kunden des Super U konnten fliehen», zitierte AFP eine namentlich nicht genannte informierte Person. Ein Beamter der Gendarmerie sei im Kontakt mit dem Geiselnehmer.

Premierminister Philippe sprach von einer «ernsten Lage». Innenminister Gérard Collomb kündigte an, nach Trèbes zu reisen.

In Carcassonne wurde am Freitag zudem ein Polizist verletzt, als ein Unbekannter das Feuer auf Beamte eröffnete, die gerade vom Jogging zurückkamen. Das bestätigte ein Polizeisprecher. Es gibt offensichtlich einen Zusammenhang mit der Geiselnahme. Das Autos des Schützen sei auf dem Parkplatz des Supermarktes entdeckt worden, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Freitag unter Berufung auf Ermittlerkreise.

Frankreich war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel islamistischer Anschläge. Vor allem die Attacken von Paris 2015 und Nizza 2016 hatten das Land schwer erschüttert. Die Behörden sprechen regelmäßig von einer weiterhin hohen Gefahr.

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