Versprecher

Oskar sieht den vom Bildungsministerium gestarteten Feldzug "2012 English Speaking Year" als mehr Schein als Sein. Auch diese Kampagne wird, wie so viele zuvor, im Sande verlaufen.

Zweifelsohne wird heute in Großstädten und Touristenzentren ein besseres und verständlicheres Englisch gesprochen als vor Jahrzehnten – dank einer nur verhältnismäßig kleinen Gesellschaftsschicht.

Obwohl Englisch in allen zwölf Pflichtschuljahren die erste Fremdsprache ist, können sich die meisten jungen Frauen und Männer in dieser Sprache nicht verständigen. Der Fortschritt scheitert an der katastrophal schlechten Ausbildung der Lehrer und dem unzureichenden Schulsys­tem. Grundschule und High School verstehen unter Englischunterricht: Kinder sollen Tausende Wörter buchstabieren lernen (und deren Bedeutung schnell wieder vergessen). Womöglich könnten Thais in einem Buchstabierungswettbewerb mit Gleichaltrigen aus England bestehen; doch sie vermögen kaum, aus einzelnen Wörtern Sätze zu bilden. An diesem Missstand wird der Aufruf des Bildungsministeriums wenig ändern, an einem Wochentag in der Schule nur Englisch zu sprechen.

Oskar erinnert an ein Versprechen des Bildungsministers vom letzten Jahr: Englisch sollte in Thailand zweite Amtssprache werden. Aus dem Versprechen wurde binnen weniger Tage ein Versprecher.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.