Urlaub mit Ausgangssperre

Geteilte Meinungen zum Militärputsch und den Folgen

Das Leben geht weiter.
Das Leben geht weiter.

THAILAND: Das Militär hat die Macht übernommen. Besorgt um ihre Sicherheit scheinen die meisten Touristen aber nicht zu sein. Sie wollen sich den Urlaub nicht verderben lassen. Auch wenn das öffentliche Leben bisher weitgehend normal verläuft, könnte sich die Lage rasch ändern. Die Botschaften empfehlen Reisenden nachdrücklich, Demonstrationen und Menschenansammlungen in ganz Thailand zu meiden. Tagesaktuelle Informationen zur Sicherheitslage erfahren Sie im Newsportal www.der-farang.com.

Wieder einmal ist Thailand die Nummer eins: Bangkoks eigentlicher Name, Krung Thep Mahanakhon Amon Rattanakosin Mahinthara Yuthaya Mahadilok Phop Noppharat Ratchathani Burirom Udomratchaniwet Mahasathan Amon Piman Awatan Sathit Sakkathattiya Witsanukam Prasit, ist der längste Städtename der Welt, mit 26 Stunden, 26 Minuten und 26 Sekunden sind die Thais Weltmeister im Dauerkuscheln und mit dem 19. Putsch seit 1932 stellt kein anderes Land in der ASEAN-Region mehr Staatsstreiche auf als das Königreich.

Vielen Touristen ist bei letztgenanntem Rekord die Jubelstimmung vergangen. Armeechef Prayuth Chan-ocha hatte am 22. Mai nach gescheiterten Vermittlungsgesprächen zwischen Regierung und Opposition die Macht ergriffen und eine thailandweite Ausgangssperre verhängt. Diese gilt von 22 bis 5 Uhr und lässt nicht nur viele Restaurant- und Barbesitzer in den stark frequentierten Touristengebieten wie Pattaya oder Phuket verzweifeln.

Hans-Otto K. (56) hat die Faxen dicke: „Ich verbringe meinen Urlaub in Pattaya, um das nächtliche Unterhaltungsangebot zu genießen. In den Bars der Stadt ist momentan um 21 Uhr Zapfenstreich, die Kaufhäuser schließen bereits um 20 Uhr. Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich sicherlich nicht nach Thailand geflogen.“ Dem mag auch Pattaya-Urlauber Jörg M. (48) zustimmen: „Viele argumentieren, dass es beim Putsch keine Toten gab und man hier beruhigt einen sicheren Urlaub verbringen kann. Das mag ja stimmen, aber seien wir doch mal ehrlich: wer hat schon Lust, in ein Land zu reisen, wo eine nächtliche Ausgangssperre verhängt wurde?“

Das Ehepaar Margarete (64) und Peter L. (67) lässt sich von der Ausgangssperre nicht den Aufenthalt vermiesen: „Wir verbringen unseren Urlaub im Pinnacle Grand Jomtien Resort & Spa in Na-Jomtien und bekommen von den politischen Unruhen so gut wie gar nichts mit. Abends genießen wir das Hotelbuffet und gehen dann noch auf einen Schlummertrunk an die Strandbar. Nur, dass am 22. Mai alle Fernsehsender abgeschaltet wurden, war schon etwas ungewohnt. Besonders gestört hat es uns jedoch nicht.“

Ein Thai aus der Bangkoker Mittelschicht, der ein zu 80 Prozent von ausländischen Gästen frequentiertes Restaurant im Bangkoker Stadtteil Silom besitzt, steht voll und ganz hinter dem jüngsten Staatsstreich. Im sozialen Netzwerk Facebook postet er das, was viele Regierungsgegner denken: „Der Putsch war notwendig. Wir betrachten unfreundliche Reaktionen auf den Versuch, unsere politischen Probleme als souveräner Staat selbst zu lösen, als eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Thailands. Befreundete Länder von Thailand sollten diese Notwendigkeit verstehen.“

Trotz Versammlungsverbot gingen in Bangkok die Putsch-Gegner und Anhänger der Rothemden-Bewegung auf die Straße. „Haut ab!“ skandierten die Menschen. „Kein Coup“, „Nein zum Putsch“, stand auf Blättern, die sie hochhielten. „Wir wollen der Welt zeigen, dass viele Thailänder mit diesem illegalen Coup nicht einverstanden sind“, sagt der Bauunternehmer Not (59).

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