Schweizer Nationalbank zieht die Notbremse

Urlauber aus der Schweiz freuen sich über den attraktiven Wechselkurs

Die Aufhebung der Bindung der Schweizer Währung an den Euro sorgte für lange Schlangen vor den Wechselstuben.
Die Aufhebung der Bindung der Schweizer Währung an den Euro sorgte für lange Schlangen vor den Wechselstuben.

GENF: Vor dem Hintergrund der immer weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik (Europäische Zentralbank), hat die SNB (Schweizer Nationalbank) überraschend den Wechselkurs des Franken freigegeben und damit die Bindung der Schweizer Währung an den Euro aufgehoben (SFR 1.20 zum Euro). Diese Entscheidung dürfte den Verantwortlichen nicht leicht gefallen sein, da sie die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exportwirtschaft und der Tourismusindustrie nicht unerheblich schwächt. Die gleichzeitig beschlossene Senkung der Zinsen ist eher ein symbolischer Akt, wird aber wirtschaftlich nicht im Ansatz einen Ausgleich darstellen.

Insgesamt ist die SNB mit ihrer Währungspolitik der letzten Jahre gescheitert. Die Banker hatten gehofft, mit punktuellen Stützungsmaßnahmen die Quadratur des Kreises zu schaffen. Der Markt hat einmal mehr bewiesen, dass er sich langfristig nicht manipulieren lässt. Nachdem Stützungsmaßnahmen in letzter Zeit zur Dauernotwendigkeit wurden, haben die Währungshüter nun die Notbremse gezogen. Auslöser war wohl die Ankündigung Mario Draghis (Chef der EZB), ein Anleihen-Kaufprogramm historischen Ausmaßes auflegen zu wollen (500 Milliarden Euro oder mehr). Man muss dazu wissen, dass die Verteidigung der Wechselkursobergrenze, die Geldbasis der SNB in den letzten drei Jahren von unter 80 Milliarden Franken auf beinahe 400 Milliarden Franken hat anwachsen lassen. Mit diesem Geld hat die Schweizer Nationalbank ein riesiges Portfolio an ausländischen Wertpapieren aufgebaut. Die angekündigte Entscheidung der EZB nun, hätte die Eidgenossen dazu gezwungen, ihre Geldbasis weiter aufzublähen (mit immer mehr Wertpapieren, deren Wert immer zweifelhafter wird). Das wollten die Banker wohl nicht verantworten.

Ob die Entscheidung richtig oder falsch war, wird davon abhängen, wo sich der Schweizer Franken in den nächsten Wochen und Monaten einpendeln wird. Mutig war sie allemal und ermutigend ist es auch zu sehen, dass es zumindest eine Notenbank in Europa gibt, die nicht ausschließlich Konzerninteressen im Auge hat.

Freuen können sich freilich auch Schweizer Expats und Touristen, die ab sofort in den meisten Ländern dieser Erde deutlich mehr Landeswährung für ihren Franken bekommen.

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