Bürokratie

Oskar kennt es von seinen Behördengängen. Thais lieben Stempel, Formulare und Kopien, meist mehrfach abzugeben. Und Kopien haben nur ihren Wert, wenn der Antragsteller sie auch unterschrieben hat.

Wenn Oskar eine Behörde aufsucht, hat er stets seine Dokumentenmappe dabei. So ist jede Urkunde jederzeit griffbereit. Und Oskar hat Weiteres gelernt: Wer als Einwanderer durchkommen will, muss tricksen lernen (dazu gehört auch eine Gabe oder ein Geschenk), tief einatmen und ein Lächeln aufsetzen – dann bringen scheinbar einfache Sachen Oskar nicht an den Rand eines Nervenzusammenbruchs.

Denn der Staat erfindet immer neue Gesetze, Regeln und Verordnungen, die in diesem Land dann doch nicht befolgt werden. Thais sind Überlebenskünstler und wehren sich gegen die Bürokratisierung ihres Alltags.

Beispiel Handyverbot am Steuer. Die Mehrheit der Motorisierten hat sich lange genug geweigert. Praktisch ist das Gesetz wertlos geworden. Es wird einfach ignoriert, und die Polizisten halten sich ebenfalls nicht daran.

Zur Regelwut zählt auch das komplizierte Verfahren für den Verkauf alkoholischer Getränke. Die Verordnung soll den Alkoholkonsum reduzieren, vor allem aber verhindern, dass Jugendliche, Schüler und Studenten tagsüber einkaufen können. Bier, Spirituosen und Wein dürfen nur zwischen 11 und 14 Uhr sowie von 17 bis Mitternacht verkauft werden. Mit einer Ausnahme: Zehn Liter Alkohol dürfen auch außerhalb der Sperrzeiten abgegeben werden!

Übrigens gilt das Verbot auch für Restaurants und Kioske, doch kaum einer hält sich daran, und kein Staatsdiener überprüft es.

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