Wenn die Krankheit das Vermögen kostet

Ausländer ohne Versicherungsschutz gehen ein hohes Risiko ein

In Thailand gibt’s für Ausländer kein soziales Netz. Wenn der Farang nicht ausreichend krankenversichert ist, muss er für Bett, Essen, Behandlung und Pflege selbst aufkommen.
In Thailand gibt’s für Ausländer kein soziales Netz. Wenn der Farang nicht ausreichend krankenversichert ist, muss er für Bett, Essen, Behandlung und Pflege selbst aufkommen.

Der Appell kam für viele Zuhörer wohl zu spät. Zu Beginn des jüngsten Konsularsprechtages in Pattayas Montien-Hotel hielten Vertreter der deutschen Botschaft, des Bangkok Pattaya Hospitals und der Ayudhya-Allianz-Versicherung Kurzvorträge zu den Themen "Krankenverversicherung” und "Kostenübernahme bei einem Krankenhausaufenthalt”. Konsul Karsten Tietz bat seine Landsleute, bei der Übersiedlung nach Thailand nicht den Fehler zu begehen, die Pflichtversicherung wie z.B. die AOK aufzukündigen. Darüber hinaus sollte jeder in Thailand eine Krankenversicherung mit ausreichender Deckungssumme abschliessen.

Der Grossteil seiner Zuhörer war im Rentenalter. Die meisten hatten vor dem Auswandern nach Thailand alle Versicherungsverträge aufgelöst, weil, wie ein Deutscher betonte, "die Krankenkasse in Deutschland für mich hier keine ärztliche Behandlung bezahlt”. Viele Landsleute leben in Pattaya ohne Versicherungsschutz. Die Gründe: Für über 60-jährige ist die Prämie sehr hoch, und einige Versicherungen erhöhen bei einem Krankenhausaufenthalt den Jahresbetrag gleich um bis zu 200 Prozent. Und wer das 70. Lebensjahr vollendet, bekommt womöglich die Kündigung und steht ohne Schutz da.

Darüber hinaus werden beim Vertragsabschluss neben zurückliegenden Operationen bestehende Krankheiten ausgeschlossen. Ein 64-jähriger Mannheimer weiss: "Ich habe Herz- und Kreislaufprobleme. Müsste ich deshalb in einem Hospital behandelt werden, hätte ich die Rechnung trotz Krankenversicherung zu zahlen.” Sein gleichaltriger Freund fragt in die Runde: "Wie soll ich mit meiner Rente von nicht einmal 1.000 Euro im Monat die hohe Prämie aufbringen?”

Ausländer kommen in ihr gelobtes Land, ohne darüber nachzudenken, dass es in diesem tropischen Paradies kein soziales Netz gibt. Wenn einem Farang das Geld ausgeht, kann er keine Sozialhilfe beantragen, der Staat kommt ebenso wenig für die Arztrechnung auf. Selbst der Botschaft in Bangkok sind die Hände gebunden.

An einem aktuellen Beispiel verdeutlichte Konsul Karsten Tietz die Erwartungshaltung seiner in Thailand lebenden Landsleute. Ärzte hatten bei einem Deutschen Krebs festgestellt und eine Chemotherapie eingeleitet. Die aufwendige Behandlung kostete sein Vermögen. Er sprach bei der Botschaft vor und forderte, die Auslandsvertretung möge künftig die weiteren Chemotherapien finanzieren. "Wir haben ihm deutlich gesagt, dass der deutsche Staat dafür nicht aufkommen könne. Alternativ haben wir ihm einen Rückflug nach Deutschland für eine weitere Behandlung angeboten. Doch das hat der Krebskranke abgelehnt”, berichtete Karsten Tietz.

Thailändische Krankenhäuser sind verpflichtet, in Lebensgefahr schwebende Menschen aufzunehmen und zu behandeln. "Das gilt aber nicht bei einem Beinbuch. Da muss erst die Kostenübernahme geklärt werden”, sagte Monika Rottmann vom International Department am Bangkok Pattaya Hospital. Wenn dort nicht ansprechbare Ausländer bzw. Frauen und Männer ohne Papiere eingeliefert werden, ist es für die Verwaltung schwierig, kurzfristig Familie oder Freunde ausfindig zu machen und die Kostenübernahme durch Versicherung oder privat zu klären. Monika Rottmann appellierte an die Deutschen, für einen solchen Notfall vorzusorgen und eine Person des Vertrauens mit der Abwicklung zu beauftragen.

Falls eine Behandlung im Bangkok Pattaya Hospital an der Begleichung der Rechnung scheitert, wurde der Patient bisher in ein staatliches Krankenhaus verlegt. Doch dem Spital fällt es immer schwerer, eine Verlegung zu organisieren. Die staatlichen Hospitäler weigern sich, weil auch sie auf eine Kostenerstattung angewiesen sind.

Für in Pattaya lebende Ausländer ist es wichtig zu wissen, welches Krankenhaus sie sich leisten können - privat oder nach der Deckungssumme ihrer Krankenversicherung. Hilfreich ist eine Broschüre der BUPA Health Insurance, die ihren Kunden in diesem Jahr erstmals an die Hand gegeben wird. Darin aufgelistet sind allerdings nur Vertragshospitäler (also nicht alle Krankenhäuser) und die täglichen Aufwendungen für Krankenzimmer einschliesslich Pflege und Essen. Zur Orientierung veröffentlicht der FARANG die Spitäler der Ostküste und die verschiedenen Preiskategorien (ohne Gewähr):

  • Bangkok Pattaya Hospital, Tel.: 038.427.777, Zimmerpreis zwischen 4.000 und über 6.000 Baht.
  • Pattaya Memorial Hospital, Tel.: 038.422.741, zwischen 4.000 und über 6.000 Baht
  • Aikchol Hospital in Chonburi, Tel.: 038.273.840, zwischen 2.000 und über 6.000 Baht.
  • Cholvaej Hospital in Chonburi, Tel.: 038.284.354, zwischen 2.000 und über 6.000 Baht.
  • Eastern Seaboard Hospital in Chonburi, Tel.: 038.765.567, zwischen 2.000 und über 6.000 Baht.
  • Laem Chabang International Hospital in Sri Racha, Tel.: 038.491.888, zwischen 2.000 und über 6.000 Baht.
  • Phyathai Sri Racha Hospital in Sri Racha, Tel.: 038.770.200, wischen 3.000 und über 6.000 Baht.
  • Queen Sawang Wattana Hospital in Sri Racha, Tel.: 038.322.157, zwischen 1.200 und über 6.000 Baht.
  • Samitivej Sri Racha Hospital in Sri Racha, Tel.: 038.324.100, zwischen 3.000 und über 6.000 Baht.
  • Queen Sirikit Hospital in Sattahip, Tel.: 038.245.735, zwischen 2.000 und über 6.000 Baht.
  • Um es zu verdeutlichen: Die hier genannten Zimmerpreise gelten für Versicherte der BUPA-Krankenversicherung.
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