Wanderung durch den Regenwald

Phukets Nationalpark bietet ein unverfälschtes, authentisches Dschungel-Erlebnis

Tarzan war nicht zuhause – die Dschungelrunde wird wenig besucht. Foto: Holandan
Tarzan war nicht zuhause – die Dschungelrunde wird wenig besucht. Foto: Holandan

PHUKET: Eine der schönsten und unberührtesten Naturattraktionen der Urlaubsinsel Phuket ist weitgehend unbekannt und wird nur selten besucht. Es ist der Nationalpark Khao Phra Theao, etwas nördlich der Inselmitte gelegen. Von der früheren Inselhauptstadt Thalang wird das Reservat in wenigen Fahrtminuten erreicht – entweder als Selbstfahrer oder per Taxi.

Dieses wunderbare Stück erhaltener und unverdorbener Natur lässt sich nur zu Fuß erkunden. Wer keine Lust zum Wandern hat, der muss draußen bleiben. Auch Bebauungen aller Art sind in dem Reservat verboten – es soll tatsächlich so bleiben, wie es ist.

Die Anfahrt erfolgt auf dem nervösen, dichten und drängenden Verkehr der Hauptstraße, doch schon bald nach dem Abbiegen an der Ampel in Thalang wird es immer ruhiger. Rechts und links bewachen großflächige, dunkle Kautschuk-Waldungen die schmale Straße. Zwei Kilometer weiter vorne bauen sich sanfte Hügel mit mächtigen Baumbewuchs auf.

Eine kleine Kontrollstelle wird passiert. Abenteuerlustige Touristen, die sich in die Grüne Hülle hineinwagen, müssen 200 Baht Eintrittsgeld zahlen. Doch diese Stippvisite in den Regenwald, die nicht mehr als 75 oder 90 Minuten beansprucht, ist ihr Geld allemal wert!

Im Spaziergang durch die Grüne Hölle

Auf dem angrenzenden Parkplatz sollten diese empfohlenen Vorbereitungen für die bevorstehende Wanderung getroffen werden: Wechsel zu festem Schuhwerk, wie z. B. Joggingschuhe (unbedingt erforderlich), pro Teilnehmer eine große Flasche Wasser, Mü­ckenspray, Fotoequipment oder entsprechendes Smartphone. Erhaben, von oben herab und voller Würde und Gelassenheit beobachten die Urwaldriesen diese Vorbereitungen. Die Autotüre schlägt zu und es wäre wahrscheinlich sehr still, wenn sich nicht schon hier die typischen Geräusche des Dschungels bemerkbar machen würden.

Neben einem kleinen, aufgestauten Teich geht es links auf markiertem Pfad hinein ins Dschungelglück. Sobald die Wanderer ins dichte Unterholz eintauchen, schlägt die unverkennbare aber auch unwiderstehliche, satte, feuchte und atemberaubend intensive Atmosphäre tropischer Vegetation über sie zusammen. Es beginnt mit einem leichten Anstieg und schon bald können die ersten hohen Baumriesen mit ihren monumentalen, kastenförmigen Wurzeln bestaunt werden.

Der Zustand des Weges richtet sich nach der Jahreszeit. Er kann trocken und gut begehbar, aber auch feucht, matschig und rutschig sein. Es geht kurz und steil hinab zu einem rauschenden und schäumenden Urwaldbach, der auf einem dicken Baumstamm überquert werden muss. Die Vegetation ist überwältigend. Jede Menge Wurzelwerk, Palmen, Farne, Sträucher und Bromelien in Hülle und Fülle. Von oben herab beherrschen Luftwurzeln und Lianen den Luftraum.

Keine Angst vor gefährlichen Tieren

Der Weiterweg führt an dem glasklar sprudelnden Bach entlang. Gelegentlich wird die Seite gewechselt, doch Brü­cken sucht man vergebens, auf feuchten und glitschigen Steinen wird die andere Seite erreicht. Plötzlich versperrt ein mehrere Meter hohes Hindernis den Weg. Es sind umgestürzte Baumriesen, die nur durch leichte Kletterei zu überwinden sind. Etwas später verbreitert sich der Bach zu einem Mini-See. Am anderen Ende schießt ein kleiner Wasserfall hinein und wirbelt seine Oberfläche auf. Handtellergroße Schildkröten bewohnen diesen Naturpool. See, Wasserfall und das dichte Grün drumherum bilden einen prächtigen Hintergrund fürs Gruppenfoto.

Noch im 18. Jahrhundert bevölkerten Tiger, Elefanten und sogar Rhinozerosse den dichten Dschungel der Insel, doch das ist schon lange passé. Im heutigen Nationalpark sind keine spektakulären Tierbeobachtungen möglich, man muss sich mit Echsen, Spinnen, Schmetterlingen und Ameisen zufriedengeben.

Noch einmal wird über schlüpfrige Steine der Bach überquert, dann führt der Pfad schweißtreibend auf einer Länge von hundert Metern steil aufwärts. Oben lässt sich beim Atemholen einer der Höhepunkte der Wanderung bewundern: Ein wahrer Wurzelkoloss, Reststumpf eines Dschungelriesen, der schon vor Jahren in sich zusammen gebrochen ist.

Zurück geht es sanft bergab auf einem insgesamt bequemen Pfad. Am Parkplatz angekommen, erfreuen sich die Wanderer an ihren mitgebrachten, trockenen T-Sirts und luftigen Sandalen. Nach dieser kleinen Runde ist der Durst oft riesengroß – ein kleines Restaurant, direkt am Parkplatz, hält kalte Getränke für jeden Geschmack bereit.

Noch ein Hinweis: Wenn Sie es gerne einsam haben und Ihr Naturerlebnis in Ruhe genießen wollen, dann sollten Sie die Wochenenden meiden. Der kleine Teich und die Zufluss- und Abfluss-Gewässer werden an den freien Tagen von Thai-Familien zum Baden und Picknicken aufgesucht.

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