​Tierschützer kritisieren Wal-Tod

Ein toter Zwergwal wird auf dem Gelände des Meeresmuseums Stralsund abgeladen. Foto: epa/Stefan Sauer
Ein toter Zwergwal wird auf dem Gelände des Meeresmuseums Stralsund abgeladen. Foto: epa/Stefan Sauer

OSLO: Ein Zwergwal ist in einer Testanlage zur Erforschung des Hörvermögens der Meeressäuger in Norwegen ums Leben gekommen. Während der Vorbereitungen für die diesjährigen Versuche sei die Anlage auf den Lofoten von starkem Wind in Verbindung mit kräftigen Gezeitenströmungen beschädigt worden, teilte das zuständige Forschungsinstitut des norwegischen Verteidigungsministeriums (FFI) am Mittwoch mit. Als die Forscher die Schäden inspizieren wollten, hätten sie entdeckt, dass sich der Wal unter einem der Absperrnetze verfangen habe und ertrunken sei. Das norwegisch-amerikanische Forschungsprojekt werde nun vorübergehend gestoppt, bis der Vorfall untersucht und alle Routinen überprüft worden seien.

Das Unglück gehe dem gesamten Forschungsteam sehr nahe, erklärte FFI-Chefforscher Petter Kvadsheim. Man habe große Anstrengungen unternommen, um bei den Tests auf Sicherheit und Tierschutz zu achten. «Dass wir nun vor Beginn der diesjährigen Versuche einen Zwergwal verloren haben, weil die Testanlage bei einem Unwetter beschädigt wurde, ist das Schlimmste, was passieren konnte.»

Wale sind auf ihren Reisen durch die Ozeane auf Kommunikation per Schall angewiesen. Vom Menschen verursachter Lärm kann dabei stören. Auf den Lofoten im Norden des Walfanglandes Norwegen sollten im Rahmen des vier Sommer laufenden Projektes Wale gefangen, mehrere Stunden lang getestet und dann wieder freigelassen werden. Damit sollte erforscht werden, was Zwergwale hören - die gesammelten Erkenntnisse sollten nach FFI-Angaben dann genutzt werden, um Grenzwerte für den menschengemachten Lärm im Meer festzulegen. Mehrere Wale schwammen in den vergangenen beiden Sommern in das Testgelände hinein, ohne dass jedoch Tests durchgeführt wurden.

Das Forschungsprojekt ist von Anfang an umstritten gewesen. Wegen Sorgen vor Stress und Verletzungen hatte die Walschutzorganisation Whale and Dolphin Conservation (WDC) bereits im Mai 2021 im Namen Dutzender Forscher gefordert, dass die Tests gestoppt werden.

Ein grausames und sinnloses Experiment habe einen Wal nun schon vor dem eigentlichen Beginn der Testphase das Leben gekostet, kritisierte die Organisation am Mittwoch. «Dieser Verlust ist unglaublich traurig und unnötig», sagte Astrid Fuchs von WDC Deutschland. «Wir hoffen, dass die norwegische Regierung die richtigen Konsequenzen zieht und die Genehmigungen für die diesjährige Test-Saison umgehend zurücknimmt.»

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