USA warnen Indien vor Kauf von Raketensystem

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin besucht Neu-Delhi. Foto: epa/Harish Tyagi
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin besucht Neu-Delhi. Foto: epa/Harish Tyagi

NEU DELHI/WASHINGTON: Die USA und Indien wollen ihre Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich ausbauen. Bei einem Thema aber droht Ärger: Die Inder wollen das russische S-400-Raketenabwehrsystem einsetzen. Dem Nato-Partner Türkei hat das bereits Sanktionen Washingtons beschert.

Die USA haben Indien vor dem Einsatz des russischen Raketenabwehrsystems S-400 gewarnt und dem südasiatischen Partnerland indirekt mit Sanktionen gedroht. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte am Samstag bei einem Besuch in Neu Delhi, die USA forderten Staaten, mit denen sie zusammenarbeiteten, zum Verzicht auf Rüstungskäufe auf, «die Sanktionen unsererseits auslösen würden». Austin betonte zugleich, Indien habe das S-400-System - dessen Kauf 2018 von Neu Delhi und Moskau vereinbart wurde - bislang noch nicht bezogen. Bei seinem Treffen mit Verteidigungsminister Rajnath Singh habe die amerikanische Seite das Thema aber angesprochen.

Gegen den Nato-Partner Türkei haben die USA wegen des Kaufs des S-400-Systems bereits Sanktionen verhängt. Die Strafmaßnahmen wurden noch unter der Regierung des im Januar abgelösten US-Präsidenten Donald Trump verkündet. Die Kritik an der Türkei wegen des Einsatzes des russischen Systems dauert aber auch unter Trump-Nachfolger Joe Biden an. Nach Angaben des Weißen Hauses hatte Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan gegenüber Ankara im vergangenen Monat seine Sorge bekundet, dass der Kauf des Systems durch die Türkei den Zusammenhalt und die Effektivität der Nato untergrabe.

Die S-400 ist ein hochmodernes mobiles Luftabwehrsystem, das Flugzeuge, Geschosse und andere Objekte abschießen kann. Die Einheiten, die üblicherweise aus mehreren Raketen, einem Radar und einem Gefechtsstand bestehen, können per Lkw transportiert werden. Die S-400 kann mit Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen arbeiten.

Im Fall der Türkei befürchteten die USA, dass Russland über das empfindliche Radar des S-400-Waffensystems an Daten über die Tarnkappenfähigkeiten des F-35-Kampfjets gelangt. Wegen des Rüstungsdeals mit Moskau hatten die USA die Türkei bereits aus dem F-35-Programm ausgeschlossen. Ankara war Partner beim Bau des Jets und wollte zahlreiche Flugzeuge kaufen.

Bei Austins erstem Besuch in Neu Delhi als Pentagon-Chef vereinbarten die USA und Indien eine engere Zusammenarbeit in Verteidigungsfragen. Austin sagte, eine «freie und offene» Indopazifik-Region gehöre zu den Prioritäten Bidens. Neben seinem Amtskollegen Singh traf Austin bei seiner Visite auch mit dem indischen Präsidenten Narendra Modi zusammen. Modi nannte die Partnerschaft zwischen beiden Ländern eine «Kraft des globalen Guten».

Angesichts des Erstarkens Chinas arbeiten die USA und Indien schon seit einigen Jahren in Verteidigungsangelegenheiten enger zusammen. Indiens Verhältnis zum Nachbarn China ist angespannt, nachdem es im vergangenen Sommer zu einem tödlichen Zwischenfall an der gemeinsamen Grenze im Himalaya gekommen war. Die beiden Verteidigungsminister sprachen offiziellen Angaben zufolge auch über gemeinsame Militärübungen sowie über Themen wie Logistik, künstliche Intelligenz und Cyber-Aktivitäten.

Ãœberzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder
Rene Amiguet 21.03.21 18:07
Befüchtungen der USA
Die Allmacht der USA ist am abbauen. Bald einmal werden sie nicht mehr in der Lage sein über Sanktionen verfügen zu können, weil die technologischen Fähigkeiten anderer Nationen zügig voran geht. Wenn doch solche Waffen Systeme schon benötigt werden dann soll jede Nation selber entscheiden wo das Preis Leistungs Verhältnis am meisten stimmt. Die Türkei kann man gut verstehen und Indien wird hoffentlich nicht erweichen, Sanktionen hin oder her, weil in Indien das Geld viel besser für die eigene Bevölkerung eingesetzt werden kann anstatt überteuerte amerikanische Waffen Systeme zu kaufen.