Umtriebig weit über Abba hinaus - Björn Ulvaeus wird 75

Björn Ulvaeus, Bandmitglied der schwedischen Popgruppe Abba, gibt ein Interview.  Foto: Britta Pedersen/dpa
Björn Ulvaeus, Bandmitglied der schwedischen Popgruppe Abba, gibt ein Interview. Foto: Britta Pedersen/dpa

Während sich seine Ex-Frau und Abba-Kollegin Agnetha Fältskog fast gänzlich ins Private zurückgezogen hat, arbeitet Björn Ulvaeus an einem Projekt nach dem nächsten. Eines davon hat mit Schwedens größtem Exportschlager neben Abba, Ikea und Greta zu tun.

Stockholm (dpa) - Ob Abba-Museum, «Mamma Mia!»-Musical oder ein im Wasser treibendes Hotel in der schwedischen Provinz: Björn Ulvaeus ist auch lange nach der großen Abba-Hysterie der 1970er Jahre umtriebig und kreativ wie eh und je geblieben. Während es um andere Abba-Mitglieder wie seine Ex-Frau Agnetha Fältskog deutlich ruhiger geworden ist, eilt Ulvaeus weiter von einem Projekt zum nächsten. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Schwede an diesem Samstag (25. April) 75 Jahre alt wird.

«Ich mag es, neue Dinge auszuprobieren», sagte Ulvaeus zuletzt Ende 2019 der Deutschen Presse-Agentur. Damals verkündete er, dass es im Sommer 2020 in Stockholm ein Zirkus-Musical über Pippi Langstrumpf geben werde: Anlässlich des 75. Geburtstags von Astrid Lindgrens starkem Mädchen wollen Ulvaeus und seine Mitstreiter in einer musikalischen Zirkusveranstaltung die Geschichte nacherzählen, wie Pippi mit ihren Freunden Tommy und Annika in den Zirkus geht. Ulvaeus will den Zuschauern dabei - sofern die Corona-Krise größere Veranstaltungen dann zulässt - eine Mischung aus Musical und Zirkus-Show bieten.

Das Stück über Pippi Langstrumpf - Schwedens wohl größtem Exportschlager neben Ikea, Greta Thunberg und natürlich Abba selbst - reiht sich in eine lange Liste von ulvaeusschen Kreativprojekten ein. Auch an der Umsetzung des 2013 eröffneten Abba-Museums in Stockholm hatte er maßgeblichen Anteil. Schon Jahre zuvor hatte sich die Produktion des Musicals «Mamma Mia!» als Glücksgriff erwiesen. Bei einer im Wasser treibenden Hotelplattform in Västervik, dem Ort seiner Kindheit gut 200 Kilometer südlich von Stockholm, mischt er ebenfalls kräftig mit.

Björn Kristian Ulvaeus ist schon immer ein Tausendsassa gewesen, das war bereits vor der Abba-Zeit so. Für den am 25. April 1945 in Göteborg geborenen Schweden war die Musik dabei immer das Zentrum des Interesses. Bereits aus Björns Kinderzimmer in Västervik sei durchweg Geklimper gekommen, nachdem er seine erste Gitarre geschenkt bekommen habe, erzählt seine Schwester Eva in einer Aufnahme im Abba-Museum.

Als Leadsänger und Gitarrist der Folk-Band «The Hootenanny Singers» mauserte sich der Musikliebhaber Ulvaeus in den 60er Jahren zu einem nationalen Teenie-Idol. In dieser Zeit läuft er erstmals auch Benny Andersson über den Weg, mit dem er später etliche Abba-Lieder komponieren sollte. Die beiden werden Freunde, die die Musik lieben und das Aufnahmestudio später zu ihrem zweiten Zuhause machen.

Ende der 60er Jahre lernen Benny und Björn ihre späteren Ehefrauen Anni-Frid «Frida» Lyngstad und Agnetha Fältskog kennen. Auf einer gemeinsamen Reise nach Zypern bemerken die vier Nordlichter 1970 bei einem spontanen Konzert vor Soldaten, wie gut ihre musikalischen Talente miteinander harmonieren. Vier Jahre später gewinnen sie mit «Waterloo» den Eurovision Song Contest und werden in der Folge zu Weltstars. In der Abbamania gibt es schnell kein Halten mehr: «SOS», «Mamma Mia», «Fernando» und «Dancing Queen» schlagen wie zahlreiche weitere Hits ganz oben in den internationalen Charts ein. Abba mit seiner kreativen Schaltzentrale Ulvaeus begeistert Millionen Menschen in aller Welt, Tournees führen die Band bis nach Australien.

Zu diesem Zeitpunkt sind Björn und Agnetha bereits mehr als bloß zwei ineinander verliebte Bandmitglieder: Schon auf Zypern hatten sich die beiden verlobt, 1971 folgt die Hochzeit in Südschweden - mit Benny Andersson an der Kirchenorgel. Im Jahr vor dem ESC-Erfolg kommt ihr erstes Kind Linda zur Welt. Während Abba einen Nummer-eins-Hit nach dem nächsten landet, folgt im Hause Ulvaeus-Fältskog 1977 mit Christian das zweite gemeinsame Kind. Doch die Ehe zur schönen Agnetha hält der intensiven Abba-Zeit nicht stand: Die beiden trennen sich, lassen sich 1980 scheiden, machen jedoch weiter Musik miteinander. Doch Ende 1982 ist auch für Abba Schluss.

Schon wenige Tage nach der Scheidung mit Fältskog tritt mit Lena Källersjö eine neue Liebe in Ulvaeus' Leben. «Ich bin nur für eine Woche Single gewesen nach der Scheidung von Agnetha, als ich Lena getroffen habe», sagt der Musiker damals der Zeitung «De Telegraaf». «Als sich Agnetha und ich getrennt haben, wusste ich sofort, dass ich mich wieder verlieben werde. Ich habe erkannt, dass ich für das Leben eines Junggesellen nicht gemacht bin.» 1981 heiratet Ulvaeus seine Lena, später bekommen die beiden zwei Kinder. Sie leben bis heute glücklich zusammen in Stockholm.

Und dann wären da noch die neuen Abba-Songs, die schon im April 2018 angekündigt worden waren. Abba-Fans warten sehnlichst auf die Veröffentlichung von «I Still Have Faith In You» und «Don't Shut Me Down», die aber mehrmals verschoben wurde. Ulvaeus sagte der dpa zuletzt, sie kämen «definitiv» im Jahr 2020. Positive Zeichen dazu waren erst vor wenigen Tagen aus dem schwedischen Radio zu hören: Im Morgenprogramm «Morgonpasset i P3» sagte der in Schweden bekannte Moderator Mark Levengood, er habe «drei der neuen Abba-Songs» gehört. «Sie sind fantastisch, so viel kann ich sagen, ohne zu viel zu sagen», meinte Levengood. Ruhig scheint es im Leben von Björn Ulvaeus also auch mit 75 nicht zu werden.

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