Ukraine-Krise belastet auch den Sport

DFB: «Sehr heikle Situation»

Vor dem Champions-League-Spiel Zenit St. Petersburg - RB Leipzig. Blick in die Gazprom-Arena während des Abschlusstrainings. Foto: Jan Woitas/dpa-zentralbild/dpa
Vor dem Champions-League-Spiel Zenit St. Petersburg - RB Leipzig. Blick in die Gazprom-Arena während des Abschlusstrainings. Foto: Jan Woitas/dpa-zentralbild/dpa

BERLIN: Ein Krieg zwischen Russland und der Ukraine würde auch den Sport in der Krisenregion voll treffen. Europa-Parlamentarier fordern die UEFA unmissverständlich auf, Russland das Champions-League-Finale zu entziehen und die Kooperation mit Hauptsponsor Gazprom zu beenden.

Die dramatische Zuspitzung im Russland-Ukraine- Konflikt trifft auch den Sport und hat bei der Politik, Verbänden und Vereinen besorgte Reaktionen ausgelöst. Schon am Tag nach der Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland wurden Forderungen nach einer Verlegung des Champions-League- Finales (28. Mai) aus der russischen Millionenmetropole St. Petersburg laut. Auch in der Ukraine stehen Wettbewerbe auf der Kippe, Handballspiele wurden schon ins Ausland verlegt.

Die Europäische Fußball-Union sollte Russland das Champions-League-Finale entziehen und die Kooperation mit Hauptsponsor Gazprom beenden. Dies forderten Mitglieder des Europaparlaments in Straßburg in einem am Dienstag veröffentlichten Offenen Brief an die UEFA und ihren Präsidenten Aleksander Ceferin. Die Zeiten, in denen man die Situation nur kontinuierlich beobachte, seien vorbei. «Die UEFA muss jetzt handeln», wird in dem Schreiben gefordert.

Auch der britische Premier Boris Johnson forderte die UEFA zur Verlegung des Finales auf. «Keine Chance, Fußballturniere in einem Russland abzuhalten, das in souveräne Staaten einmarschiert», sagte Johnson am Dienstag im Parlament in London. «In diesem kritischen Moment ist es absolut entscheidend, dass Präsident (Wladimir) Putin versteht, dass das, was er tut, eine Katastrophe für Russland bedeutet.» Außenpolitiker Tom Tugendhat schlug ebenfalls scharfe Töne an. «Das ist eine beschämende Entscheidung. Die UEFA sollte einer gewalttätigen Diktatur nicht Deckung bieten», twitterte der konservative Politiker zum Festhalten an St. Petersburg.

«Die UEFA beobachtet die Situation genau und wird gegebenenfalls zu gegebener Zeit eine Entscheidung treffen», teilte der Verband am Dienstagabend mit.

Die dringende Frage nach Sponsor Gazprom dürfte sich jetzt schon stellen. Das russische Energieunternehmen ist seit Jahren enger Partner des Kontinentalverbandes und auch bei Europameisterschaften prominent in den Stadien platziert. Dies könnte auch bei der nächsten EM im Sommer 2024 in Deutschland der Fall sein.

«Es ist eine sehr heikle Situation, die sich stündlich ändern kann und die wir natürlich alle im Blick haben», sagte DFB- Interimspräsident Rainer Koch der ARD-«Sportschau» und betonte: «Aktuell geht es um die Sicherung des Weltfriedens und damit um weitaus Wichtigeres als Fußball. Etwaige Folgen für den Fußball wird die UEFA gegebenenfalls kommunizieren.»

Mit Blick auf internationale Spiele des russischen Meisters Zenit St. Petersburg teilte die UEFA mit, sie sei in engem Kontakt mit den betroffenen Verbänden und Vereinen. «Derzeit ist vorgesehen, dass alle Spiele wie geplant stattfinden», hieß es. Zenit trifft am Donnerstag im Europa-League-Rückspiel in Spanien auf Betis Sevilla. Derweil wurde das für den 2. März angesetzte UEFA-Youth-League-Spiel zwischen Dynamo Kiew und Sporting Lissabon auf den 9. März verschoben.

Das Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs soll am 28. Mai in St. Petersburg stattfinden, der Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. «The Sun» brachte schon das Wembley- Stadion ins Gespräch. Die Chancen für die Londoner Arena würden deutlich steigen, schrieb das Boulevardblatt am Dienstag, wenn zwei englische Teams das Champions-League-Endspiel erreichen. Derzeit sind noch Manchester City, der FC Chelsea, FC Liverpool und Manchester United im Wettbewerb.

Der von Gazprom gesponsorte Zweitligist FC Schalke 04 verfolgt die politische Lage in Osteuropa «mit großer Sorge». Das erklärte der Verein in einer Stellungnahme der Vereinsführung. Ob der Club Konsequenzen zieht, ist noch offen. «Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren - zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen», hieß es.

Die Europäische Handball-Föderation wird wegen der eskalierenden Situation in den kommenden vier Wochen keine internationalen Spiele in der Ukraine ausrichten. So soll Männermeister Motor Saporoschje seine beiden Heimspiele in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (1. März) und den FC Barcelona (3. März) in neutraler Halle im slowakischen Presov spielen.

Der Volleyball-Weltverband FIVB denkt aktuell nicht darüber nach, Russland die Männer-WM 2022 zu entziehen. «Der FIVB ist der Meinung, dass Sport immer von Politik getrennt bleiben sollte, aber wir beobachten die Situation genau, um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Teilnehmer an unseren Veranstaltungen zu gewährleisten, was unsere oberste Priorität ist», teilte der Weltverband mit.

In der russischen Olympia-Stadt Sotschi soll am 25. September der Formel-1-Grand-Prix gestartet werden und 2023 in Russland bleiben - in St. Petersburg. Hauptsponsor des Haas-Teams von Mick Schumacher ist das russische Bergbauunternehmen Uralkali.

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Jürgen Franke 23.02.22 19:10
Direkte Demokratie
Bei der Ausschreibung der Olympischen Spielen hat seinerzeit die Bevölkerung von Bayern und Hamburg gegen die Austragung gestimmt. Grundsätzlich hat Herr Roeper dazu ausreichend die Hintergründe beschrieben
Jürgen Franke 23.02.22 19:00
Herr Mayer, bleiben Sie realistisch,
auch wenn es Ihnen offensichtlich sehr schwerfällt. Nach dem Krieg mußte erst die Wirtschaft wieder aufgebaut werden und Arbeitsplätze geschaffen werden. Ihre Vorfahren haben den Sportlern im Olympia Stadion genauso zugejubelt, wie tausende Menschen auch. Versuchen Sie nicht die Geschichte zu verdrehen.
Sicherlich werden Sie auch nicht wahrhaben wollen, dass die Menschen in Deutschland der Staatsführung 1940 zugejubelt hat, als nach Polen auch Frankreich besetzt wurde, denn jetzt wollten sich alle Männer freiwillig zum Militär melden. Lesen Sie die Vita von Helmut Schmidt. Was Propaganda aus Menschen macht, erkennen Sie z.Zt. an der Pandemie. Alle sollen sich impfen lassen, nur weil der Staat es so will.
Klaus Roeper 23.02.22 18:50
@N.Mayer Warum ?
Erstmal ganz herzlichen Dank für Ihren Kommentar !
Ich bin voll und ganz Ihrer Meinung!
Die Sportler z. B Olympia haben jahrelang dafür trainiert !
Sie wollen Ihre Leistung dann auch zeigen.
Die können überhaupt nichts dafür.
Die werden populistisch vor den Karren gespannt .
Es geht um Macht , Geld und Einfluss und Eitelkeiten, Märkte, Eitelkeiten der Machthaber.....
Es ist im Grunde Schattenwirtschaft mit mafiösen Strukturen.
Mit dieser Aussage lehne Ich mich schon sehr weit raus.
Es fehlt einfach die Transparenz der Wettbewerbsvergabe von Sportgrossereignissen International.
Seien sie gegrüsst und Mir gewogen !
Ich bedanke Mich ausdrücklich für Ihre sachliche Fragestellung.
MfG.
Klaus Röper



Klaus Roeper 23.02.22 17:20
Warum
dann Fussball WM in Russland, Olympische Spiele in China, Champinsleague Endspiel in Russland und bald WM in Katar ?
Sport zur Imagepflege von Autokraten, Diktatoren, Killerscheichs............ekelhaft.
Jürgen Franke 23.02.22 17:00
Herr Mayer, es ist davon auszugehen,
dass Ihnen bekannt ist, dass Deutschland den Krieg erst drei Jahre später begonnen hat. Die sportliche Welt hat mit großer Begeisterung 1936 an der Olympiade teilgenommen. Ein Mißbrauch hier zu deuten, verlangt viel Phantasie.
Wichtiger wäre zu hinterfragen, wie es zur Auswahl dieser Länder für Fußball und Olympia überhaupt kommt.
Beat Sigrist 23.02.22 13:20
Solange Russland
auf dem Kriegspfad wandelt, müssen zwingend auch die sportlichen Verbindungen zu ganz Russland ausgesetzt werden. Selbstverständlich müssen alle Sponsoren aus Russland ebenfalls auf der Liste gestrichen werden.
Heinz Bergmann 23.02.22 13:10
Sport soll Sport bleiben ....
aber
- nicht in Ländern die aktiv Krieg führen und andere nationale Hoheitsgebiete verletzten !
Somit definitiv kein UEFA Finale in St.Petersburg, kein Sotchi usw...

- keine Sponsorwerbung von russ. Firmen: sorry Schalke, sorry Chelsea, sorry Haas F1, usw.

Soviel Loyalität sollte von UEFA, Handball, Volleyball, F1 u.v.m zu erwarten sein ! Zeigen wir nicht Karte haben wir in 2 Jahren das nächste Problem am Kaukasus, danach Baltikum und dann gibt es sicherlich auch in Polen noch ein paar prorussische Separatisten.