Tschads Machthaber verkündet Kandidatur

General Mahamat Idriss Deby (C) sitzt in der ersten Reihe, als er dem Staatsbegräbnis für den verstorbenen tschadischen Präsidenten Idriss Deby in N'Djamena beiwohnt. Foto: Epa/Christophe Petit Tesson / Pool
General Mahamat Idriss Deby (C) sitzt in der ersten Reihe, als er dem Staatsbegräbnis für den verstorbenen tschadischen Präsidenten Idriss Deby in N'Djamena beiwohnt. Foto: Epa/Christophe Petit Tesson / Pool

N'DJAMENA: Dass Übergangspräsident Déby zur Wahl antritt, überrascht niemanden. Die Ankündigung kommt aber in einer angespannten Lage. Kurz zuvor griff die Armee gegen Oppositionelle auch in Débys Familie durch.

Nach rund drei Jahren an der Macht hat Tschads Übergangspräsident General Mahamat Idriss Déby Itno seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im Mai verkündet. Er äußerte sich dazu in einer Zeremonie am Samstag - wenige Tage, nachdem ein mit Déby verwandter Oppositionsführer von Regierungskräften getötet und Débys Onkel, General Saleh Déby, festgenommen wurde. «Nach ruhigem und gründlichem Nachdenken» habe er sich entschlossen, der Nominierung durch seine Anhänger in der Partei seines Vaters Folge zu leisten, erklärte Déby vor Hunderten jubelnden Anhängern in der Hauptstadt N'Djamena. Die Ereignisse kommentierte Déby nicht.

Mahamat Déby hatte 2021 nach dem Tod seines Vaters, Langzeitherrscher Idriss Déby, die Macht in dem zentralafrikanischen Staat mit rund 18 Millionen Einwohnern übernommen. Ex-Kolonialmacht Frankreich, für das der Tschad ein wichtiger militärischer Partner ist, unterstützte Déby als Übergangspräsident. Im Herbst 2022 ließ Déby Demonstrationen der Opposition blutig niederschlagen, berief deren damaligen Anführer aber mittlerweile zum Premierminister.

Am Dienstagabend wurde der 6. Mai als Wahltermin verkündet. Kurz danach eskalierte Gewalt zwischen Regierungskräften und Anhängern von Débys Cousin Yaya Dillo, der nach offiziellen Angaben in seiner Parteizentrale getötet wurde. Zuvor sollen seine Anhänger das Gebäude der Sicherheitsbehörde angegriffen haben. Bei den Vorfällen gab es nach staatlicher Darstellung Dutzende Tote und Verletzte.

Dillo, der zur Wahl antreten wollte, galt als Rivale innerhalb der Eliten der Zaghawa-Ethnie, die unter Débys Vater zwischen 1990 und 2021 ihre Macht über das Land gefestigt hatte. Die Zaghawa sind unter anderem in der Frage darüber gespalten, welche Seite im Konflikt im benachbarten Sudan unterstützt wird. In der Region Darfur leben Zaghawa, die mit der sudanesischen Armee alliiert sind. Déby unterstützt Experten zufolge aber die Paramilitärs der RSF, denen schwere Menschenrechtsverbrechen bis hin zu ethnischen Säuberungen in Darfur vorgeworfen werden. Dillo hatte dieser Unterstützung widersprochen. Débys festgenommener Onkel General Saleh Déby hatte sich jüngst Dillos Partei angeschlossen.

Die Lage in der Hauptstadt N'Djamena hatte sich nach der Gewalt von Mittwoch wieder beruhigt. Am Freitagabend wurde die Internetverbindung wiederhergestellt, die im Tschad seit Mittwoch ohne offizielle Angaben dazu gesperrt worden war. Die von Schüssen der Armee schwer beschädigte Parteizentrale von Dillos Partei wurde am Freitag abgerissen.

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