Superstar dank «Dr. House»

Hugh Laurie wird 60

Foto: epa/Robin Van Lonkhuijsen
Foto: epa/Robin Van Lonkhuijsen

LONDON (dpa) – Als eigenwilliger Fernseharzt wurde er mit der Serie «Dr. House» weltberühmt, doch eigentlich ist er ein Multitalent: Musiker, Sportler, Autor. Nun wird der britische Schauspielstar Hugh Laurie 60.

Hugh Laurie liebt das rasante Motorradfahren. Es sei eine Art Reinigungsprozess, sagte er dem amerikanischen Radiosender «NPR»: «Sorgen werden fast buchstäblich von Ihrem Körper weggeblasen.» Dabei hat er eigentlich gar keinen Grund für Sorgen. Die Queen ehrte ihn erst kürzlich, seine Arbeit als Schauspieler und Produzent wurde mehrfach ausgezeichnet, er brachte zwei Bluesalben heraus, schrieb zwei Bücher. Doch der große, schlaksige Star versteckt eine Denkerseele hinter Bescheidenheit und Selbstironie. Am Dienstag (11. Juni) feiert er seinen 60. Geburtstag.

Geboren wurde Hugh Laurie in eine Akademikerfamilie. Der Vater arbeitete als Bezirkskommissar im Sudan, bevor er sich als Hausarzt in Oxford niederließ. Mit ihm verstand sich Laurie besser als mit seiner Mutter, die starb, als er Anfang 30 war. Sie hatten ein schwieriges Verhältnis, gestand er dem Magazin «GQ» zwei Jahre nach ihrem Tod.

Auf der Privatschule Eton konnte er sich nicht entscheiden, was er studieren sollte, und ließ sich sogar Bewerbungsformulare von der Polizei in Hongkong zuschicken. Es wurde dann doch Anthropologie in Cambridge, doch er machte nie einen Abschluss. Stattdessen stürzte sich der begeisterte Ruderer in eine Karriere als Schauspieler. Im berühmten Studenten-Theaterclub Footlights lernte er Stephen Fry kennen, mit dem er die Sketch-Show «A Bit of Fry And Laurie» fürs Fernsehen kreierte. Zeitgleich wurstelte er sich durch zahlreiche Episoden der britischen Comedy-Serie «Blackadder» an der Seite von «Mr. Bean»-Darsteller Rowan Atkinson. Dann kam die P.G. Wodehouse-Serie «Jeeves and Wooster – Herr und Meister», die inzwischen zum Klassiker geworden ist.

Berühmt wurde Hugh Laurie schließlich mit seiner Darstellung des sardonischen, humpelnden Diagnostikers Dr. House in der gleichnamigen Fernsehserie, die in Deutschland 2006 anlief. Der Ablauf ist immer derselbe: Ein Patient mit bizarren Symptomen wendet sich an einen streitsüchtigen, aber genialen Arzt, der kurz vor Ende der Sendung endlich die ungewöhnliche Ursache für das Leiden herausfindet.

Laurie wollte die Rolle unbedingt haben und bereitete sich intensiv auf das Vorsprechen vor. Er sei tagelang in seinem Hotelzimmer in Los Angeles mit einem Regenschirm als Gehstock umhergehumpelt, berichtete er «NPR»: «Bis ich wusste, dass ich nicht darin geschlagen werden konnte, es so zu machen, wie ich wollte - egal wie eingeschüchtert ich war. Ich probte mich sozusagen in den Boden.»

Zeitweise war Laurie einer der weltweit am häufigsten gesehenen TV-Darsteller und einer der bestbezahlten. Als Dr. House wurde er mehrmals für den Emmy nominiert und gewann zwei Golden Globes. Fans und Macher schätzen an der Show, dass sie den Weg für Kultserien wie «Sherlock Holmes», «Breaking Bad» oder «House of Cards» bahnte, mit einem brillanten Protagonisten.

2016 spielte er in der Spionageserie «The Night Manager» Tom Hiddlestons Widersacher, einen reichen und skrupellosen Waffenhändler. John Le Carré-Fan Hugh Laurie verschlang die gleichnamige Romanvorlage bereits vor zwanzig Jahren, erzählte er dem Magazin «GQ»: «Ich war ungefähr beim dritten Kapitel. Ich erinnere mich, dass ich den Hörer abnahm und versuchte, ein Vorkaufsrecht für die Filmrechte zu arrangieren - das einzige Mal, dass ich das jemals getan habe.»

Seit Laurie eine Gastrolle in der Politsatire-Serie «Veep» hatte, arbeitet er immer wieder mit Regisseur Armando Iannucci zusammen: Erst spielt er in Iannuccis Dickens-Verfilmung «The Personal History of David Copperfield» mit, die Ende 2019 in die Kinos kommen soll. 2020 wird er dann den Kreuzfahrtkapitän in dessen Weltraumkomödie «Avenue 5» geben - wieder eine Serie. «Ich habe mein Leben lang von Anfang bis Ende ein derart außerordentliches Glück gehabt», sagte Hugh Laurie dem «Guardian», «dass ich fast jeden Tag damit rechne, dass ein Klavier auf meinen Kopf fällt, um das Gleichgewicht wieder herzustellen.»

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