Süßer die Kassen nie klingeln...

Süßer die Kassen nie klingeln...

Süßer die Kassen nie klingeln als zu der Weihnachtszeit... Auch in diesem Jahr dürfte der Kaufrausch sich ungehindert ausbreiten. Und wer irgend kann, wird sich daran beteiligen, um sich sein Stück vom Kuchen zu sichern. Nicht nur in Europa und in den Staaten. Die Thailänder haben längst begriffen, dass christliche Feste ein großes Potential für ihre Geschäfte beinhalten. Auch wenn sich ihnen der religiöse Hintergrund dieser Feste nicht immer erschließt. Ihnen geht es um Sanuk, Sabai, Suay, vor allem aber um das Geschäft.

 Der Farang, der dem Weihnachtsrummel entkommen wollte, wischt sich verwundert die Augen: Hier ist es ja fast schlimmer als zuhause, nur eine Nummer größer. Die Hotelzimmer sind wieder belegt trotz heftiger Aufschläge. Auch die Preise für das obligatorische Festmenü haben sich im Vergleich zu den Vormonaten plötzlich verdoppelt. Hoppla, was kostet die Welt?

 Puten und Gänsen geht es an den Kragen. In einigen Ländern sind andere Schlächter dabei, ihr grausames Spiel fortzusetzen. Weihnachten hin oder her, Kriege haben ihre eigenen Gesetze. Und auch das Fest der Liebe, zu dem wir Farangs vor Kälte und Schnee hierher geflüchtet sind. Wir setzen uns eine der lächerlichen Zipfelmützen des Weihnachtsmannes auf den Kopf und feiern bei hochsommerlichen Temperaturen unter Palmen am Strand. Bitte ein Foto für die Daheimgebliebenen. Ihr Neid macht uns glücklich. Dabei denke ich besonders an meine geizige, leichtbehinderte Tante Ilse in Köln, die allen gesunden Mitmenschen ihr Glück missgönnt. Sie ahnt ja nicht einmal, dass es Millionen Gönner in aller Welt gibt, die sich beschenken, indem sie einen Teil ihres Weihnachtsgeldes für Ärmere, für Kranke oder Hilflose spenden. Auch ich werde in diesem Jaht auf eine größere Geburtstagsfeier verzichten, die wie immer auf den ersten Weihnachtstag fällt. Die eingesparte Summe geht an Human Help Network, eine private deutsche Hilfsorganisation, die das Orphanage in Pattaya unterstützt. Mit den Waisenkindern, mit den Straßenkindern, mit den blinden und taubstummen Kindern, die hier untergebracht sind, habe ich vor einigen Jahren, als ihr Gründer, Father Brennan noch lebte, das Weihnachtsfest gefeiert. Es war eines der schönsten Feste meines Lebens. In die glücklichen Augen und Gesichter all dieser benachteiligten Kinder zu blicken hat mich sehr berührt.

Auch in diesem Jahr werden wieder unzählige Menschen hungern, frieren oder sterben, und die Welt wird sich weiterdrehen:

Kassen mit heiligem Klang klingeln die Erde entlang.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern des FARANG frohe Weihnachten und ein glückliches und gesundes neues Jahr.

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