Staaten beraten nach Fristablauf über Umgang mit Tiefseebergbau

Symbolfoto: Pixabay/12019
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KINGSTON: Wichtige Gespräche zum Umgang mit dem Tiefseebergbau nach Verstreichen einer Frist haben bei der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA) begonnen. Die zweiwöchige Sitzung des ISA-Rats ging am Montag am Sitz der Behörde in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston los, wie per Livestream zu sehen war.

Erstmals können nun Anträge, Rohstoffe zu kommerziellen Zwecken am Boden internationaler Gewässer abzubauen, bei der ISA gestellt werden. Bei der Sitzung wird zu klären sein, wie ohne geltende Regeln über die Anträge entschieden werden soll. Am Sonntag war die Frist verstrichen, den Tiefseebergbau zu regulieren. Von einer Einigung auf ein Regelwerk schienen die 36 Mitgliedstaaten des ISA-Rats angesichts komplizierter Detailfragen zuletzt noch weit entfernt.

Als Sponsor eines Tochterunternehmens des kanadischen Konzerns The Metals Company hatte der Pazifikstaat Nauru 2021 angekündigt, einen Antrag auf Tiefseebergbau zu stellen, und damit nach einer Klausel des UN-Seerechtsübereinkommens die Zweijahresfrist ausgelöst.

Konkret geht es um den Abbau von Manganknollen auf dem Meeresboden im Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii, in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ). Die Knollen enthalten Rohstoffe, die in der Herstellung von Batterien etwa für Elektroautos verwendet werden könnten - Studien stellen ihre Notwendigkeit für die Energiewende allerdings infrage. Erst Ende Mai registrierten Forscher in der Tiefsee der CCZ rund 5000 bisher unbekannte Arten.

Angesichts verschiedener möglicher Schäden am Meeresökosystem fordern viele Experten und einige Staaten - darunter Deutschland -, keinen Tiefseebergbau zuzulassen, bis die potenziellen Folgen besser erforscht worden sind. Manche Länder wollen aber vorpreschen. In Norwegens Parlament soll demnächst ein Regierungsvorschlag diskutiert werden, eine Fläche der eigenen Gewässer fast von der Größe Italiens zu nutzen, um Rohstoffe für die Energiewende zu gewinnen.

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