Nach Attentat auf Fico weiter Spannungen in der Slowakei

Verdächtige im Zusammenhang mit den Schüssen auf den slowakischen Premierminister Robert Fico werden dem Gericht vorgeführt. Foto: epa/Jakub Gavlak
Verdächtige im Zusammenhang mit den Schüssen auf den slowakischen Premierminister Robert Fico werden dem Gericht vorgeführt. Foto: epa/Jakub Gavlak

BRATISLAVA: Nach dem Attentat auf den slowakischen Ministerpräsidenten Fico stellt der Innenminister die Einzeltäter-These infrage. Zwischen den Parteien gibt es weiter Spannungen.

Der Mann, der am Mittwoch den slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico lebensgefährlich verletzt hat, ist möglicherweise doch kein Einzeltäter. Es gebe dafür Indizien, sagte Innenminister Matus Sutaj Estok am Sonntag vor Journalisten in Bratislava. «Wir haben ein Ermittlerteam zusammengestellt, das auch mit der Version arbeiten wird, dass es sich nicht um einen einsamen Wolf handelte.»

Eins der Indizien sei, dass der vollständige Inhaltsverlauf der Facebook-Seite des Täters zwei Stunden nach seiner Festnahme gelöscht worden sei. Er sei zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Polizei gewesen und habe selbst keinen Zugang zu der Seite gehabt. Auch seine Frau habe in diesem Augenblick nicht darauf zugreifen können, erklärte der Minister.

Sutaj Estok richtete eine Warnung an «alle Tastatur-Helden», die das Attentat auf den 59 Jahre alten Regierungschef im Internet guthießen oder weitere Hassbotschaften und Gewaltaufrufe verbreiteten. Die Polizei werde schonungslos gegen alle solche Hetzer vorgehen, sie finden und für ihre Bestrafung sorgen.

Unterdessen wurde immer unwahrscheinlicher, dass ein von Präsidentin Zuzana Caputova und ihrem gewählten Nachfolger Peter Pellegrini für Dienstag geplanter Runder Tisch der Parlamentsparteien zustande kommt. Der Runde Tisch sollte politische Spannungen zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien abbauen und helfen, die Polarisierung der Gesellschaft zu mindern. Pellegrini sagte in einer Video-Botschaft an die Bevölkerung, anscheinend sei «die Zeit noch nicht reif dafür». Einige Politiker hätten «gezeigt, dass sie selbst nach einer solchen Tragödie nicht fähig zur Selbstbesinnung sind».

Pellegrini bezog sich dabei auf «unappetitliche Angriffe» von Politikern auf Konkurrenten - diese hätten wesentlich zu den Spannungen in der Gesellschaft beigetragen. Der Sozialdemokrat Pellegrini hatte Anfang April die Präsidentschaftswahl gewonnen. Er folgt am 15. Juni der amtierenden liberalen Amtsinhaberin Caputova als Staatsoberhaupt nach.

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