Selbstmordanschlag vor Sufi-Schrein

Tote und Verletzte

Foto: epa/Stringer
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LAHORE (dpa) - In der ostpakistanischen Metropole Lahore hat sich am Mittwoch ein Selbstmordattentäter vor dem Eingang eines bedeutenden Sufi-Schreins in die Luft gesprengt. Nach Angaben des örtlichen Polizeichefs riss er zehn Menschen mit in den Tod, Dutzende wurden verletzt. Laut dem Gesundheitsministerium der Provinz waren mehrere der Verletzten in Lebensgefahr.

Der Angreifer hatte den Beamten zufolge seine Sprengstoffweste nahe einem Polizeiwagen gezündet, als er von Sicherheitskräften vor dem Data-Darbar-Schrein gestoppt wurde. Mindestens sechs der Toten und mehrere der Verletzten seien Polizisten gewesen.

Nach Angaben des Informationsministers der Provinz, Samsam Bokhari, waren zum Zeitpunkt des Anschlags viele Gläubige in der Haupthalle des Komplexes. «Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn es dem Angreifer gelungen wäre, hineinzugelangen», sagte Bokhari.

Zu dem Anschlag bekannte sich die pakistanischen Talibangruppe Hizb ul-Ahrar. Dieselben Radikalislamisten zeichneten unter dem Namen Jamaat ul-Ahrar für den schweren Anschlag in Lahore 2016 verantwortlich, bei dem 70 Menschen starben. Damals sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Park in die Luft, in dem christliche Familien das Osterfest feierten. Anschlagsziele der Gruppe sind außer Staatsbediensteten auch Andersgläubige oder Muslime, die sie als Ketzer empfinden.

Data Darbar ist einer der größten Sufi-Schreine in Südasien, den jeden Tag mehrere Tausend Menschen besuchen. Der Sufismus ist eine mystische Auslegung des Islam. Bei Gebeten kommen auch Tänze und Musik zum Einsatz. Weil Fundamentalisten wie die Taliban oder der IS dies als unislamisch auslegen, sind Sufi-Schreine schon früher zum Ziel von Angriffen geworden. Sie werden mittlerweile stark bewacht. Im Jahr 2010 waren bei einem Anschlag auf den Data-Darbar-Schrein rund 50 Menschen getötet worden.

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