Schwur beim Schweizer Frauenstreik

​Weiterkämpfen bis zum Ziel!

Ein Mann fährt mit dem Fahrrad über die Münsterbrücke in Zürich. Foto: epa/Michael Buholzer
Ein Mann fährt mit dem Fahrrad über die Münsterbrücke in Zürich. Foto: epa/Michael Buholzer

BERN: In Schweizer Städten sind am Mittwoch Zehntausende Frauen für Lohngleichheit, bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf und gegen sexuelle Belästigungen auf die Straße gegangen. Gemeindebehörden wie etwa in Genf gaben Mitarbeiterinnen am Mittwoch für die Teilnahme am sogenannten Frauenstreik frei.

Vor dem Parlament in Bern schworen mehr als tausend Demonstrantinnen bei einer Kundgebung symbolisch einen feministischen Eid: «Wir schwören, dass wir so lange für die Gleichstellung aller Menschen in diesem Land kämpfen werden, bis diese erreicht ist», hieß die Formel. Die Regierung solle für Kinderbetreuung so viel Geld bereitstellen wie für die Rettung der Bank Credit Suisse, verlangten Rednerinnen. Sie wurde mit der Übernahme durch die Konkurrentin UBS vor einem drohenden Kollaps bewahrt. Dafür hatte die Regierung Garantien von umgerechnet gut 100 Milliarden Euro bereitgestellt.

Der erste Schweizer Frauenstreik fand 1991 statt. Daran nahm eine halbe Million Menschen teil, die damals größte Demonstration seit Jahrzehnten. Frauen protestierten auf den Tag genau zehn Jahre nach einer Volksabstimmung, die für den neuen Verfassungsartikel «Gleiche Rechte für Mann und Frau» sorgte. Nach Meinung der Frauen hatte sich nicht genug geändert. Nach der Aktion verabschiedete das Parlament verbindliche Regeln für die Umsetzung des Gleichstellungsartikels. Der zweite Schweizer Frauenstreik fand 2019 statt. Wenige Monate später stieg nach den Wahlen die Frauenquote im Parlament von 32 auf 42 Prozent. Seitdem fanden jeweils am 14. Juni kleinere Aktionen zur Unterstreichung der Gleichstellungsforderungen statt.

Die Organisatorinnen aus den Gewerkschaften sprachen neu von einem «feministischen Streik» statt einem Frauenstreik. Das missfiel konservativeren Parteien, die deshalb anders als in früheren Jahren dieses Mal nicht zur Teilnahme am Frauenstreik aufgerufen hatten.

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