Schwitzen Sie auch so stark?

Schwitzen Sie auch so stark?

Macht die Hitze Ihnen auch zu schaffen oder haben Sie sich daran gewöhnt?

Schwitzen kann sehr unangenehm sein. So notwendig wie diese Körperfunktion für den Wärmeausgleich auch ist, wenn sie übermäßig wird und zur Hyperhidrose führt, kann sie die Lebensqualität eines Menschen erheblich beeinträchtigen.

In Deutschland hatte ich einen jungen Mitarbeiter, der bereits bei 20 Grad schweißnass war.

Unmöglich für ihn, in Thailand Urlaub zu machen. Alle Medikamente, die er verschrieben bekam, halfen nichts. Wenn er nicht täglich sechs Liter Wasser getrunken hätte, wäre er ausgetrocknet.

Von einem anderen Fall habe ich durch das Fernsehen erfahren: Der Betroffene hatte überall am Körper vergrößerte Schweißdrüsen, die unablässig Flüssigkeit absonderten. Er wurde von einem Facharzt zum nächsten geschickt, immer wieder erneut durchgecheckt und musste sich etlichen Therapien unterziehen. Schließlich gaben die Ärzte auf. Diagnose: unheilbar. Trotzdem stopften sie ihn nach wie vor mit Tabletten voll. Dieser Patient verlor seinen Arbeitsplatz, wurde als schwerbehindert eingestuft und verstarb mi 45 Jahren. Durch die ZDF-Sendung war er als „der Schwitzer“ bekannt geworden, sein Leiden als „Schwitzerkrankheit“ bezeichnet.

Hier in Thailand bin ich durch Zufall einem Herrn begegnet, der Abend für Abend allein seines Weges ging. Ich kannte ihn bis dahin nicht. Aber wenn er mich sah, grüßte er stets mit einem freundlichen Lächeln. Immer häufiger sahen wir uns, und eines Abends streckte er mir seine nasse Rechte entgegen. Ich versuchte, diese Berührung zu vermeiden, indem ich ihm einen Wai entbot.

Aber er ließ nicht locker, bis ich ihm widerstrebend auch meine Hand reichte. Klitschnass. Eklig.

Er sagte, er habe meine Bücher gelesen und setzte sich zu mir an den Tisch „Auch Ihre Kolumnen im FARANG habe ich viele Jahre sehr inte­ressiert gelesen“, fügte er hinzu und lud mich zu einem Glas Wein ein. Ich überlegte, wie ich ihn davon überzeugen könnte, dass ein Wai wesentlich hygienischer wäre als ein Händedruck und ihn gleichzeitig vor Situationen bewahren würde, die für beide Seiten unerfreulich sind. Um nicht direkt dieses Thema anzusprechen, berichtete ich ihm, dass Hunde, aber auch andere Tierarten ihre Körpertemperatur durch Hecheln regeln. Seine spontane Erwiderung war: „Dann wäre ich gerne mein eigener Hund. Wissen Sie, übermäßiges Schwitzen macht sehr einsam.“

Danach habe ich diesen etwa sechzigjährigen, sehr sympathischen Schweizer längere Zeit nicht mehr gesehen, da ich mich in meiner alten Heimat aufhielt. Als er mich dann nach meiner Rückkehr wiedersah, kam er erfreut auf mich zu. Nein, er streckte mir nicht seine Hand entgegen, sondern begrüßte mich mit einem Wai. Er habe inzwischen eingesehen, dass ein Wai in den wärmeren Ländern die richtigere Art der Begrüßung sei, sagte er mir.

Jetzt sehe ich ihn abends oft auch mit anderen Leuten flanieren. Er ist nicht mehr allein.

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